„kulturMontag“ über alternative Kultur-Strategien in der Corona-Krise, Diagonale auf Flimmit, „Virolution“

Außerdem: Dokus „Marjana Gaponenko – Die Zauberin von Oz“ und aus dem Diagonale-Programm „Dieser Film ist ein Geschenk“

Wien (OTS) – Die Auswirkungen des Coronavirus sind überall spürbar, auch der heimische Kulturbetrieb und seine Künstlerinnen und Künstler sind von den Maßnahmen gegen die weitere Ausbreitung der Pandemie stark betroffen. Wie die Szene damit umgeht und welche Strategien Kulturschaffende sich überlegt haben, zeigt der von Martin Traxl präsentierte „kulturMontag“ am 23. März 2020 um 22.30 Uhr in ORF 2. In der Sendung zu Wort kommen auch die beiden Diagonale-Leiter Sebastian Höglinger und Peter Schernhuber, die in der Krise ebenfalls neue Wege beschreiten und auf der ORF-VoD-Plattform „Flimmit“ ihre „unvollendete“ Ausgabe des für heuer abgesagten Filmfestivals präsentieren wollen. Einer der Filme, der nächste Woche auch in Graz gelaufen wäre, ist anschließend an das Magazin sowie die Kulturdokumentation „Marjana Gaponenko – Die Zauberin von Oz“ (23.30 Uhr) in ORF 2 zu sehen: Anja Salomonowitz’ Porträt des Künstlers Daniel Spoerri, „Dieser Film ist ein Geschenk“.

Die Krise als Chance – Alternative Strategien der Kunst- und Kulturschaffenden

Während sich eine Gesellschaft im Kampf gegen den unsichtbaren Feind namens Corona befindet – erfinden sich Kunst- und Kulturschaffende neu. „Nichts kommt von selbst“, sagte schon der ehemalige Bundespräsident der BRD, Willy Brandt. Musiker wie der Nino aus Wien laden auf Facebook zum intimen Wohnzimmer-Konzert ein, der 28-jährige österreichische Geiger russischer Herkunft Yury Revich bezaubert online mit Bach, Paganini und Piazzolla, Chris Lohner präsentiert ihr neues Buch „Ich bin ein Kind der Stadt“ auf YouTube, die Wiener Staatsoper bietet Streaming-Programme an, und das Belvedere lockt ins virtuelle Museum zum Stöbern und Flanieren. Eine Reportage über die Entdeckung von kulturellem Neuland.

Die Unvollendete – Diagonale goes Flimmit

Ein Jahr lang haben die Diagonale-Intendanten Sebastian Höglinger und Peter Schernhuber ihr diesjähriges Programm vorbereitet, Gäste eingeladen und Events organisiert. Die Corona-bedingte Absage des Filmfestivals in Graz war für die beiden ebenso wie für die Branche ein harter Schlag. Rechtliche Vereinbarungen, temporäre Verträge sowie finanzielle und personelle Ressourcen machten jedoch eine Verschiebung unmöglich. Generell stellt sich die Frage, was mit jenen Filmen passiert, die in den kommenden Wochen in den heimischen Kinos angelaufen wären. Aber bekanntlich macht Not erfinderisch: Gemeinsam mit der ORF-Video-on-Demand-Plattform „Flimmit“ beschreiten Höglinger und Schernhuber neue Wege und präsentieren dort ihre „unvollendete“ Diagonale-Ausgabe. Martin Traxl im Skype-Gespräch mit den beiden Festivalleitern.

Viren – Ein Synonym für Veränderung

Sind wir alle Verdrängungskünstler – oder stehen Viren, wie das die US-amerikanische Intellektuelle Susan Sontag einmal formuliert hat, für Umbruch, Umdenken und Wandel? Seit jeher waren Künstler/innen fasziniert von diesen infektiösen organischen Strukturen, manche Forscher sprechen sogar von „Virolution“, wie die deutsche Kultur-Virologin und Künstlerin Susanne Ristow. Sie erforscht seit Jahren die Denkfigur des Virus in der Kunst- und Mediengeschichte.

„Marjana Gaponenko – Die Zauberin von Oz“ (23.30 Uhr)

Eine Biografie wie aus dem Märchen: Mit 16 entscheidet sich die Poesie-begeisterte Ukrainerin Marjana Gaponenko, deutschsprachige Dichterin zu werden, nimmt im Gymnasium Privatstunden, um die Sprache Goethes und Hölderlins zu lernen, veröffentlicht mit 18 ihren ersten Gedichtband „Wie tränenlose Ritter“ und mit 29 ihren Debütroman „Annuschka Blume“. Heute, etliche Romane und Lyrikbände später, zählt die 37-Jährige zu den bekanntesten Schriftstellerinnen deutscher Sprache. Ihr Markenzeichen: tragikomische Geschichten, liebevoller Humor, exzentrisch-verschrobene Protagonisten mit existenziellen Grundproblemen – Liebe, Verlust, Begehren, Vergänglichkeit.
Das Filmporträt „Die Zauberin von Oz“ von Günter Kaindlstorfer zeichnet Marjana Gaponenkos Lebensstationen zwischen Odessa, Mainz und Wien nach und begleitet sie auf einer ausgedehnten Lesereise durch Österreichs Bibliotheken – zwischen St. Pölten und Zams in Tirol.

„Dieser Film ist ein Geschenk“

„Dieser Film ist ein Geschenk“ ist ein Film über den Künstler Daniel Spoerri, jedoch fast ohne Daniel Spoerri. Dieser wird meistens von einem Kind nachgespielt. Spoerri macht Kunstwerke aus gefundenen Objekten, die ihre Funktion verlieren, sobald er sie in seine Bilder integriert. Anja Salomonowitz dreht Filme, die sich der Vergegenwärtigung von Zeiten und Konflikten widmen. Der Kreuzungspunkt der beiden ist „Dieser Film ist ein Geschenk“, eine Arbeit, die das Werk beider auf äußerst persönliche Weise verschränkt. Nichts geht verloren, alles setzt sich immer wieder auf überraschende Weise neu zusammen.

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