Piratenpartei Niedersachsen hält geplanten Kita-Öffnungstermin für verfrüht und undurchdacht
Hannover (ots) – Mit heutigem Datum ließen der Niedersächsische Städte- und Gemeindebund wie auch der Niedersächsische Städtetag gleichlautend verkünden, dass sie die Pläne der Niedersächsischen Landesregierung zur Öffnung der Kitas begrüßen, dabei jedoch „strukturiertes Vorgehen“ anmahnen. [1] [2] Diese Forderung unterstützen die Piraten Niedersachsen, halten eine Öffnung der Kindertagesstätten für einen 40%-Betrieb ab 11.05. [3] jedoch für verfrüht.
„Die Verbände zäumen das Pferd von hinten auf. Strukturiertes Vorgehen ist zwingend notwendig, kann jedoch wie richtig gesagt wird, nicht von eben auf jetzt stattfinden. Daher ist es verfrüht, die Kitas für eine erweiterte Notbetreuung zu öffnen. Und hier müssen auch andere Prioritäten greifen. Nicht das Alter der Kinder ist entscheidend, sondern die Frage, ob eine Betreuung zuhause gewährleistet werden kann, wenn auch immer mehr Einzelhandel, Gewerbe aber auch Schulen den Einsatz von Eltern fordern. Hier liegt der Hase im Pfeffer. Mit dem Wiederhochfahren der Wirtschaft hätte man schlicht weg warten müssen, bis alle nachgelagerten infrastrukturellen Folgen komplett geklärt sind“, kritisiert Bruno Adam Wolf, Politischer Geschäftsführer der Piratenpartei Niedersachsen und Vorsitzender des Schul- und Bildungsausschusses im Rat der Stadt Hannover. „Wenn dann noch Plätze frei sind, dann sind als nächstes die Kinder zu berücksichtigen, deren sozialer Hintergrund klar eine Betreuung außerhalb des familiären Umfelds erfordert. Denn das ist die Gruppe von Kindern, die normalerweise als erstes hätte berücksichtigt werden müssen. Eine ihren Menschen und nicht der Wirtschaft gegenüber verantwortliche Regierung wäre so vorgegangen. Dass die Landesregierung den gegenteiligen Weg wählt, zeigt wieder einmal, dass Wirtschaft sowohl bei CDU als auch bei der SPD im Zentrum aller politischen und sozialen Entscheidungen steht.“
Seit Jahren ist bekannt, dass Betreuungsplätze jeglicher Art insbesondere aufgrund fehlender Fachkräfte Mangelware sind.
„Wir haben schon zu normalen Zeiten kaum ausreichend Kapazitäten, eine wirklich fachlich fundierte Betreuung aller anspruchsberechtigten Kinder zu gewährleisten. Die Landesregierung weiß das [4] und tut nichts, um diesen Mangel zu beseitigen. Unter den derzeitigen Bedingungen wird es noch schwieriger sein, das durchweg motivierte und an den Grenzen der Belastbarkeit arbeitende Betreuungspersonal bei der Stange zu halten. Dazu, ähnlich wie in der Pflege, auch noch eine Aufweichung des Betreuungsschlüssels zu fordern, ist kontraproduktiv und zeigt, dass es mit einer Wertschätzung der Leistung nicht weit her ist.
Stattdessen sollte viel mehr jetzt die Grundlage für bessere Rahmenbedingungen gelegt werden. Geld ist zwar nicht alles. Aber es wäre ein wenigstens kleines Zeichen der Anerkennung, wenn das Land jetzt beginnt, dauerhaft für eine angemessene Entlohnung zu sorgen“, schlägt Thomas Ganskow, Vorsitzender der Piratenpartei Niedersachsen, vor. „Die Anerkennung von Systemrelevanz zeigt sich nämlich auch in solchen Dingen. Parallelen zur Pflegearbeit sind nicht zufällig. Denn es sind die sozialen Berufe, die den Laden am Laufen halten. Hier muss der Focus in unzweifelhaft noch kommenden Nachtragshaushalten liegen. Langfristig zahlt sich das sogar aus. Wirtschaftlich nennt man das Investition in Humankapital. Eine Kenngröße, die überall viel zu sehr vernachlässigt wird.“
[1] https://www.nsgb.de/magazin/artikel.php?artikel=2680&menuid=3&topmenu=3
[2] http://ots.de/UVM2FZ
[3] https://www.ndr.de/corona2708.pdf
[4] http://ots.de/S8ecrn
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