Reporter ohne Grenzen schockiert über Gewalt gegen Journalisten in den USA
Berlin (ots) – Reporter ohne Grenzen (RSF) ist entsetzt über die Angriffe auf Journalistinnen und Journalisten in den USA, die nach dem Tod des schwarzen US-Amerikaners George Floyd über Proteste gegen Polizeigewalt berichteten. Innerhalb weniger Tage kam es zu mindestens 68 Übergriffen auf Medienschaffende, darunter auch ein Fernsehteam der Deutschen Welle.
„Es war vorauszusehen, dass die Art von Präsident Trump, die Medien zu dämonisieren und ein klares Feindbild aufzubauen, tatsächlich zu Gewalt führen würde. Die beispiellose Brutalität, mit der sowohl die Polizei als auch Protestierende in den vergangenen Tagen auf Reporterinnen und Reporter losgegangen sind, ist das Ergebnis dieser feindseligen Rhetorik“, sagte Christian Mihr, Geschäftsführer von Reporter ohne Grenzen. „Die Polizei muss Journalistinnen und Journalisten, die von den Protesten berichten, vor Gewalt schützen und darf sie nicht an ihrer Arbeit hindern.“
Bei den Protesten in etwa 30 Städten der USA wurden in den vergangenen Tagen mindestens 68 Übergriffe auf Medienschaffende dokumentiert. Reporterinnen und Reporter wurden mit Gummigeschossen, Pfefferspray und Tränengas angegriffen, beschimpft und geschlagen. Vielerorts wurden journalistische Ausrüstung oder Übertragungswagen zerstört. Die Gewalt ging dabei zumeist von der Polizei, aber auch von Protestierenden aus.
Brutale Gewalt gegen Medienschaffende
Zu den schwersten Angriffen gehörte der auf die Fotografin Linda Tirado in Minneapolis, die von einem Gummigeschoss der Polizei getroffen wurde und dadurch ihr linkes Auge verlor. Auch ein Team der Deutschen Welle um Korrespondent Stefan Simons wurde in Minneapolis von der Polizei beschossen. Zwei Mitarbeiter eines Kamerateams der Nachrichtenagentur Reuters wurden von Gummigeschossen getroffen.
In Pittsburg wurde Ian Smith, Reporter für den Sender KDKA-TV, von einer Gruppe Protestierender zusammengeschlagen, bevor ihm Umstehende zuhilfe kamen und er ins Krankenhaus gebracht wurde. In Washington wurden Leland Vittert, Reporter des TV-Kanals Fox News, und sein Kamerateam geschlagen und von Demonstrierenden verfolgt. In Louisville griff die Polizei Kaitlin Rust, Reporterin des lokalen TV-Senders Wave3-News, und ihr Team während einer Live-Übertragung an. In Phoenix versuchte ein Mann, der CBS-Reporterin Briana Whitney während eines Live-Berichts das Mikrofon aus der Hand zu reißen.
Festnahmen behindern die Arbeit der Medien
Nach der Festnahme eines CNN-Teams in Minneapolis wurden weitere Medienschaffende festgenommen und so an ihrer Arbeit gehindert. CNN-Reporter Omar Jimenez hatte am Freitag live berichtet und die Polizei mehrmals gefragt, ob er seinen Standort ändern solle, bevor er und sein Team abgeführt wurden. Ebenfalls in Minneapolis nahm die Polizei Tim Arvier, Korrespondent des australischen Fernsehsenders 9News, und sein Team kurzzeitig fest. In Las Vegas, wurde die freie Fotografin Bridget Bennet, die im Auftrag der Nachrichtenagentur AFP über die Proteste berichtete, festgenommen und musste die Nacht in der Polizeiwache verbringen. Ebenso erging es Ellen Schmidt, Fotografin für das Review-Journal aus Las Vegas.
Auf der Rangliste der Pressefreiheit stehen die USA auf Rang 45 von 180 Staaten.
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