Brexit-Verhandlungen / vbw: Arbeitnehmerfreizügigkeit ist fundamentale Säule des EU-Binnenmarkts – Brossardt: „Wille zur Verständigung erforderlich“

München (ots) – Die vbw – Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e. V. fordert zu Beginn der vierten Verhandlungswoche zum Brexit zwischen der Europäischen Union und Großbritannien endlich Bewegung. „Ein Scheitern der Verhandlungen und somit ein noch wahrscheinlicheres Auslaufen der Brexit-Übergangsphase ohne Abkommen würde in der globalen Corona-Krise die schwerwiegenden Folgen für die Wirtschaft zusätzlich erhöhen. Gerade in Zeiten der Pandemie erwarten die Menschen Handlungsfähigkeit und Kompromissbereitschaft auf beiden Seiten des Kanals“, mahnt vbw Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt.

Besonders enttäuscht reagierte die vbw darauf, dass London während der Verhandlungen ein Gesetzesvorhaben auf den Weg brachte, welches die Arbeitnehmerfreizügigkeit de facto abschafft. „Die Arbeitnehmerfreizügigkeit, aber auch die Dienstleistungsfreiheit, sind zwei Grundfreiheiten der Europäischen Union und bilden fundamentale Säulen des Binnenmarktes. Das vom britischen Unterhaus verabschiedete Gesetz zur Beendigung der Freizügigkeit für europäische Arbeitskräfte hat vor allem für das Baugewerbe, den Gesundheitssektor, die Altenpflege, Landwirtschaft und Gastronomie in Großbritannien enorme Auswirkungen. Umgekehrt werden Arbeitnehmer aus den Herkunftsländern diskriminiert. Weder die EU noch Großbritannien können ein Interesse daran haben, die gewaltigen Auswirkungen der Corona-Pandemie durch einen ungeordneten Brexit zu verschärfen“, sagt Brossardt und fordert ein umfassendes Partnerschafts-, Investitions- und Handelsabkommen.

Großbritannien ist ein wichtiger Investitionsstandort bayerischer Unternehmen. Mehr als acht Prozent der ausländischen Direktinvestitionen befinden sich in Großbritannien, dahinter stehen 461 Betriebe mit rund 70.000 Beschäftigten.

Zahlen zur Entwicklung des bayerischen Außenhandels mit UK:

Insgesamt ist Großbritannien mit einem Handelsvolumen von 18,4 Milliarden Euro im Jahr 2019 der achtwichtigste Handelspartner Bayerns. Unter den wichtigsten Exportländern Bayerns belegt es Rang sechs und ist das zehntwichtigste Importland Bayerns.

· 2015, im Jahr vor dem Referendum, lagen die bayerischen Exporte nach Großbritannien bei 15,4 Milliarden Euro. Das waren 8,6 Prozent aller bayerischen Exporte.

· Bis 2019 fielen sie um insgesamt 19 Prozent auf knapp 12,5 Milliarden Euro. Das waren nur noch 6,6 Prozent der gesamten Ausfuhren.

· In den ersten drei Monaten 2020 sanken die Exporte Bayerns in das Vereinigte Königreich um 15,7 Prozent.

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