Oberauer wehrt sich gegen Diebstahl der „Journalistin“ (Korrektur/Ergänzung zum Text zuvor)

Salzburg/Berlin (ots) – Der Verlag des Deutschen Journalisten Verbandes (DJV) hat in einem eigentümlichen Rechtsverständnis einen Titelstreit vom Zaun gebrochen, der nun in zwei Ländern ausgetragen wird.

Die Verlage vom DJV-Organ „journalist“ und vom unabhängigen „medium magazin für Journalistinnen und Journalisten“ stehen vor Gericht, vor einem deutschen und einem österreichischen. Die Erklärung dafür fällt je nach Partei unterschiedlich aus. Matthias Daniel, in Personalunion Verleger und Chefredakteur des Gewerkschaftsorgans, wehrt sich nun mit Nebengranaten. Auf der Titelseite seiner jüngsten Ausgabe steht: „Warum ein Gericht klären muss, wie viel journalistin im journalist stecken darf.“ Der Verlag Oberauer würde ihm das Gendern verbieten, ist der Vorwurf, den er im Editorial und in Social Media-Beiträgen fortsetzt.

Genau um das geht es jedoch nicht. Und Daniel weiß das auch. Das Gericht hat nur zu klären, ob ein Verlag dem anderen den Titel stehlen darf. Bekanntlich publiziert der Gewerkschaftsverlag seit Februar dieses Jahres die Hälfte seiner Auflage als „journalist“ und die andere als „journalistin“. Letzteres beanstandet Oberauer. Denn der Medienfachverlag publiziert bereits seit 13 Jahren in Deutschland die „Journalistin“. Zu Beginn als eigenes, gedrucktes Magazin. Nach der Bankenkrise 2008 gedruckt als Doppeltitel zusammen mit „medium magazin“. Digital ist der Titel weiterhin als eigenes, unabhängiges Magazin erhältlich. Oberauer hatte im Vorfeld mehrfach auf seine Titelansprüche hingewiesen. Der DJV hat sie ignoriert. In einer Einstweiligen Verfügung gibt es nun einen ersten Entscheid: Geht nicht, sagt ein deutsches Gericht und verbietet dem DJV, sich an Oberauers Titel zu bedienen.

In einem zweiten Verfahren in Österreich hatte Daniel inzwischen Gelegenheit, sein Verhalten ausführlich zu erklären. Sinngemäß sagte er, er will mit der abwechselnden Verwendung von „journalist“ und „journalistin“ im Titel gendergerecht sein. Was er noch sagte, bestätigt Daniel nun sogar im aktuellen Editorial: „Der „journalist“ heißt seit 1951 „journalist“. Und so wird er auch in Zukunft heißen.“

Also nur ein Sturm im Wasserglas ohne Respekt für das eigentliche Anliegen? Ernstgemeintes Gendern wäre sowieso ganz einfach. „medium magazin“ hat dazu vor Jahren als Ergänzung „für Journalistinnen und Journalisten“ im Titel eingeführt. Und Peter Turi, einer der besten Branchenjournalisten, zeigt Tag für Tag in seinem Onlinedienst turi2.de eine weitere Variante: „Journalist*in“ steht da wo immer es ihm möglich ist. Gegen alle diese Formen hätte der Medienfachverlag Oberauer nichts einzuwenden. Vor Gericht schlug Johann Oberauer das dem angeblich genderwilligen DJV-Verleger sogar persönlich vor. „Ein simples Gender-Sternchen oder ein Unterstrich zwischen Mann und Frau und sofort könnte Friede einkehren, aber Titelklau geht nicht. Noch dazu von einem Verband, der laut Eigenangaben den Journalismus besser machen will“, sagt Oberauer. Daniel hat zugesagt darüber nachzudenken. Bis heute hat er nicht geantwortet.

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