„Fritzi – Eine Wendewundergeschichte“ prämiert / Deutsche Krebshilfe und ABNR verleihen Rauchfrei-Siegel 2020
Bonn (ots) – Tabakkonsum macht krank, verursacht Krebs und führt jährlich zu etwa 120.000 Todesfällen. Viele Menschen entscheiden sich daher bewusst gegen Tabakprodukte. In deutschen Film- und Fernsehproduktionen allerdings sind Rauchszenen allgegenwärtig. Dass es auch ohne Qualm geht, beweist der vielfach prämierte Film „Fritzi – Eine Wendewundergeschichte“, der auch für den diesjährigen Deutschen Filmpreis in der Kategorie „bester Kinderfilm“ nominiert wurde. Der Film verzichtet bewusst auf rauchende Charaktere und hat somit Vorbildfunktion – insbesondere für junge Menschen. Gemeinsam mit dem Aktionsbündnis Nichtrauchen (ABNR) verlieh die Deutsche Krebshilfe dem Film das Rauchfrei-Siegel 2020. Die Regisseure Ralf Kukula und Matthias Bruhn erhielten die Auszeichnung stellvertretend.
Dreiviertel der erwachsenen Bevölkerung in Deutschland und rund 90 Prozent der Minderjährigen sind bewusste Nichtraucher*innen. Dieser gesellschaftliche Trend zum Nichtrauchen spiegelt sich in Filmen allerdings nicht adäquat wider. „Das ist angesichts der immensen gesundheitlichen Folgen des Rauchens besorgniserregend“, kritisiert Gerd Nettekoven, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Krebshilfe. „Tabakkonsum verursacht allein 13 Krebsarten und verkürzt die Lebenserwartung um etwa zehn Jahre.“ „Speziell in deutschen Filmproduktionen sind Rauchszenen immer häufiger zu sehen“, bestätigt Professor Dr. Reiner Hanewinkel, Leiter des Instituts für Therapie- und Gesundheitsforschung, IFT-Nord in Kiel. „Dies gilt vielfach auch für Kinder- und Jugendproduktionen, also Filme ohne Altersbegrenzung. Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist es belegt, dass Jugendliche, die häufig Filme mit rauchenden Stars sehen, später selbst oft zur Zigarette greifen.“
„Fritzi – Eine Wendewundergeschichte“ zeigt, dass es auch rauchfrei geht. Der preisgekrönte Animationsfilm stellt die Wende und friedliche Revolution in der DDR aus dem Blickwinkel eines Kindes dar. Im Mittelpunkt steht die zwölfjährige Fritzi, die aus Zuneigung zu ihrer Freundin Sophie und deren Hund Sputnik mitten in die Wirren der Montagsdemonstrationen von 1989 gerät. Fritzi ist mutig, hinterfragt Meinungen und setzt sich für ihre Freunde ein. „Unser Film ist zwar ein Drama, aber trotz der historischen Tragweite eines mit Humor. Nicht auf den ersten Blick, sondern subtiler. Was ich damals selbst auf den Demonstrationen erleben durfte, waren erhabene Momente voller Leichtigkeit, Zuversicht und Optimismus. Ein Hauch von Utopie und das Glück, einmal für wenige Wochen die Freundlichkeit, Begeisterungsfähigkeit und Zugewandtheit fremder Menschen erleben zu dürfen. Eine besondere Erfahrung, die wir an andere Generationen weitergeben möchten“, sagt Regisseur Ralf Kukula. „Unser Film ‚FRITZI‘ erzählt eine große, unglaubliche, spannende, emotionale und manchmal auch sehr witzige Geschichte. Rauchszenen spielen dabei keine Rolle. Unsere Hauptfiguren sind auch ohne Tabakkonsum starke und prägnante Charaktere“, so Matthias Bruhn, ebenfalls Regisseur des Films.
Leider sind rauchfreie Familienfilme immer noch keine Selbstverständlichkeit. „Von insgesamt 23 Filmen, die in den letzten fünf Jahren ohne Altersbeschränkung für den Deutschen Filmpreis nominiert waren, gab es nur einen Film, in dem nicht geraucht wurde“, so Hanewinkel. „Rauchszenen in Filmen signalisieren Kindern und Jugendlichen etwas völlig Falsches, nämlich, dass Rauchen ‚in‘ sei und zum Alltag gehöre“, sagt Dr. Martina Pötschke-Langer, Vorsitzende des ABNR. „Andererseits wird dadurch indirekt für ein Produkt Werbung gemacht, für das im Fernsehen und zu bestimmten Tageszeiten auch im Kino nicht geworben werden darf.“ Das ABNR fordert daher, gemeinsam mit der WHO, ein Heraufsetzen der Altersfreigabe für Filme, in denen geraucht wird. Dies setzt allerdings eine Veränderung der FSK-Kriterien zur freiwilligen Selbstkontrolle der Filmwirtschaft voraus, anhand derer Filme bewertet werden. Bisher ist das Rauchen im Film in Deutschland kein feststehendes Kriterium für die FSK-Einstufungen.
Interessierte, die sich über das Rauchverhalten in aktuellen Filmen informieren möchten, erhalten unter www.rauchfreiefilme.de (http://www.rauchfreiefilme.de) nähere Angaben. Analysiert werden Filme, die für den „Oskar“ und den Deutschen Filmpreis „Lola“ nominiert wurden, sowie „Tatort“-Produktionen. Die Internetseite wird vom Institut für Therapie- und Gesundheitsforschung, IFT Nord, Kiel, betrieben.
Rauchen in deutschen Filmen
Eine Analyse von 100 der 106 Filme, die in den Jahren 2016 bis 2020 für den Deutschen Filmpreis nominiert waren, zeigt, dass in deutschen Filmproduktionen sehr häufig geraucht wird:- In 84 (84 Prozent) der 100 nominierten Filme wurde geraucht. – Rauchszenen traten vollkommen unabhängig von der FSK-Altersfreigabe der Filme auf.- In 31 (86 Prozent) der 36 Filme, die ohne Altersbeschränkung oder für Kinder ab 6 Jahren von der FSK freigegeben worden sind, wurde geraucht.
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Die Deutsche Krebshilfe wurde am 25. September 1974 von Dr. Mildred Scheel gegründet. Ziel der gemeinnützigen Organisation ist es, Krebserkrankungen in all ihren Erscheinungsformen zu bekämpfen. Unter dem Motto „Helfen. Forschen. Informieren.“ fördert die Stiftung Projekte zur Verbesserung der Prävention, Früherkennung, Diagnose, Therapie, medizinischen Nachsorge und psychosozialen Versorgung, einschließlich der Krebs-Selbsthilfe. Mit ihrem Informations- und Beratungsdienst INFONETZ KREBS unterstützt die Deutsche Krebshilfe Betroffene und Angehörige. Für eine persönliche Beratung – auch zu sozialrechtlichen Fragen – stehen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter telefonisch montags bis freitags von 8 bis 17 Uhr sowie per E-Mail zur Verfügung (0800/80708877, krebshilfe@infonetz-krebs.de). Krebspatienten, die durch ihre Erkrankung unverschuldet in finanzielle Not geraten sind, können beim Härtefonds der Deutschen Krebshilfe kurzfristig Hilfe beantragen (0228/72990-94, haertefonds@krebshilfe.de). Mehr Informationen unter www.krebshilfe.de (http://www.krebshilfe.de).
Das Aktionsbündnis Nichtrauchen e.V. (ABNR) ist ein Zusammenschluss von 15 bundesweit tätigen Gesundheitsorganisationen, die ihre politischen Aktivitäten im Bereich „Förderung des Nichtrauchens/Schutz vor den Gefahren des Passivrauchens“ bündeln. Vordringliches Ziel des ABNR ist es, Maßnahmen zur Eindämmung der Gesundheitsgefahren durch das Rauchen und Passivrauchen auf politischer Ebene anzuregen, zu fördern und zu begleiten. Dem Bündnis gehören folgende Organisationen an: Ärztlicher Arbeitskreis Rauchen und Gesundheit e.V., Bundesärztekammer, Bundesvereinigung Prävention und Gesundheitsförderung e.V., Bundeszahnärztekammer, Deutsche Akademie für Kinder- und Jugendmedizin e.V., Deutsche Gesellschaft für Arbeitsmedizin und Umweltmedizin e.V., Deutsche Gesellschaft für Kardiologie e.V., Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin e.V., Deutsche Gesellschaft für Sozialmedizin und Prävention e.V., Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen e.V., Deutsche Herzstiftung e.V., Deutsche Krebsgesellschaft e.V., Deutsche Lungenstiftung e.V., Deutsches Krebsforschungszentrum und die Stiftung Deutsche Krebshilfe. Weitere Informationen bietet das Internet unter www.abnr.de (http://www.abnr.de).
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