Maschinenbau: Der Virus frisst ein Viertel des Umsatzes
Düsseldorf (ots) – PwC Maschinenbau-Barometer: COVID-19 trifft die Branche hart / Konjunkturausblick sehr negativ/ Preise sollen stabil bleiben, Investitionen werden zurückgefahren / Digitalisierung stockt
Der exportorientierte deutsche Maschinenbau wird von der weltweiten Corona-Pandemie hart getroffen. Und dies wird sich auch so schnell nicht ändern. Darauf deuten sowohl die aktuelle Stimmungslage sowie die Konjunktur- und Umsatzprognose der Branche hin, wie aus dem neuen Maschinenbau-Barometer der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC) hervorgeht. Die deutschen Maschinenbau-Manager blicken so pessimistisch wie noch nie zuvor auf die heimische Wirtschaft, gesteigert nur durch die Einschätzung der Weltwirtschaft.
Umsatzerwartungen auf historischem Tief
Gegenwärtig steht mehr als die Hälfte der befragten Entscheider der Entwicklung der deutschen Wirtschaft in den kommenden 12 Monaten explizit negativ gegenüber. Lediglich jeder fünfte Befragte ist noch optimistisch gestimmt. Deutlich dramatischer stimmt die Lage der globalen Konjunktur – 7 von 10 befragten Maschinenbauern sind mit Blick auf die Entwicklung der Weltwirtschaft pessimistisch gestimmt, lediglich 8% optimistisch. „Seit Ausbruch der Corona-Pandemie befindet sich die Stimmung des ohnehin bereits durch Handelskonflikte, Sanktionen und Brexit angeschlagenen Maschinenbaus im freien Fall“, kommentiert Dr. Klaus-Peter Gushurst, Leiter des Bereichs Industries & Innovations bei PwC. „Der vor allem durch die Krise der Autoindustrie bedingte Auftragseinbruch wird nunmehr durch gestörte Lieferketten und Lock-Downs befeuert. Eine Erholung ist erst einmal nicht in Sicht.“
Tatsächlich verstärkt die gegenwärtige Umsatzprognose diesen Eindruck. Kurzfristig gehen die befragten Unternehmen davon aus, dass Corona-bedingt im Schnitt rund ein Viertel der Umsätze wegfallen werden. Lediglich 23% der Entscheider rechnen überhaupt nicht mit Einbußen, zu Beginn der Pandemie hatte ihr Anteil noch bei 70% gelegen. Auf die kommenden 12 Monate projiziert rechnen die Befragten im Schnitt mit einem Minus von 17,6% für die Gesamtbranche und -10,6% für das jeweils eigene Unternehmen. „Im Rahmen unseres eigenen Szenarienmodells rechnen wir mit einem über die nächsten vier Quartale reichenden U-förmigen Verlauf der Krise für den Maschinen- und Anlagenbau.“, so Gushurst, „Wir gehen von einem Minus in der Bruttowertschöpfung von 9,5% aus. Ganz entscheidend wird in den kommenden Monaten das Krisenmanagement in den jeweiligen Unternehmen, wenn nicht sogar in einzelnen Business Units und Shop-Floor-Elementen sein. Digitale Lösungen, bspw. zu Tracking und Tracing könnten hier die Rückkehr zur ungestörten Produktion erleichtern.“
Auslastung der Betriebe in weiter Ferne
Derzeit liegt die durchschnittliche Auslastungsquote der Unternehmen im Maschinenbau bei 73,9%. Lediglich 8% der Maschinenbauer arbeiten noch am Auslastungslimit. Im Vorquartal hatte ihr Anteil noch bei 20%, im Vorjahr noch bei 51% gelegen. Wegbrechende Aufträge, zwischenzeitliche Produktionsstopps und Störungen der Lieferkette richten den Blick der Entscheider auf Maßnahmen zur Effizienzgewinnung. Die überwiegende Mehrheit der Unternehmen will ihre Kosten in den kommenden Monaten stabil halten, knapp weniger als jedes dritte Unternehmen (27%) plant eine Ausgabenreduktion. Dies wird unter anderem auch Investitionsvorhaben treffen – nahezu die Hälfte der befragten Entscheider beabsichtigt ihre Investitionen im kommenden Quartal zu reduzieren. Zugleich versucht die Branche ein Vertrauenssignal in den Markt zu senden: Drei Viertel der Unternehmen planen, ihre Verkaufspreise in den kommenden Monaten nicht zu verändern. „Die Bekämpfung der Krise darf nicht auf Kosten der Zukunft geschehen,“ konstatiert Gushurst. „Viel mehr sollte die Branche auf innovative digitale Geschäftsmodelle setzen. Wir registrieren aber, dass viele Maschinenbauer hierzulande hinsichtlich digitaler Lösungen immer noch einen immensen Nachholbedarf haben. An dieser Stelle zu sparen, könnte Unternehmen langfristig aus der Kurve tragen.“
Mit mehr Digitalisierung aus der Krise?
Tatsächlich deckt der Digitalisierungsgrad verschiedener Unternehmensbereiche die Uneinheitlichkeit der Digitalen Transformation auf. Zu den am stärksten digitalisierten Unternehmensbereichen zählen im Maschinenbau Beschaffung, Marketing, Vertrieb und Service – hier gibt die Mehrheit der Befragten an, die Bereiche seien stark oder sehr stark digitalisiert. Auffällig ist, dass gerade das Herzstück der Betriebe, die Produktion, vergleichsweise unterdigitalisiert erscheint. Lediglich 38% der Befragten geben, ihre Produktion sei stark digitalisiert. In diesem Bereich sowie bei Transport und Logistik hat der Maschinenbau weiterhin den stärksten Nachholbedarf. Vor dem Hintergrund der noch wenig digitalisierten Produktion ist es bemerkenswert, dass vor allem Robotics, Künstliche Intelligenz und Big Data als wesentliche Zukunftstechnologien der Branche gelten. IoT und 3D-Druck besitzen laut den Befragten ebenfalls noch ein wesentliches Zukunftspotenzial. Im Gegensatz dazu behalten Blockchain und Drohnen weiterhin ihren Status als Nischentechnologien.
Über das PwC Maschinenbau-Barometer:
Das PwC Maschinenbau-Barometer ist das Ergebnis einer vierteljährlichen Panelbefragung unter Führungskräften des deutschen Maschinen- und Anlagenbaus. Neben einer Einschätzung der allgemeinen wirtschaftlichen Entwicklung spiegelt die Studie die Unternehmenserwartungen hinsichtlich zentraler Kennzahlen wie Kosten, Preise und Investitionsvolumina. Zudem werden in jeder Ausgabe wechselnde Themen vertieft.
Weitere Informationen erhalten Sie unter:
www.pwc.de/maschinenbau-barometer (http://www.pwc.de/maschinenbau-barometer)
Über PwC:
PwC betrachtet es als seine Aufgabe, gesellschaftliches Vertrauen aufzubauen und wichtige Probleme zu lösen. Mehr als 276.000 Mitarbeiter in 157 Ländern tragen hierzu mit hochwertigen, branchenspezifischen Dienstleistungen in den Bereichen Wirtschaftsprüfung, Steuer- und Unternehmensberatung bei.
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