Neue Analyse: Lebensmittel im Tank immer problematischer – Deutsche Umwelthilfe und ROBIN WOOD fordern Aus für Agro-Kraftstoffe
Berlin und Hamburg (ots) – Daten zeigen weiteren Anstieg von Palmöl in den Tanks der EU-Bürgerinnen und -Bürger – In Deutschland starker Anstieg bei Altspeiseölen, die unter Verdacht stehen, häufig falsch deklariert zu sein – Schädigung von Klima und Biodiversität
Eine neue Analyse zeigt: Agro-Kraftstoffe nehmen in der EU und Deutschland weiter stark zu. Doch statt der Umwelt zu helfen, wie einst gedacht, sind sie ein Klimakiller und treiben die Abholzung von Wäldern voran. ROBIN WOOD und die Deutsche Umwelthilfe (DUH) fordern daher ein schnelles und vollständiges Ende von Agro-Kraftstoffen in Deutschland.
Europaweit erschrecken vor allem die Zahlen beim Palmöl: Mehr als die Hälfte (53 Prozent) des in die EU importierten Nahrungsmittels gelangt nicht auf die Teller, sondern fließt in Autotanks. Das geht aus der gemeinsamen Untersuchung von DUH und Transport & Environment hervor. Eine gleich mehrfach schlechte Nachricht für die Umwelt. Denn insgesamt sind Agro-Kraftstoffe meist klimaschädlicher als fossiler Diesel. Im Durchschnitt emittiert Agrodiesel auf der Basis von Lebens- und Futtermitteln mindestens 80 Prozent mehr Treibhausgase als fossiler Diesel. Und für die Gewinnung gerade von Palmöl werden massenhaft Wälder gerodet.
Dazu Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer der DUH: “Wertvolle Speiseöle haben in den Tanks der EU-Bürgerinnen und -Bürger nichts zu suchen. Das gilt vor allem für Palm- und Sojaöl, die die weltweite Entwaldung anheizen. Deutschland sollte dem Beispiel Frankreichs folgen und diese Rohstoffe schnellstmöglich aus den Autotanks verbannen.”
In Deutschland zeigt sich ein besonderer Trend: Während der Verbrauch von Palmöl im Diesel rund um die 200.000-Tonnen-Marke schwankt und der Anteil von Rapsöl seit 2009 abnimmt, ist die Verwendung von Altspeiseöl rapide von 80.000 Tonnen auf mehr als eine Million Tonnen gestiegen. Altspeiseöl kann auf die Klimabilanz doppelt angerechnet werden. Das macht die Verwendung für Unternehmen besonders attraktiv. Eine Nachhaltigkeitszertifizierung ist nicht nötig. Doch genau da liegt das Problem. Der Markt für Altspeiseöl in Kraftstoffen ist so lukrativ geworden, dass es sich finanziell lohnt, neues Palmöl fälschlich als Altspeiseöl zu deklarieren und zu verkaufen.
“Lieferketten von Altspeiseölen müssen transparent und gesichert entwaldungsfrei sein, ansonsten ist ihre zweifache Anrechnung auf die Klimabilanz eine reine Farce”, sagt Fenna Otten, Tropenwaldreferentin bei ROBIN WOOD.
So kann Palmöl aus Regenwaldrodungen – eigentlich aus der Agrodieselförderung ausgeschlossen – auf Umwegen wieder den EU-Markt erreichen. 2018 ermittelten Großbritannien und die Niederlande gegen Unternehmen, die mutmaßlich in diesen Handel involviert sind. Mehr als ein Drittel des importierten Altspeiseöls stammt aus China, weitere Herkunftsländer sind die USA, Malaysia und Indonesien, letztere sind Hauptproduzenten von Palmöl. Einen Überblick, aus genau welchen Quellen die mehr als eine Million Tonnen angebliches Altspeiseöl stammen, hat die EU-Kommission laut eigenen Angaben nicht.
Hintergrund:
Der Einsatz von Agro-Kraftstoffen basiert auf der Erneuerbare-Energien-Richtlinie der EU von 2009. Das Ziel war, durch die Förderung von Kraftstoffen aus nachwachsenden Rohstoffen, wie z.B. Raps, die Klimagasemissionen im Verkehr zu senken. Im allgemeinen Sprachgebrauch hat sich deshalb der Begriff “Bio-Kraftstoffe” eingebürgert. Der ist jedoch irrführend, da er einen positiven Effekt für Natur und Mensch suggeriert. Aber inzwischen ist belegt, dass das Gegenteil der Fall ist: Das Klima wird geschädigt und Entwaldung weiter angeheizt. Der Verbrauch von Agrodiesel steigt in der EU seit Inkrafttreten der Richtlinie kontinuierlich und hat insgesamt um 48 Prozent zugenommen. Der Verbrauch von Pflanzenölen für den Lebensmittelbereich bleibt hingegen insgesamt stabil. Das Wachstum der Agrodieselproduktion beruht hauptsächlich auf importierten Rohstoffen, wobei Palmöl einen wesentlichen Beitrag dazu leistet.
Link:
Zur gemeinsamen Analyse mit Transport & Environment “Mehr Lebensmittel in den Tanks als auf unseren Tellern”: http://l.duh.de/p200702a
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