Zum Tag der Katze am 8. August: Echt wilde Katzen in unseren Wäldern
Berlin (ots) – Christiane Bohn, Leiterin des Projekts „Rettungsnetz Wildkatze“ des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) im Gespräch mit BUND-Pressereferentin Judith Freund über den Unterschied zwischen Wild- und Hauskatzen und darüber, wo man echten Wildkatzen begegnen kann (Interview: 4:15 Minuten):
Anmoderationsvorschlag (Judith Freund, 27 Sek.): Der Deutschen liebstes Haustier wird heute mit dem Internationalen Tag der Katze gefeiert. Doch noch längst nicht alle wissen, dass unsere Hauskatze in Deutschland auch wilde Verwandte hat. Die Europäische Wildkatze ist eine echte Ureinwohnerin in unseren Wäldern. Wie man sie erkennt und wo man ihnen begegnen kann, darüber sprechen wir mit der Leiterin des Projekts „Rettungsnetz Wildkatze“ beim Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Christiane Bohn.
Sprecherin: Frau Bohn, wie unterscheiden sich Europäische Wildkatzen optisch von unseren Hauskatzen?
O-Ton 1 (Christiane Bohn, 18 Sek.): „Es ist nicht einfach, eine Wildkatze von einer grau-getigerten Hauskatze zu unterscheiden, aber zwei Merkmale gibt es, die Wildkatzenverdacht erregen können. Zum einen ist es eine verwaschene Fellzeichnung bei den Tieren, und zum anderen ist es ein buschiger Schwanz mit einer schwarzen, stumpfen Spitze und dunklen Ringen.“
Sprecherin: Und wie lässt sich zweifelsfrei feststellen, dass es sich um eine Wildkatze handelt?
O-Ton 2 (Christiane Bohn, 42 Sek.): „Selbst für Experten ist es nicht eindeutig möglich, eine Hauskatze von einer Wildkatze zu unterscheiden. Im BUND-Rettungsnetz Wildkatze kommen wir den Tieren über ihre Haare auf die Spur. Dafür werden Holzlatten in den Waldboden gerammt und mit Baldrian besprüht. Wer zu Hause eine Hauskatze hat, kennt dieses Phänomen vielleicht: Auch die Wildkatzen fühlen sich von dem Geruch magisch angezogen, sie reiben sich an den Latten und im besten Fall hinterlassen sie dann Haare, die dann von unseren Mitarbeiterinnen eingesammelt werden können und zum Senckenberg-Institut für Naturforschung geschickt werden. Dort kann man dann im Labor eindeutig nachweisen, ob es sich um eine Wildkatze handelt oder nicht.“
Sprecherin: Wenn die Wildkatze hier heimisch ist, warum bekommt sie dann kaum jemand zu Gesicht?
O-Ton 3 (Christiane Bohn, 39 Sek.): „Es ist wirklich schwierig, einer Wildkatze in freier Wildbahn zu begegnen. Das liegt zum einen daran, dass die Tiere nachtaktiv sind und auch sehr scheu, und dass sie in der Regel auch meist weit entfernt von Siedlungen leben. Und auf der anderen Seite sind sie sehr selten. In Deutschland schätzt man die Bestände auf ungefähr 6.000 bis 8.000 Tiere. Im Vergleich dazu: 15 Millionen Hauskatzen ungefähr leben in Deutschland. Wenn ich also durch den Wald gehe und einer Katze begegne, kann ich mir nicht sicher sein, ob es sich dabei eben um eine Wildkatze oder um eine Hauskatze handelt. Und viele Menschen in Deutschland wissen eben auch gar nicht von der Existenz der Wildkatze und kommen unter Umständen auch gar nicht auf die Idee.“
Sprecherin: In den vergangenen Corona-Monaten haben viele Menschen die Natur für sich entdeckt. Macht sich das auch bei der Sichtung von Wildkatzen bemerkbar?
O-Ton 4 (Christiane Bohn, 25 Sek.): „Während des Lockdowns erreichten uns deutlich mehr Hinweise von Bürgerinnen und Bürgern zu vermeintlichen Wildkatzen. Ich denke, dass es daran liegt, dass viele Menschen während dieser Zeit und auch jetzt immer noch im Homeoffice arbeiten und einfach ihre Pausen und ihre Freizeit vielleicht intensiver nutzen, um rauszugehen, in die Natur zu gehen, und dabei Katzen begegnen. Einige Hinweise, die wir bekommen haben, sind tatsächlich sehr vielversprechend.“
Sprecherin: Wo habe ich als Katzenfreundin oder Katzenfreund denn die Chance, mal eine echte Wildkatze zu beobachten?
O-Ton 5 (Christiane Bohn, 20 Sek.): „Mit Blick auf Deutschland hat man vor allem in den Wäldern von Mittel- und Südwestdeutschland ganz gute Chancen, einer Wildkatze zu begegnen. Aber der BUND hat auch südlich von Berlin und in der Lüneburger Heide direkt vor den Toren von Hamburg erste Wildkatzen nachgewiesen. Insgesamt muss man aber sagen, ist die Chance sehr gering, einer Wildkatze tatsächlich in freier Wildbahn zu begegnen.“
Sprecherin: Das scheinen ja keine guten Aussichten für Wildkatzenfans.
O-Ton 6 (Christiane Bohn, 37 Sek.): „Ich kann allen Wildkatzenfans das Wildkatzendorf in Hütscheroda in Thüringen sehr empfehlen. Hier leben neben der Europäischen Wildkatze auch Luchse in Freigehegen. Jetzt während der Corona-Zeit gibt es so vier bis fünf Schaufütterungen pro Tag, damit nicht zu viele Menschen auf einmal dabei sind. Im Wildkatzendorf gibt es aber auch eine schöne Ausstellung, ein kleines Kino und einen Wildkatzenschleichpfad, wo man sich einfach noch mehr über die Arbeit des BUND-Rettungsnetzes informieren kann. Und mit etwas Glück kann man in der Gegend rund um das Dorf der Wildkatze auch in freier Wildbahn begegnen, denn der Nationalpark Hainich ist tatsächlich Lebensraum der seltenen Tiere.
Abmoderationsvorschlag: Vielen Dank für das Gespräch, Christiane Bohn. Sie leitet beim BUND das Rettungsnetz Wildkatze und hat uns heute zum Tag der Katze die Europäische Wildkatze vorgestellt.
Der O-Ton (Audio) als Download: www.bund.net/katzentag_audio (http://www.bund.net/katzentag_audio)
Interview: 4:15 Minuten. Alle O-Töne des BUND können Sie als mp3-Datei herunterladen, bearbeiten und lizenzfrei für Medienberichte verwenden: www.bund.net/service/presse/pressebilder (http://www.bund.net/service/presse/pressebilder)
Weitere Informationen: www.bund.net/wildkatze (http://www.bund.net/wildkatze)
Wildkatzen von Hauskatzen unterscheiden: www.bund.net/wild-oder-hauskatze (http://www.bund.net/wild-oder-hauskatze)
Zum BUND-Wildkatzendorf Hütscheroda in Thüringen: www.wildkatzendorf.com (http://www.wildkatzendorf.com)
Wildkatzen im Gehege und auf Infopfaden erleben: www.bund.net/themen/tiere-pflanzen/wildkatze/ausflugsziele (http://www.bund.net/themen/tiere-pflanzen/wildkatze/ausflugsziele)
Pressekontakt:
Christiane Bohn, Leiterin BUND „Rettungsnetz Wildkatze“, über Jenny Therese Kupfer, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Naturschutzgroßprojekte, E-Mail: jenny.kupfer@bund.net bzw. Judith Freund, BUND-Pressereferentin, Tel. 030-27586-497, E-Mail: judith.freund@bund.net
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