phoenix +++ Programmänderung +++ Donnerstag, 24. September 2020
Bonn (ots) – 20.15 Uhr Der Terror der einsamen Wölfe
Wie Einzelgänger zu rechten Attentätern werden
Film von Christian Bergmann, Florian Barth, MDR 2020
Am 9. Oktober 2019 zog er los, um gezielt zu töten. Sein Ziel: die jüdische Gemeinde in Halle an der Saale. Lediglich die gut verschlossene Synagogentür verhinderte am höchsten jüdischen Feiertag Jom Kippur ein Massaker in der Synagoge. Trotzdem tötet der Angreifer anschließend noch zwei Menschen und verletzt zwei weitere durch Schüsse bevor er festgenommen wird. Er streamt seine brutale Tat er mit einer Helmkamera live ins Netz. Der Attentäter: Stephan Baillet, ist ein sogenannter „Einsamer Wolf“. Keine einzige Sicherheitsbehörde war im Vorfeld auf den Rechtsextremisten aufmerksam geworden. Den Anschlag konnte er völlig unbemerkt vorbereiten. In den letzten Jahren gab es eine enorme Zunahme des sogenannten „Lone Wolf“-Terrorismus. Es sind Terroranschläge nach dem immer gleichen Schema. Einzelne Täter, die sich im Internet radikalisieren und ihre Morde mit rechtsextremen Manifesten zu rechtfertigen versuchen.
Wie werden aus Einzelgängern Attentäter?
Ein inzwischen weltweites Phänomen, wie auch der Anschlag im neuseeländischen Christchurch zeigt. Hier tötete ein rechtsextremer Attentäter 51 Menschen in Moscheen und verletzte weitere 50 zum Teil schwer. Aber auch der Anschlag am Olympia-Einkaufszentrum in München 2016 folgte diesem Muster. Ein Hintergrund, der erst über drei Jahre nach der Tat offiziell bestätigt wurde. Die „Einsamen Wölfe“ und ihre Bewunderer sozialisieren und radikalisieren sich in anonymen Internetforen. Ihre Anschläge entwickeln sich stets weiter, hin über Live-Streams der Attentate oder computerspielartige Belohnungen.
Doch wie stark sind die Attentäter, ihre Bewunderer und ihre geistigen Brandstifter weltweit miteinander verbunden? Die deutschen Sicherheitsbehörden sind oft nicht ausreichend vernetzt und in virtuellem Bereich schlecht aufgestellt. Die Polizei agiert oft nur regional oder national, um einem weltweiten Phänomen Herr zu werden. Der Film dringt in die Welt der „Einsamen Wölfe“ ein und zeigt, wie aus Einzelgängern Attentäter werden. Er begleitet Opfer der Attentate und deren Angehörige. Auch Vertraute der Täter kommen zu Wort und erklären die Mechanismen der Radikalisierung.
21.00 Uhr ERMITTLUNGEN? EINGESTELLT!
Das Oktoberfestattentat und der Erlangener Doppelmord
Film von Ulrich Chaussy und Daniel Harrich, BR 2020
2014 deckte der ARD-Themenabend „Der blinde Fleck – Das Oktoberfestattentat“ auf, wie die Ermittlungsbehörden 1980 bei der Aufklärung versagt und das rechtsterroristische Motiv vertuscht haben. Das TV-Event führte zur Wiederaufnahme der Ermittlungen durch die Bundesanwaltschaft – 34 Jahre nach der Tat. Das TV-Event führte zur Wiederaufnahme der Ermittlungen durch die Bundesanwaltschaft – 34 Jahre nach der Tat. Das ist einmalig in der deutschen Justizgeschichte. Im Juli 2020, kurz vor dem 40. Jahrestag des Oktoberfest-Attentats am 26. September, stellte die neue Sonderkommission „Theresienwiese“ ihre Ermittlungen mit einem zwiespältigen Ergebnis ein: Zwar kommen die Beamten jetzt auch zu dem Schluss, dass die Tat des mutmaßlichen Einzeltäters Gundolf Köhler rechtsextremistisch motiviert war. Weitere Mittäter konnten jedoch nicht ermittelt werden. Und: Die neue SoKo versagte völlig bei den Ermittlungen zur Rolle der Staatsschützer – nachrichtendienstliche Manipulation, Fehlinformationen und Intrigen, um die Spur nach rechts zu vertuschen – da wo es weh tut, schauten die Ermittler nicht hin.
„Ermittlungen? Eingestellt!“ schließt an die Ursprungs-Dokumentation „Attentäter? Einzeltäter!“ an und zeigt auf, wo die neuen Ermittlungen versagt haben. Die Autoren Ulrich Chaussy und Daniel Harrich konzentrieren sich dabei auf die schriftliche Einstellungsverfügung der Bundesanwaltschaft vom 7. Juli 2020 und hinterfragen diese Schritt für Schritt anhand ihrer langjährigen investigativen Recherche mit neuen Zeugen und Dokumenten. So äußert sich der amtierende Innenminister Joachim Herrmann erstmals öffentlich zu den Ermittlungen, deren Wiederaufnahme er selbst vor sechs Jahren mit einer ersten Aktenfreigabe bei der Premiere von „Der blinde Fleck“ unterstützt hat.
Neuen Erkenntnisse führen zu einer weiteren Spur, die die Ermittler 1980 sowie 2020 fahrlässig ignoriert haben: Wenige Wochen nach dem Münchner Anschlag, bei dem die Spuren zur rechtsterroristischen Wehrsportgruppe Hoffmann in Ermreuth bei Erlangen führt, werden der Verleger, Rabbiner und ehemalige Vorsitzende der Israelitischen Kultusgemeinde Nürnberg Shlomo Lewin, und dessen Lebensgefährtin, Frida Poeschke, ermordet. Auch hier wird die Verantwortung für die Tat einem toten „Einzeltäter“ angelastet. Der mutmaßliche Mordschütze soll Uwe Behrendt gewesen sein, der engste, bei ihm wohnende Gefolgsmann von Wehrsportgruppen-Chef Karl Heinz Hoffmann. Wie im Fall des Wiesn-Attentats (und später im Fall des Nationalsozialistischen Untergrunds NSU), wird die Spur nach rechts zunächst ignoriert und der Tathintergrund im unpolitischen privaten Umfeld der Opfer gesucht. Die Dokumentation basiert auch in diesem Fall auf bislang unveröffentlichten Informationen und exklusivem Material.
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