Stopp! Kommentar von Christian Knatz zum Angriff auf den Reichstag

Mainz (ots) – Es gäbe Grund zum Gelächter. Drei Polizisten genügen, um das gemischte Doppel aus Neonazis und Spinnern auf der Außentreppe des Reichstags zu stoppen. Zum Umsturz entschlossen ist der selbst ernannte Widerstand offenbar nur so lange, bis jemand „Zutritt verboten“ ruft. Lustig erscheint das alles aber nicht. So richtig es ist, dass vorderhand nur ein Gebäude attackiert wurde, das obendrein inwendig stärker gesichert ist, als die Bilder suggerieren, so wahr bleibt es: Solche Bilder sind unerträglich, es darf sie nicht wieder geben. In einer zuvor schon von Symbolen überfrachteten Diskussion wie derjenigen über Corona symbolisieren sie den falschen Eindruck: Dieser Staat, diese Gesellschaft seien kurz vor dem Zusammenbruch. Ganz konkret zeigen sie: Hier und jetzt versagt die Staatsmacht. Und da ist etwas dran. Die offene Flanke Reichstag steht für ein ebenso offen gescheitertes Sicherheitskonzept der Berliner Behörden. Zu der im Fachjargon Dislozierung genannten sinnvollen Verteilung der Kräfte haben sich die Verantwortlichen zumindest nicht die richtigen Gedanken gemacht. Dass die Kundgebung das Zeug zur Eskalation hatte, wussten der durchweg unglückselig agierende Berliner Innensenator wie auch die Veranstalter; von ihnen sind keine zeitigen Widerworte zur Parole „Sturm auf Berlin“ überliefert. Gegen Versager wie Verbrecher hilft fürs Erste eine bewachte Bannmeile um Stätten wie den Reichstag. Sie stünde für Würde, ohne dass Distanz als Demokratiedefizit erlebt werden müsste. Deutschland würde auch nicht dadurch demokratischer, dass Krethi und Plethi bei Bedarf im Büro der Kanzlerin vorbeischauen können.

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