Forschungsprojekt des Centre for International Security der Hertie School zur nuklearen Sicherheit in Europa wird von der Stanton Foundation gefördert
Berlin (ots) – Das Centre for International Security der Hertie School erhält eine bedeutende Zuwendung der US-amerikanischen Stanton Foundation für das Forschungsprojekt „Understanding Assurance, Deterrence, and Potential Nuclear Escalation in Europe.“ Es ist das erste Mal, dass die Stiftung ein Projekt dieser Größenordnung in Europa bewilligt hat. Die Zuwendung beläuft sich auf bis zu 684.000 Euro über einen Zeitraum von drei Jahren. Hauptziel des Projekts ist es, die Rolle von Atomwaffen für die Sicherheit Europas zu untersuchen und verschiedene europäische Perspektiven in die internationale Debatte einzubringen.
„Das Thema nukleare Sicherheit ist in Europa leider lange vernachlässigt worden. Vor dem Hintergrund der erodierenden nuklearen Rüstungskontrolle, der weitreichenden Modernisierungspläne für bestehende Nukleararsenale und vielfältiger Proliferationsrisiken ist es höchste Zeit, dass die Europäer intensiver über die Herausforderungen der nuklearen Sicherheit von heute und morgen nachdenken“, sagte Wolfgang Ischinger, Gründungsdirektor des Centre for International Security. „Ich bin der Stanton Foundation, einem führenden Geldgeber auf diesem Gebiet, sehr dankbar, dass sie die Hertie School in ihrem Bestreben unterstützt, ein europäisches Zentrum für Forschung, Lehre und Outreach im Bereich der nuklearen Sicherheit aufzubauen.“
„Die Stanton Foundation teilt Botschafter Ischingers Ansicht, dass die Stärkung der europäischen Stimme eine Notwendigkeit ist, wenn wir in unserem Verständnis dieser entscheidenden Frage vorankommen wollen. Die Stiftung schätzt sein Engagement für das Centre for International Security (CIS) und das hervorragende Team, das er zur Untersuchung der heutigen dringenden Fragen der nuklearen Sicherheit zusammengestellt hat“, so Stephen Kidder, Berater der Stanton Foundation.
Das Forschungsprojekt beginnt im September 2020 und baut auf dem jüngsten Projekt des Centre auf, das sich mithilfe eines „Introductory Grant“ der Stanton Foundation der Rolle nicht-strategischer Atomwaffen für die NATO widmete. Über einen Zeitraum von drei Jahren wird das Centre ein Netzwerk jüngerer europäischer Wissenschaftler aufbauen, die sich mit nuklearer Sicherheit befassen, und sie im Rahmen einer jährlichen Konferenz zusammenbringen. Gleichzeitig fördert es in enger Zusammenarbeit mit der Münchner Sicherheitskonferenz und anderen Partnern eine evidenz-basierte Debatte über nukleare Sicherheit in Deutschland und Europa. Diese Themen sollen auch ein fester Bestandteil des Lehrplans des Master of International Affairs-Programms der Hertie School werden.
Das Projekt umfasst mehrere Forschungsbereiche und beschäftigt sich mit aktuellen Fragen wie:
1. Welche Rolle spielen nicht-strategische amerikanische Atomwaffen, die in Europa stationiert sind, für die Gewährleistung der Sicherheit der NATO-Verbündeten? Welche Bedeutung haben diese Waffen für die transatlantische „Lastenteilung“ und die Rückversicherung der Bündnispartner? (Leitung: Julian Wucherpfennig, Professor of International Affairs and Security an der Hertie School)
2. Kann die NATO die Quadratur des Kreises schaffen und sowohl den Zusammenhalt der Bündnispartner aufrechterhalten als auch Gegner erfolgreich abschrecken? Was sind konkrete Herausforderungen und Lösungen für eine heterogene Allianz mit unterschiedlichen nuklearen Sicherheitskulturen? (Leitung: Tobias Bunde, Postdoctoral Researcher am Centre for International Security)
3. Welche Optionen hat Europa, falls die Vereinbarungen zur nuklearen Teilhabe der NATO zusammenbrechen und die USA auf ihre Nukleargarantie verzichten? Was sind realistische alternative Optionen für eine europäische nukleare Abschreckung? (Leitung: Tobias Bunde und Marina Henke, Professor of International Relations an der Hertie School)
4. Könnte eine Auseinandersetzung zwischen der NATO und Russland eine nukleare Eskalation auslösen, und wenn ja, wie und unter welchen Bedingungen? (Leitung: Marina Henke)
Diese Fragen sind sowohl theoretisch als auch empirisch von höchster Aktualität und Relevanz und stehen im Mittelpunkt der gegenwärtigen europäischen nuklearen Sicherheitsdebatte.
Weitere Informationen zum Projekt finden Sie unter http://ots.de/zPtYGo
Das Centre for International Security an der Hertie School fördert das Verständnis für die komplexen sicherheitspolitischen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts, insbesondere in Deutschland und Europa.
Die Stanton Foundation ist eine private Stiftung mit Sitz in den USA, die von Frank Stanton, einem langjährigen Präsidenten des Columbia Broadcasting System (CBS) und Berater von Präsident Eisenhower in den 1950er Jahren in Nuklearfragen, gegründet wurde. Einer ihrer Schwerpunkte ist die Unterstützung der politischen Forschung im Bereich der internationalen Sicherheit mit besonderem Schwerpunkt auf der nuklearen Sicherheit.
Die Hertie School in Berlin bereitet herausragend qualifizierte junge Menschen auf Führungsaufgaben im öffentlichen Bereich, in der Privatwirtschaft und der Zivilgesellschaft vor. Sie bietet Masterstudiengänge, Executive Education und Doktorandenprogramme an. Als universitäre Hochschule mit interdisziplinärer und praxisorientierter Lehre, hochklassiger Forschung und einem weltweiten Netzwerk setzt sich die Hertie School auch in der öffentlichen Debatte für „Good Governance“ und moderne Staatlichkeit ein. Die Hertie School wurde 2004 von der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung gegründet und wird seither maßgeblich von ihr getragen. Sie ist staatlich anerkannt und vom Wissenschaftsrat akkreditiert. www.hertie-school.org (http://www.hertie-school.org)
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