TVNOW-Fiction-Offensive geht weiter: Drehstart für Justiz-Drama „Ferdinand von Schirach – Glauben“ nach den Original-Drehbüchern des Bestsellerautors
Köln (ots) – 25 Angeklagte, 300 Verhandlungstage und ein Justiz-Skandal, der in die Geschichte der Rechtsprechung eingegangen ist: In seinen erstmals ausschließlich von ihm geschriebenen Drehbüchern zum spannenden Justiz-Drama „Ferdinand von Schirach – Glauben“ transportiert der Bestsellerautor die sogenannten „Wormser Prozesse“ der neunziger Jahre in die Gegenwart. Am 25. August 2020 haben die Dreharbeiten zum neuen TVNOW-Original in Berlin sowie im nordrhein-westfälischen Monschau begonnen. Bis Ende Oktober dieses Jahres produziert MOOVIE insgesamt sieben Folgen à 30 Minuten. In den Hauptrollen sind Peter Kurth und Narges Rashidi zu sehen. Die Ausstrahlung ist zuerst auf TVNOW und später bei VOX geplant.
Über die Hysterie in den Sozialen Medien, kollektive Wut und wie der Hunger nach Rache die Opfer übersieht – Zum Inhalt:
Ein Kinderarzt diagnostiziert in Ottern, einer westdeutschen Kleinstadt, bei einem Mädchen körperliche Spuren einer Vergewaltigung und bringt damit einen Missbrauchsprozess von bis dato ungekanntem Ausmaß ins Rollen. Kurz nach der Aufnahme der Ermittlungen durch Hauptkommissarin Laubach (Désirée Nosbusch, „Bad Banks“) in dem mutmaßlichen Verbrechen, wird in den Sozialen Medien bereits die Forderung nach der Wiedereinführung der Todesstrafe für Kinderschänder laut. Der Staatsanwalt Cordelis (Sebastian Urzendowksy, „Babylon Berlin“, „Der Turm“) erhebt in drei Prozessen Anklage gegen 26 Bewohner der Kleinstadt. Die Männer und Frauen werden beschuldigt, einen Kinderpornografie-Ring betrieben zu haben.
Der alkoholkranke Berliner Strafverteidiger Schlesinger (Peter Kurth, „Babylon Berlin“, „Die Protokollantin“) soll im Auftrag der kriminellen Geldeintreiberin Azra (Narges Rashidi, „Gangs of London“, „Spuren des Bösen“) einen der Angeklagten im dritten Prozess vertreten. Dabei kämpft Schlesinger nicht nur für seinen Mandanten, sondern auch gegen Falschaussagen, suggestive Befragungsmethoden und die Mühlen der Justiz selbst. Am Ende findet er heraus: Das Verbrechen, das seinem Mandanten vorgeworfen wird, hat es nie gegeben.
Die Wormser Missbrauchsprozesse – ein Justizskandal – Zum Hintergrund:
Mit „Ferdinand von Schirach – Glauben“ transportiert der Bestsellerautor („Verbrechen“, „Der Fall Collini“) den Wormser Justizskandal aus den Jahren 1993 bis 1997 in die Gegenwart. Dieser Eklat umfasst drei Strafprozesse vor dem Landgericht Mainz in denen 25 Männer und Frauen aus der Umgebung Worms des massenhaften Kindesmissbrauchs angeklagt waren. Sie wurden beschuldigt einen gemeinschaftlichen Pornoring betrieben zu haben, der Videos der Kinder fertigte und vertrieb. Nach zwei Jahren und sieben Monaten Untersuchungshaft mit über 300 Verhandlungstagen wurden 24 der Angeklagten freigesprochen, eine ältere Dame war in der Haft bereits zuvor verstorben. In der Urteilsbegründung verkündete der Richter unter anderem: „Den Wormser Massenmissbrauch hat es nie gegeben. Bei allen Angeklagten, für die ein langer Leidensweg zu Ende gegangen ist, haben wir uns zu entschuldigen.“
Mit der fiktionalen Aufarbeitung des Wormser Justizskandals der neunziger Jahre in der Gegenwart wirft Ferdinand von Schirach ein Licht auf gesellschaftliche Entwicklungen unserer Zeit. Öffentliche Debatten verlagern sich zunehmend in das Internet und die Sozialen Medien – wo Empörung, Hass und Hysterie oft die Auseinandersetzung mit komplexen Themen verhindern. Berechtigte und nachvollziehbare Sorgen, wie die um das Wohl der Kinder, können in aufgeheizten Online-Debatten zu Vorverurteilungen, Pauschalisierungen und blankem Hass führen. In „Ferdinand von Schirach – Glauben“ ist es ausgerechnet ein verschuldeter Anwalt, der der öffentlichen Hysterie die kritische Vernunft entgegensetzt, die in unserem modernen Leben selten geworden ist.
Ferdinand von Schirach, Strafverteidiger, Schriftsteller & Drehbuchautor:
„Das Wesentliche dieser Verfahren war das Versagen aller gesellschaftlichen und rechtlichen Institutionen, der Presse und der Öffentlichkeit. Die allgemeine Empörung, der ungebremste Hass und die furchtbare Hysterie damals ist den heutigen gesellschaftlichen Zuständen sehr ähnlich. Es lag deshalb für mich nahe, aus den Wormser Missbrauchsprozessen eine Serie zu machen, die in der Gegenwart spielt und alle neuen Elemente aufnimmt, mit denen wir heute leben müssen. ‚Glauben‘ ist ein Format über unsere Zeit, über die Welt, in der wir heute leben. Es erzählt die Geschichte eines allgemeinen Versagens der Gesellschaft. Ich bin sicher, dass es zu einer breiten Diskussion darüber führen wird, wer wir heute sein wollen.“
Mit „Ferdinand von Schirach – Glauben“ feiert der ehemalige Strafverteidiger und heutige Schriftsteller eine besondere Premiere. Zum ersten Mal verfasst er ein Drehbuch als alleiniger Autor. Die Produktion der Serie liegt bei MOOVIE, Produzent ist Jan Ehlert, Executive Producer ist Oliver Berben. Seitens TVNOW und Vox übernimmt Brigitte Kohnert die Redaktion unter der Leitung von Frauke Neeb und Hauke Bartel. Regie führt Daniel Prochaska. Das Justiz-Drama wird vom Medienboard Berlin-Brandenburg und der Film- und Medienstiftung NRW gefördert.
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