Universität UMIT TIROL veröffentlicht erstes Populationsmodell zur Bewertung von Nutzen und Schaden einer universellen Jodsalzprophylaxe
Hall in Tirol (OTS) – Ein kürzlich publizierter Artikel von Schaffner et al. In der internationalen wissenschaftlichen Fachzeitschrift Thyroid fasst die Ergebnisse einer Studie zusammen, in der Nutzen und Schaden der universellen Salzjodierung untersucht wurden. Jod ist ein Mikronährstoff, der essentiell für die Produktion von Schilddrüsenhormonen ist. Eine Unterversorgung mit Jod kann verschiedene Jodmangelerkrankungen zur Folge haben. Während der Schwangerschaft ist Jod von entscheidender Bedeutung für die Gehirnentwicklung des Fötus. Ein übermäßiger Jodkonsum kann jedoch ebenfalls zu Schilddrüsenerkrankungen führen. Die Studie der Tiroler Privatuniversität UMIT TIROL zeigt, dass die Anreicherung von Speisesalz mit Jod die gesunden Lebensjahre in einer Bevölkerung mit mäßigem Jodmangel erhöht, so dass die Bevölkerung als Ganzes von der Jodsalzprophylaxe profitiert.
Eine Forschergruppe der Universität UMIT TIROL entwickelte ein Populationsmodell, das die Häufigkeit und die Folgen von Jodmangelerkrankungen mit und ohne obligatorische Jodsalzprophylaxe in der deutschen Bevölkerung simuliert. In die Analyse wurde nicht nur die derzeit lebende Bevölkerung, sondern auch deren Nachkommen eingeschlossen.
Die Ergebnisse der Studie legen nahe, dass die deutsche Bevölkerung – mit ca. 80 Millionen Einwohnern – innerhalb von 120 Jahren 5 Millionen Lebensjahre bzw. 33 Millionen gesunde Lebensjahre durch die Jodsalzprophylaxe gewinnt. Obwohl die Bevölkerung insgesamt gesehen an Gesundheit gewinnt, scheint eine allgemeine Jodsalzprophylaxe nicht für alle Individuen von Vorteil, da sie im selben Zeitraum 2,7 Millionen zusätzlichen Fälle von Hyperthyreose auslösen könnte.
Die vollständige Studie finden Sie hier:
[https://www.liebertpub.com/doi/10.1089/thy.2020.0062]
(https://www.liebertpub.com/doi/10.1089/thy.2020.0062)
Die Koordinatorin und Erstautorin der Studie Monika Schaffner geht davon aus, dass diese Studie entscheidend zur Verbesserung der Gesundheit der europäischen Bevölkerung beitragen wird: „Wir haben ein Populationsmodell entwickelt, das für andere Länder angepasst und aktualisiert werden kann, sobald neue Daten verfügbar sind. Unsere Ergebnisse werden Angehörige der Gesundheitsberufe und politische Entscheidungsträger dabei unterstützen, sich für die Prävention von Jodmangel und dessen Folgen einzusetzen.“
Der Koautor der Studie Assoc.-Prof. Priv.-Doz. Dr. Nikolai Mühlberger, MPH vom Instuitut für Public Health, Versorgungsforschung und HTA der Universität UMIT TIROL wies darauf hin, dass diese Studie ein wichtiger Schritt hin zu evidenzbasierten, gesundheitspolitischen Entscheidungen in Europa sei. „Nutzen und Schaden der Jodsalzprophylaxe müssen sorgfältig gegeneinander abgewogen werden, bevor über die Umsetzung oder Fortsetzung eines Präventionsprogramms in der gesamten Bevölkerung eines Landes entschieden wird“, sagt Mühlberger. Die Public Health Expertin und Assistenzprofessorin Dr. Ursula Rochau fügt hinzu: „Unsere Arbeit bringt Jod und Jodmangelerkrankungen in die Köpfe der Menschen zurück. Wir regen informierte und evidenzbasierte Diskussionen über Jodmangel an.“
Univ.-Prof. Dr. Uwe Siebert, MPH, Leiter des Departments für Public Health, Versorgungsforschung und Health Technology Assessment an der Privatuniversität UMIT TIROL, weist auf die wichtige Rolle von Populationsmodellen in der Unterstützung von Entscheidungen hin:
„Während der COVID-19 Krise hat die Öffentlichkeit gesehen, wie Public Health Fragen mit Hilfe von Populationsmodellen beantwortet werden können und müssen. Als eines der größten Public Health Departments in Europa ist es unsere Aufgabe, der Öffentlichkeit ehrliche und transparente evidenzbasierte Informationen zu Nutzen und Risiken von Public Health Interventionen zu liefern.“
Die Modellierungsgruppe der Universität UMIT TIROL evaluiert die langfristig auftretenden Nutzen, Schäden und die Wirtschaftlichkeit von Präventions- und Früherkennungsprogrammen, identifiziert Hindernisse nationaler und internationaler Präventionsprogramme und informiert die Öffentlichkeit und gesundheitspolitische Entscheidungsträger über die Nutzung wissenschaftlicher Evidenz zur Verbesserung der Gesundheit in der Bevölkerung.
Über EUthyroid
EUthyroid umfasst 31 Partner aus 27 Ländern. Ausgestattet mit einem Budget von 3 Millionen Euro wird diese Forschungszusammenarbeit einen signifikanten Beitrag zur Analyse der Präventionsmaßnahmen gegen Jodmangel in Europa leisten.
Das Forschungskonsortium „EUthyroid – Towards a EUthyroid Europe’ (No. 634453) war eines von nur 67 erfolgreich geförderten Forschungsprojekten – von mehr als 2.200 Einreichungen – beim 1. Call des neuen Framework Programmes der Europäischen Kommission Horizon 2020. www.euthyroid.eu
Kontakt: Univ.-Prof. Dr. Uwe Siebert, Email:
public-health@umit.at, Tel .: + 43-50-8648-3930
hannes.schwaighofer@umit.at, Tel: +43 (0)664/4618201
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