PwC Studie: Covid-19 dreht den Kreditzyklus für Unternehmenskredite
Frankfurt am Main (ots) – Durch den Covid-19-Sondereffekt, haben deutsche Banken bereits Ende März erstmals Unternehmenskredite in Höhe von mehr als 1,1 Billionen Euro ausgereicht, was aktuell 38% aller Kundenkredite entspricht. Zudem sind die jährlichen Zinserträge in den letzten Jahren kontinuierlich bis auf 15,5 Milliarden Euro angestiegen. Ihr Anteil an den gesamten Nettozinserträgen deutscher Banken beträgt derzeitig 17,8 Prozent. Keine andere Kreditkategorie generiert mehr Zinserträge. Das zeigen die Ergebnisse der Studie „Wer finanziert die Covid-19 Krise“ der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC Deutschland.
Erste Kreditwelle ebbt im Juni bereits wieder ab
Nach dem Rückgang des Kreditwachstums auf 5,7 Prozent p.a. im Februar 2020 sorgte Covid-19 für eine erneute Beschleunigung der Kreditnachfrage. So legte das Wachstum kurzfristig wieder bis auf 8,7 Prozent im Mai 2020 zu. Die plötzlich einsetzende Zusatznachfrage im März wurde zunächst durch kurzfristige Kredite gedeckt, deren Volumen um 19 Milliarden Euro gegenüber Februar anstieg.
Tomas Rederer, Partner bei PwC Deutschland: „Unsere Analyse indiziert, dass es im März kurzfristig dringenden Finanzierungsbedarf gab. Es wurden vermutlich kaum Kredite auf Vorrat gezogen.“ Die erhöhte Kreditnachfrage hat sich bereits im Juni wieder normalisiert. Gegenüber dem Vormonat ist der Bestand an Unternehmenskrediten sogar um 0,4 Milliarden Euro rückläufig. „Im Markt für Unternehmenskredite ist die erste Covid-19-Welle bereits im Juni wieder abgeebbt. Eine zweite Kreditwelle im Herbst erscheint aktuell wahrscheinlich, wenn viele Unternehmer ihre Finanzplanung erneut überprüfen und entsprechenden Handlungsbedarf erkennen. Sollte es zudem noch zu einer starken zweiten Virus-Welle kommen, wird der Kreditbedarf umso stärker steigen“, so Tomas Rederer.
Pandemie lässt Margen bei Großkrediten steigen
Covid-19 lässt die Brutto-Margen (vor Refinanzierungskosten der Banken) im zweiten Quartal um 7 Basispunkte auf Ø 1,67 Prozentpunkte p.a. steigen. Der Anstieg ist dabei fast ausschließlich auf höhere Refinanzierungskosten zurückzuführen, die um 6 Basispunkte anstiegen. Die Netto-Margen konnten daher nur unwesentlich um einen Basispunkt zulegen.
Aktuell herrscht eine klare Zweiteilung im Markt: So sind die Brutto-Margen für Großkredite mit einem Volumen von über 1 Millionen Euro im zweiten Quartal um 8 Basispunkte auf 1,52 Prozentpunkte p.a. angestiegen. Die Brutto-Margen für Kleinkredite bis zu 1 Millionen Euro sind hingegen im selben Zeitraum um 10 Basispunkte auf 2,21 Prozentpunkte p.a. gefallen.
Robert Bischof, Partner bei Strategy& Deutschland, der globalen Strategieberatung von PwC: „Durch die Krise verschieben sich gerade im Firmenkundengeschäft die Marktanteile. Das bietet Banken die Möglichkeit, in die Kunden- und Geschäftsbeziehungen zu investieren. Viele Bankkunden stehen aktuell vor großen Herausforderungen: Entweder stellt die Krise für sie eine essentielle Bedrohung dar – oder aber eine Chance für zukünftige unternehmerische Weichenstellungen. In beiden Fällen können Banken mit einer engen Betreuung sowie einem tiefen Verständnis für die individuelle Situation ihrer Kunden punkten.“
Auslands- und Förderbanken mit großen Zuwächsen
Alle Bankengruppen haben im ersten Halbjahr ihre Kreditvergabe gesteigert. Die höchsten Zuwächse konnten allerdings Auslandsbanken mit 13,0 Prozent verzeichnen. Zweigstellen ausländischer Banken konnten sogar 23,8 Prozent zulegen. Auf dem zweiten Rang folgen die Förderbanken mit einem Kreditplus von 10,8 Prozent gegenüber Dezember 2019. Die Landesbanken hingegen weisen den geringsten Zuwachs von lediglich 1,0 Prozent aus.
Robert Bischof: „Gerade die hohen Zuwachsraten der Auslandsbanken werden vermutlich viele Marktteilnehmer überraschen. Während sie sich in früheren Krisen mit der Kreditvergabe oft zurückgehalten halten, scheinen sie aktuell fest in Deutschland etabliert zu sein und Wachstumschancen aktiv zu nutzen.“
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