1. DEKV-Pflegeforum: Starke Pflege im evangelischen Krankenhaus 2030
Berlin (ots) – Visionen zu entwickeln, die die Zukunft der Pflege im Krankenhaus mitgestalten, ist das Ziel des 1. DEKV-Pflegeforums, zu dem der Deutsche Evangelische Krankenhausverband e.V. (DEKV) in Kooperation mit der Diakonie Deutschland und der Evangelischen Hochschule Berlin (EHB) eingeladen hat. „Die evangelischen Krankenhäuser und der DEKV verstehen die Pflege als professionelle Betreuung und Unterstützung eines Menschen während seiner Genesung, aber auch in der Begleitung am Lebensende. Das bedeutet, die professionelle Pflege organisiert und gestaltet eigenverantwortlich den gesamten Pflegeprozess von der Planung bis zur Evaluation. Um dies leisten zu können, braucht sie die passenden Rahmenbedingungen im Krankenhaus. Mit der Prüfungs- und Ausbildungsverordnung zur Umsetzung des Pflegeberufegesetzes, der Konzertierten Aktion Pflege, der Einführung des Pflegebudgets und der damit verbundenen Ausgliederung der Pflegepersonalkosten aus dem DRG-System hat die Politik in der aktuellen Legislaturperiode schon viel bewegt. Doch auch in Zukunft braucht die Pflege im Krankenhaus weitere Stärkung. Eine Tätigkeit in der Pflege muss ein moderner Beruf sein, der für Menschen aller Altersgruppen und Bildungsabschlüsse lebenslang attraktiv ist. Darüber hinaus müssen unsere Pflegenden befähigt werden, die Organisation Krankenhaus gemeinsam mit den anderen Mitarbeitenden weiterzuentwickeln“, betont Christoph Radbruch, Vorstandsvorsitzender des DEKV.
Qualifikationsmix und Pflegekarrieren stärken
Qualifikationsgemischte Teams aus Pflegenden mit Helferabschluss, Examen und einer akademischen Ausbildung stärken den Pflegeberuf. Alle Patientinnen und Patienten, aber vor allem vulnerable Patientengruppen und solche mit komplexen Behandlungsverläufen, profitieren von qualifikationsgemischten Teams. Voraussetzungen, um Menschen für die Pflege zu gewinnen, sind neben eigenverantwortlichen Tätigkeiten auch die Vereinbarkeit von Beruf und Familie sowie persönlichen Zielen. Im Beruf muss der Kern der Pflege, der in der Beziehung und Zuwendung zu den Patientinnen und Patienten liegt, künftig mehr Raum einnehmen. Darüber hinaus gilt es, die akademische Pflege auszubauen. Dazu Professor Dr. Sebastian Schröer-Werner, Rektor der Evangelischen Hochschule Berlin: „Als Vorreiterin in Berlin beim primärqualifizierenden Pflegestudium und auch in der Hebammenkunde trägt die EHB seit Jahren in hohem Maße zur Akademisierung und Professionalisierung in den Gesundheitsberufen bei. Für das Studium essentiell ist die gute Verknüpfung von Theorie und Praxis, dazu gehört unter anderem auch ein enger Wissens- und Erfahrungsaustausch mit außerhochschulischen Einrichtungen und Institutionen. Mit dem DEKV haben wir hier einen starken Partner an unserer Seite.“
Für die Zukunft fordert der DEKV die Kultusminister der Bundesländer und den Bund auf, die akademische Pflegeausbildung durch die Einrichtung und Finanzierung von Studienplätzen zu stärken. Bis 2027 müssen bundesweit 10 Prozent zusätzliche Pflegestudienplätze geschaffen werden. „Um Kompetenzen in der Pflege gezielt zu entwickeln, sollte in den Häusern ein mit den mittel- und langfristigen Zielen und Entwicklungen des Krankenhauses abgestimmtes strukturiertes Personal- und Kompetenzmanagement implementiert werden“, ergänzt Christoph Radbruch die Forderung.
Pflegebedarfsbemessung für bessere Arbeitsbedingungen und Patientensicherheit
Es stärkt die Pflege, wenn der differenzierte Bedarf von Pflegebedürftigen im Krankenhaus strukturiert nachgewiesen wird. Der daraus abgeleitete jeweilige Pflegepersonalbedarf und eine angemessene Personalausstattung verbessern die Versorgungsqualität und gewährleisten die Patientensicherheit. Dazu Maria Loheide, Vorstand Sozialpolitik der Diakonie Deutschland: „Die Pflege ist eine tragende Säule jedes Krankenhauses. Deshalb setzt sich die Diakonie für gute Rahmenbedingungen in der Pflege ein. Pflegekräfte brauchen mehr Wertschätzung und Anerkennung ihrer Professionalität, auch durch bessere Arbeitsbedingungen. Wir unterstützen die Entwicklung eines bedarfsgerechten Personalbemessungsinstrumentes für die Krankenhäuser. Keine Pflegekraft sollte nachts allein auf einer Station arbeiten müssen. Patientinnen und Patienten müssen zu jeder Zeit professionell pflegerisch versorgt werden. Diese Zusage müssen wir verbindlich sicherstellen.“
Das von der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), dem Deutschen Pflegerat (DPR) und der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) entwickelte Pflegepersonalbemessungsinstrument PPR 2.0 ist ein geeignetes Interims- und Übergangsinstrument. Es bezieht auch besonders pflegebedürftige, vulnerable Patientengruppen mit ein und erleichtert die Dokumentation. „Ein zukünftiges Pflegepersonalbemessungsinstrument muss aber noch weiter ausdifferenziert werden, beispielsweise in der Nachtschicht, der Zuwendungsorientierung und bei der Qualifikation der Pflegenden. Daher fordert der DEKV den Gesetzgeber auf, die Entwicklung eines modernen, wissenschaftlich fundierten Pflegebedarfsbemessungsinstruments für das Krankenhaus zu beauftragen und dessen Einführung gesetzlich umzusetzen“, betont Christoph Radbruch.
Digitalisierung entlastet die Pflege
Der Grad der Digitalisierung ist in den evangelischen Krankenhäusern unterschiedlich weit fortgeschritten. Für die Pflege bietet die Digitalisierung vielfältige Entlastung, sei es durch moderne Informations-, Kommunikations- und Assistenz-Technologien oder durch eine Verringerung des Dokumentationsaufwands. Die so gewonnene Zeit kommt der kompetenten Versorgung der Patienten zugute. Darüber hinaus tragen die gewonnenen Daten zur Verbesserung der Pflegequalität und der Patientensicherheit bei. Voraussetzung dafür ist, dass Pflegende qualifiziert sind, diese Technologien umfassend einzusetzen. Für die digitale stationäre Infrastruktur sind im Krankenhauszukunftsgesetz bis zu 4,3 Milliarden Euro vorgesehen. Das wird die Digitalisierung in den Krankenhäusern voranbringen, doch dieser Prozess muss auch darüber hinaus weiter gesichert sein. Dazu DEKV-Vorstand Christoph Radbruch: „Wir fordern, dass die über den Krankenhauszukunftsfonds geförderten Projekte auch die Pflege gezielt entlasten und den gesamten Pflegeprozess einbeziehen. Mit Ablauf des Krankenhauszukunftsfonds muss eine regelhafte Erstattung der vollständigen Kosten für die Digitalisierung nachhaltig in der Krankenhausfinanzierung mit einem Zuschlag je Fall (Digitalisierungszuschlag) verankert sein. Dies umfasst neben fortlaufenden Investitionen in die Digitalisierung auch Aufwendungen für die Qualifizierung der Pflege. Sind dieser Punkte erfüllt, können wir das leisten: Starke Pflege im evangelischen Krankenhaus 2030.“
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