Fachtagung: „ME/CFS – einer komplexen Erkrankung auf der Spur“
Berlin (ots) – Das „Chronisches Fatigue Syndrom“ oder „Myalgische Enzephalomyelitis“, kurz ME/CFS, ist eine unbekannte, aber keine seltene Krankheit. In Deutschland sind rund 250.000 Menschen betroffen – darunter 40.000 Kinder und Jugendliche – die Dunkelziffer ist wahrscheinlich noch höher. Trotzdem wird ME/CFS in Deutschland kaum erforscht, auch viele Ärzte kennen die Krankheit nicht. Doch nun rückt sie ein wenig mehr in den Fokus: ME/CFS gilt als eine mögliche Langzeitfolge von Covid-19.
ME/CFS-Patientinnen und Patienten sind im Alltag durch die Folgen der Erkrankung stark eingeschränkt. Sie haben eine der niedrigsten Lebensqualitäten bei chronischen Krankheiten. Rund ein Viertel der Betroffene ist bettlägerig und auf Pflege angewiesen, viele können kaum am Alltag teilhaben.
Die Ursachen von ME/CFS sind unbekannt – in den letzten zehn Jahren konnte die biomedizinische Forschung aber Fortschritte machen. Heute ist bekannt, dass der gestörte Energiestoffwechsel der ME/CFS-Patientinnen und Patienten typischerweise nach einer Infektionskrankheit ausgelöst wird, etwa von einer echten Grippe oder dem Epstein-Barr-Virus. Auch Covid-19 könnte ME/CFS auslösen. Der Gesundheitsexperte Karl Lauterbach meint: „Auf jeden Fall ist chronisches Erschöpfungssyndrom wahrscheinlich eine der schwersten, meines Erachtens die schwerste, zu erwartende Langzeitfolge von Covid-19. Lebensqualität stark reduziert, keine Behandlung, die Menschen leiden stark und werden oft von Ärzten nicht ernst genommen.“
Die Zusammenhänge aus den Bereichen Autoimmunologie, Infektiologie, Neurologie und Stoffwechselforschung zu erkennen, ist die große Aufgabe. Erst wenn die genauen Ursachen von ME/CFS erforscht sind, kann es auch mögliche Therapien geben – die Unterstützung der Forschung und Informationen darüber öffentlich zu machen, ist ein wichtiges Anliegen von Fatigatio e.V..
Der Bundesverband Fatigatio e. V. lädt am 19. September 2020 zur internationalen Fachkonferenz in Hannover ein. Unter dem Leitthema: „ME/CFS – einer komplexen Erkrankung auf der Spur“ werden renommierte Referentinnen und Referenten die neusten Erkenntnisse der Forschung vorstellen. Im Fokus werden Praxisbeispiele, neue Therapieansätze und aktuelle Erkenntnisse zu biomolekularen Aspekten und Zusammenhänge des Immunsystems mit ME/CFS stehen. Die Tagung wird zum ersten Mal online stattfinden.
Zu den Referentinnen und Referenten:
Dr. med. Michael Stingl, Facharzt für Neurologie aus Wien wird nach dem Grußwort des Schirmherren Stefan Weil die Fachkonferenz mit einem Vortrag über die Ursachen von CFS mit Fallbeispielen aus der neurologischen Praxis beginnen.
Dr. med. Thomas Buttgereit, Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie, Charité Universitätsmedizin Berlin, schließt an mit Erkenntnissen aus der Wissenschaft und Erfahrungen aus der Praxis zum Thema „Mastzell-assoziierte Erkrankungen und Fatigue“.
Prof. Dr. med. Carmen Scheibenbogen, Fachärztin für Hämatologie/Onkologie und stellvertretende Leiterin des Instituts für Medizinische Immunologie Charité Campus Virchow Klinikum Berlin berichtet über immunmodulatorische Therapieansätze.
Prof. Dr. med. Klaus Wirth, von der Pharmaforschung Sanofi- Aventis, stellt eine neue umfassende Krankheitshypothese vor.
Prof. Dr. med. Jonas Bergquist, Analytische Chemie und Neurochemie am Department of Chemistry-BMC der Universität Uppsala/Schweden, wird über aktuelle Forschungsergebnisse – auch zu COVID-19 – des ME-Sonderforschungsbereichs der Universität Uppsala und biomolekulare Aspekte bei ME referieren.
Dr. rer nat. Bhupesh K. Prusty, vom Institut für Virologie und Immunbiologie der Julius-Maximilan Universität Würzburg, schließt die Fachtagung mit seinem Bericht über die neuesten Erkenntnisse der Schlüsselrolle von Viren und Mitochondrien im Immunsystem im Zusammenhang mit ME/CFS und seine aktuelle Forschung. Die Vorträge von Prof. Bergquist und Dr. Prusty werden auf Englisch gehalten, dazu wird es eine Übersetzung geben.
Die Vorträge werden kostenlos per Livestream auf dem YouTube Kanal des Fatigatio e.V. übertragen:
– www.youtube.com/watch?v=PrNLUUM5YWE (http://www.youtube.com/watch?v=PrNLUUM5YWE) (deutsch) und
– www.youtube.com/watch?v=gZd-miS5wdc (http://www.youtube.com/watch?v=gZd-miS5wdc) (englisch). Fragen an die Vortragenden können vorab per Mail an tagung@fatigatio.de (mailto:tagung@fatigatio.de) gestellt werden. Während der Vorträge werden Fragen im Kommentarbereich auf YouTube oder Twitter (@fatigatioeV) gesammelt und im Anschluss beantwortet.
Der Bundesverband Fatigatio e.V. setzt sich seit über 26 Jahren für ME/CFS Betroffene in Deutschland, Österreich und der Schweiz ein. Zu den Schwerpunkten des Vereins gehört die jährliche internationale Fachtagung, Förderung der ME/CFS Forschung, die Herausgabe eine Schriftenreihe Förderung der ME/CFS Forschung, Betreuung zu sozialrechtlichen Fragen seiner knapp 2000 Mitglieder und Fortbildungen für Patienten und Ärzte.
Weitere Informationen:
www.fatigatio.de (http://www.fatigatio.de)
Fatigatio e.V.
Albrechtstr. 15
10117 Berlin
Tel: 030/863227772
Flyer der Fachtagung (PDF): https://t1p.de/p8y1
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