Peru: Keine Profite auf Kosten von COVID-19-Erkrankten
Freiburg (ots) – Caritas international und weitere Organisationen appellieren an die soziale Verantwortung der Unternehmen – Offener Brief an die Firma Linde
Produzenten medizinischer Produkte dürfen aus der Corona-Krise keine unangemessenen Profite ziehen, fordern Caritas international als Hilfswerk des Deutschen Caritasverbandes, die Informationsstelle Peru, Misereor und die Erzdiözese Freiburg sowie weitere 30 Nichtregierungsorganisationen und Partnerschaftsgruppen. Die Unternehmen müssen vielmehr ihrer sozialen Verantwortung gerecht werden und dürfen nicht, beispielsweise durch ihre Preispolitik, soziale Ungleichheiten in den Gesellschaften vertiefen. “Ungeachtet ihrer finanziellen Möglichkeiten, müssen alle Menschen die Chance haben, die Corona-Krise unbeschadet zu überstehen”, fordert Claudio Moser, Referatsleiter für Lateinamerika und Europa von Caritas international.
Besonders im Blick ist dabei die deutsch-amerikanische Firma Linde, die medizinischen und industriellen Sauerstoff weltweit herstellt und verkauft. In einem Offenen Brief appellieren Caritas international, das Hilfswerk des Deutschen Caritasverbandes, die Informationsstelle Peru und die anderen Unterzeichner an das Unternehmen, die Versorgung der peruanischen Bevölkerung mit medizinischem Sauerstoff zu verbessern und vor allem für alle Betroffenen wirtschaftlich erschwinglich zu machen.
Trotz eines frühen Lockdowns ist Peru eines der am stärksten von der Pandemie betroffenen lateinamerikanischen Länder. Am 18. September 2020 waren nach offiziellen Angaben 744.400 Menschen mit dem Virus infiziert. 31.051 Menschen sind an oder wegen des Virus gestorben. Die Infektionsrate ist mit 2.268 Infizierten pro 100.000 Einwohner*innen amerikaweit die zweithöchste, die Sterblichkeitsrate mit 95 Toten pro 100.000 Einwohner*innen mittlerweile die höchste weltweit.
Neben vielen anderen Problemen liegt dies auch an dem großen Mangel an medizinischem Sauerstoff, den dafür notwendigen Geräten und den extrem hohen Preisen für Sauerstoff. Peruanische Krankenhäuser müssen Patientinnen und Patienten nach Hause schicken, weil sie keine oder zu wenig Sauerstoffgeräte und Sauerstoff haben. Claudio Moser: “Dann müssen die Familien selbst Sauerstoff besorgen, um eine einfachste Beatmung zu ermöglichen. Und dies zu Preisen, die sich die Menschen vielfach nicht leisten können.” Laut Berichten kostet eine 10-Kubikmeter-Flasche umgerechnet 42 Euro. Zwei solcher Flaschen brauchen schwer an Covid-19 Erkrankte jeden Tag. Das macht rund 560 Euro pro Woche – das Doppelte des monatlichen Mindestlohns in Peru.
Seit 2010 schreibt das peruanische Gesundheitsministerium für medizinischen Sauerstoff einen Reinheitsgrad von 99% vor. Die Folge: Einheimische Anbieter mussten aufgeben. Seither kontrollieren Linde und die US-amerikanische Firma AirProducts den Markt. Dass die Regierung nun in der Corona-Krise die Vorschrift zurückgenommen hat, hat das Grundproblem nicht geändert.
Die Informationsstelle Peru und Caritas international sowie die anderen Unterzeichner fordern von dem Unternehmen angesichts der Corona-Krise, sein Geschäftsgebaren zu ändern: “Linde muss seiner sozialen Verantwortung gerecht werden und den Preis für medizinischen Sauerstoff deutlich senken”, fordert Annette Brox, Geschäftsführerin der Informationsstelle Peru. Das Unternehmen solle alles tun, um eine ausreichende Versorgung mit medizinischem Sauerstoff in Peru sicherzustellen.
Link zum Offenen Brief (http://www.caritas-international.de/cms/contents/caritas-internationa/medien/dokumente/offener-brief-an-lin/1_20200914-offener-brief-an-linde_sauerstoffmangel-in-peru-2-konvertiert.pdf)
Hinweis an die Redaktionen: Für Interviews steht Ihnen Claudio Moser, Referatsleiter für Lateinamerika und Europa von Caritas international, gerne zur Verfügung.
Für die weltweite Hilfe im Kampf gegen das Coronavirus ruft Caritas international zu Spenden auf:
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