Pattarina-Gründerin Dr. Nora Baum hält Keynote am zweiten Messetag / Wie sich uraltes Handwerk und Augmented Reality smart verbinden lassen, erzählt die Schnittmuster-App-Erfinderin auf der deGUT
Berlin/Potsdam (ots) – Die besten Business-Einfälle kommen einem bekanntlich, wenn man selbst ganz persönlich vor Herausforderungen steht, für die der Markt noch keine Lösungen gefunden hat. So erging es auch Nora Baum: Sie hatte als Mutter von zwei Kindern das Nähen wiederentdeckt. Dabei fluchte sie regelmäßig über das mühselige und zeitaufwendige Übertragen von Schnittmustern auf den Stoff. Kann man die Linien nicht einfach draufbeamen?, fragte sie sich. Und so machte sie sich auf der Suche nach einer einfacheren Lösung selbst ans Werk.
Baum hatte zu diesem Zeitpunkt bereits mehrere Jahre in einer Unternehmensberatung gearbeitet und sich in ihrer Promotion mit den Herausforderungen und Chancen der Digitalisierung für das Handwerk befasst. Einen Partner fand sie über die Universität, an der sie promoviert hatte: Markus Uhlig war Doktorand am Lehrstuhl für Softwaresystemtechnik an der Universität Cottbus. Gemeinsam bewarben sie sich erfolgreich für das EXIST-Stipendium, das Existenzgründungen aus der Wissenschaft fördert.
Während sie zunächst an der Beamer-Idee weiterarbeiteten, kam ihnen über das erste Augmented Reality-Spiel „Pokémon Go“ schließlich die Erleuchtung: Warum nicht auch bei Schnittmustern vom Virtuellen ins Reale kommen? Es folgte ein zirka halbjähriger Test-Zyklus, dann ein Live-Test mit 1.000 Personen – und mehrere Anpassungen später war die App namens „Pattarina“ geboren. Der Start im August 2019 lief gut an, das Ziel, im Laufe des kommenden Jahres schwarze Zahlen zu schreiben, schien realistisch. Dann kam Corona und erwies sich als Segen und Fluch zugleich: Während sich in Zeiten des Social Distancing wieder mehr Menschen an die Nähmaschine setzen, sind Investoren zurückhaltender geworden – insbesondere bei einem Produkt, das sich vielen männlichen Financiers nicht gleich auf den ersten Blick erschließt.
Nun läuft die Weiterentwicklung des Produktes langsamer, aber dafür umso nachhaltiger. Auch der Ehrgeiz der beiden Geschäftspartner, ihren innovativen Ansatz direkt auf weitere Anwendungen in anderen Branchen zu übertragen, muss für einen Moment warten. Zunächst soll sich Pattarina etablieren – und die Akquise von Unternehmenskunden, den Schnittmusterherstellern, die man für ein attraktives Angebot an die Endverbraucherinnen und -verbraucher braucht, kostet ebenfalls Zeit. Ein Investment, das sich lohnt: Alle Designerinnen und Designer, die sich in dieses neue Terrain wagten, sind seither begeistert dabei.
Wie kommt man also von der ersten Idee in eine gelungene Umsetzung? Darüber wird Dr. Nora Baum in ihrer Keynoteam Samstag, den 10. Oktober, um 14.00 Uhr in der „Aula“ berichten.
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