HPI-Fachtagung: Wie hat Corona die digitale Weiterbildung beeinflusst?
Potsdam (ots) – Welche Lektionen Anbieter und Nachfrager digitaler Weiterbildung während der Coronavirus-Pandemie bisher gelernt haben, ist Thema einer Fachtagung des Hasso-Plattner-Instituts (HPI), die am 14. Oktober beginnt. Das „openHPI-Forum“ findet erstmals virtuell statt – als zwei Wochen dauernder kostenloser Onlinekurs, der für alle Interessierten offen ist. Anmelden kann man sich auf der IT-Lernplattform des Instituts unter https://open.hpi.de/courses/hpi-openhpi-forum2020.
Wer mitmacht, kann nicht nur per Video-Konferenz an live übertragenen Workshops und Panel-Diskussionen teilnehmen, sondern jederzeit auch vorbereitete Videos und Textbeiträge abrufen. Zu Wort kommen erfahrene Wissenschaftler und Praktiker.
Programmbeiträge stammen zum Beispiel von Experten der Universität Mannheim, der Bucerius Law School in Hamburg und dem Hochschulforum Digitalisierung, aber auch von der Weltgesundheitsorganisation WHO, dem Software-Weltkonzern SAP und dem KI-Campus, einer neuen Lernplattform zum Thema Künstliche Intelligenz. Wissenschaftler des Potsdamer Hasso-Plattner-Instituts – seit 2012 mit openHPI europäischer Pionier im Bereich digitale Weiterbildung – berichten über die Erfahrungen mit ihren diversen Lernplattformen.
„Covid-19 beschleunigt Digitalisierung im Bildungsbereich“
„Die durch das Coronavirus ausgelöste Krise hat das Online-Lernen zweifellos beschleunigt – trotz aller Unkenrufe über schnelle Ermüdung und schwindende Aufmerksamkeit am Bildschirm“, sagt HPI-Direkter Christoph Meinel, Gastgeber des openHPI-Forums. Derzeit strömten Lernwillige den Online-Plattformen „in Scharen“ zu. Nach Beobachtung des Wissenschaftlers ist aktives Online-Lernen angesagt, mit anregenden spielerischen Methoden, welche das Erlebnis verbessern: „Immer mehr schätzen es, nicht von anderen Lernern im Raum abgelenkt oder ausgebremst zu werden und praktisch unbegrenzten Zugang zu einer riesigen Bibliothek von Lernmaterialien zu haben“.
Die Zeitersparnis beim Lernen sei dadurch beträchtlich. Mancher lerne und arbeite von zu Hause aus einfach effizienter, so der Wissenschaftler. Das Menu von Bildungsinhalten ist nach seinem Eindruck vielfältiger geworden, die pädagogisch-didaktische Darbietung munde mittlerweile besser. „Nicht nur in Schule, Job oder Gesundheitswesen – virtuelle Lernangebote sind jetzt praktisch überall gefragt“, freut sich der Informatiker.
Beispiel OpenWHO: Onlinekurse mit über 4.3 Millionen Teilnehmern
Wer angesichts der Pandemie schnell etwas für die eigene und die öffentliche Gesundheit tun wollte, habe Onlinekurse belegt, zum Beispiel auf der Plattform OpenWHO der Weltgesundheitsorganisation (WHO), die das Potsdamer Institut technisch betreut. Laut Meinel schnellten die Einschreibungen dort während der Corona-Pandemie rapide in die Höhe – auf inzwischen mehr als 4,3 Millionen Anmeldungen. Mehr als zwei Millionen Zertifikate hätten bis Ende August für erfolgreich Teilnehmende ausgestellt werden können.
„Und Beschäftigte, die wegen der Krise ihr Arbeitspensum reduzieren mussten oder den Job gar ganz verloren, setzen nun ihre Hoffnung auf virtuelle IT-Lernangebote, um ihr Berufsleben zukunftssicher zu machen“, ergänzt Meinel. Er verweist zudem auf Lehrkräfte, Jugendliche und Eltern, die mittlerweile – mehr oder weniger unfreiwillig – Experten für digitalen Schulunterricht in der Cloud geworden seien.
Wie ein Brennglas habe die Corona-Krise offengelegt, was in der Online-Bildung schon funktioniere und was noch nicht, betont der Leiter des HPI-Fachgebiets Internet-Technologien und -Systeme. Während des openHPI-Forums möchte Meinel klären, was vielleicht nur ein kurzer Trend sein könnte und welche möglichen Langzeitwirkungen zu erhoffen sind. Alle Interessierten können nicht nur per Video-Konferenz an Live-Workshops und Panel-Diskussionen teilnehmen, sondern jederzeit auch Videos und Textbeiträge abrufen. Gebühren fallen dafür nicht an.
Virtuelle Fachtagung als zweiwöchiger Onlinekurs mit Live-Events
Die E-Learning-Experten wollen während des offenen openHPI-Forums zum Beispiel erörtern, inwieweit Arbeitnehmer, die digitale Fertigkeiten erwerben, künftig stärker vor wirtschaftlichen Folgen solcher Ereignisse wie der Coronavirus-Pandemie geschützt sein werden. „Weitere Themen sind der Nutzen verbesserter Kenntnisse von Online-Lernern für die gesamte Gesellschaft und die Frage, wie digitale Bildung auch für Personen mit geringer Selbstmotivation interessant gemacht werden kann“, erläutert der HPI-Direktor.
Er will mit den Teilnehmenden deshalb nach Mitteln suchen, die vermeiden, dass Online-Angebote hauptsächlich nur für diejenigen Bildungsbürger Vorteile bringen, die leidenschaftlich gerne lernen und sich aktiv darum bemühen. Für den Abschluss der virtuellen Fachtagung erhofft er sich ein klares Bild davon, in welche thematische und didaktische Richtung sich die so genannten Massive Open Online Courses (MOOC) entwickeln werden. Meinel vermutet, die Zukunft gehöre „einer guten Kombination aus Online- und Präsenz-Lernen, je nach Erfordernis in der momentanen Lebensphase“.
Hintergrund zur interaktiven Bildungsplattform openHPI
Seine interaktiven Internetangebote hat das Hasso-Plattner-Institut als Pionier unter den europäischen Wissenschafts-Institutionen am 5. September 2012 gestartet – auf der Plattform https://open.hpi.de. Sie bietet seitdem einen Gratis-Zugang zu aktuellem Hochschulwissen aus den sich schnell verändernden Gebieten der Informationstechnologie und Innovation. Das geschieht bislang hauptsächlich auf Deutsch, Englisch und Chinesisch. Im Herbst 2017 hat openHPI aber erstmals auch die Online-Übersetzung und Untertitelung eines Kurses in elf Weltsprachen angeboten. Mittlerweile wurden auf openHPI rund 824.000 Kurseinschreibungen registriert. Über 244.000 Personen aus 180 Ländern gehören auf der Plattform zum festen Nutzerkreis. Er wächst derzeit rasant. Für besonders erfolgreiche Teilnehmer an seinen „Massive Open Online Courses“, kurz MOOCs genannt, stellte das Institut bisher mehr als 85.000 Zertifikate aus. Das openHPI-Jahresprogramm umfasst stets zahlreiche Angebote für IT-Einsteiger und Experten. Auch die in der Vergangenheit angebotenen rund 70 Kurse können im Selbststudium nach wie vor genutzt werden – ebenfalls kostenfrei. Studierende können sich für das Absolvieren von openHPI-Kursen jetzt auch Leistungspunkte an ihrer Universität anrechnen lassen. Wer sich Videolektionen aus den Kursen unterwegs auch dann anschauen will, wenn keine Internetverbindung gewährleistet ist (etwa im Flugzeug), kann zudem die openHPI-App für Android-Mobilgeräte, iPhones oder iPads nutzen.
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