Weltverhütungstag am 26. September / Jede zweite junge Frau in Entwicklungsländern kann nicht verhüten

Hannover (ots) – DSW: Sexualaufklärung und Zugang zu Verhütung stärken

Insgesamt 43 Prozent der Mädchen und jungen Frauen im Alter von 15 bis 19 Jahren, die eine Schwangerschaft vermeiden möchten, haben in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen (Entwicklungsländern) keinen Zugang zu modernen Verhütungsmitteln. Die Folge: Etwa die Hälfte aller Schwangerschaften (10,5 Mio. pro Jahr) bei jungen Frauen ist unbeabsichtigt. „Die Hauptursachen hierfür sind mangelnde Sexualaufklärung und ein meist männlich geprägtes Umfeld mit sehr traditionellem Rollenverständnis. Gerade junge Frauen sind auf eine diskrete und jugendfreundliche Beratung angewiesen, verbunden mit dem Angebot von verschiedenen Verhütungsmethoden. Aktuell kommen unterbrochene Lieferketten für Verhütungsmittel aufgrund der Corona-Pandemie noch erschwerend hinzu“, sagt Jan Kreutzberg, Geschäftsführer der Deutschen Stiftung Weltbevölkerung (DSW).

Anlässlich des Weltverhütungstages am 26. September fordert er: „Die Regierungen weltweit müssen dafür sorgen, dass junge Frauen und Männer Zugang zu Bildung und Sexualaufklärung sowie Gesundheitsversorgung und modernen Verhütungsmitteln erhalten. Auch die deutsche Entwicklungszusammenarbeit ist gefordert, sich noch stärker dafür einzusetzen, dass Mädchen und Frauen ihr Recht auf sexuelle und reproduktive Selbstbestimmung wahrnehmen können. Zudem muss in Forschung und Entwicklung für neue Methoden der Verhütung investiert werden, die besser an die Bedürfnisse vor allem junger Frauen in Entwicklungsländern angepasst sind. Wichtige Entscheidungskriterien sind: sicher, diskret, einfach anzuwenden, preisgünstig, breit verfügbar und möglichst geringe Nebenwirklungen. Für Verhütungsmethoden, die gleichzeitig vor Schwangerschaften und sexuell übertragbaren Krankheiten schützen, wäre die Akzeptanz besonders hoch.“

Aktuelle Erhebungen des Guttmacher Instituts zeigen, dass in Entwicklungsländern jede vierte Frau zwischen 15 und 49 Jahren (218 Millionen), die eine Schwangerschaft vermeiden möchte, keinen Zugang zu modernen Verhütungsmitteln hat. Hätten diese Frauen und Mädchen die Möglichkeit zu verhüten, würde die Zahl unbeabsichtigter Schwangerschaften von 111 Millionen auf 35 Millionen pro Jahr sinken. Zudem könnte die Müttersterblichkeit um 73 Prozent und die Säuglingssterblichkeit um 80 Prozent gesenkt werden.

Der fehlende Zugang zu Sexualaufklärung und modernen Verhütungsmittel hat einen maßgeblichen Einfluss auf die Bevölkerungsgröße: „In aktuellen Bevölkerungsstudien wird aus gutem Grund betont, dass Bildung und der Zugang zu Verhütungsmitteln die wichtigsten Faktoren für eine Verlangsamung des Bevölkerungswachstums sind. Denn es besteht ein deutlicher Zusammenhang zwischen formalem Bildungsabschluss, Zugang zu Verhütungsmitteln und der durchschnittlichen Kinderzahl pro Frau. Wenn Frauen und Mädchen selbst bestimmen können, ob, wann, mit wem und wie viele Kinder sie bekommen, entscheiden sie sich oft für weniger Kinder. Höhere Bildung geht zudem mit besserer Gesundheit und einer höheren Lebenserwartung einher“, erklärt Kreutzberg, der im Jahr 2007 den Weltverhütungstag mit ins Leben rief.

„Die Corona-Krise verschärft die ohnehin schwierige Lage zusätzlich: Laut Schätzungen des Bevölkerungsfonds der Vereinten Nationen (UNFPA) kann es in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen zu etwa sieben Millionen zusätzlichen unbeabsichtigten Schwangerschaften kommen, wenn Mädchen und Frauen sechs Monate lang keinen Zugang zu Verhütungsmitteln haben. In vielen Ländern, darunter auch Ostafrika, ist dieser Zugang wegen der Ausgangsbeschränkungen erschwert“, sagt Kreutzberg.

Über den Weltverhütungstag

Der Weltverhütungstag, der jährlich am 26. September begangen wird, ist eine internationale Initiative, für die sich zahlreiche nichtstaatliche Organisationen wie die DSW engagieren. Ziel ist es, das Bewusstsein für Fragen der Sexualaufklärung und Empfängnisverhütung zu stärken.

Über die DSW

Die Deutsche Stiftung Weltbevölkerung (DSW) ist eine international tätige Entwicklungsorganisation. Ihr Ziel ist es, zu einer zukunftsfähigen Bevölkerungsentwicklung beizutragen. Daher unterstützt sie junge Menschen dabei, selbstbestimmte Entscheidungen über ihre Sexualität und Verhütung zu treffen. Gleichzeitig bringt sie sich auf nationaler und internationaler Ebene in politische Entscheidungsprozesse in den Bereichen Gesundheit, Familienplanung und Gleichstellung der Geschlechter ein.

In ihren 228 Jugendklubs in Äthiopien, Kenia, Tansania, und Uganda bildet die DSW Jugendberater*innen („Peer Educators“) aus, die ihr Wissen rund um Sexualität, Verhütung und Rechte an Gleichaltrige weitergeben. Allein in 2019 konnte die DSW 932 „Peer Educators“ ausbilden, die wiederum ihr Wissen an mehr als 8.000 junge Menschen weitergegeben haben. In vielen Jugendklubs haben Jugendliche zudem die Möglichkeit, ihr Schulwissen um berufspraktisches Wissen zu erweitern.

Laden Sie sich die Pressemitteilung hier als PDF (https://www.dsw.org/wp-content/uploads/2020/09/PM_Weltverhuetungstag_26-09-2020.pdf) herunter.

Weitere Informationen:

– Blogbeitrag: „5 Fragen – 5 Antworten zur Verhütung (https://www.dsw.org/5-fragen-5-antworten-zur-verhuetung/)“
– Blogbeitrag: „Globale Bevölkerungsprognosen: Wo liegen die Unterschiede zwischen den Berechnungen der Vereinten Nationen und den Berechnungen des IHME?“ (https://www.dsw.org/globale-bevoelkerungsprognosen-wo-liegen-die-unterschiede-zwischen-den-berechnungen-der-vereinten-nationen-und-den-berechnungen-des-ihme/)
– Video: Die beliebtesten Verhütungsmittel (https://www.youtube.com/watch?v=ba5HJzCrdcY)
– Infografiken zu Bevölkerungsentwicklung und Familienplanung (https://www.dsw.org/infografiken/)
– Zahlen des Guttmacher Instituts (https://www.guttmacher.org/adding-it-up)
– UN-Bevölkerungsprognosen: World Population Prospects 2019 (https://population.un.org/wpp/) Pressekontakt:

Anke Witte
Pressesprecherin | Leiterin Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsche Stiftung Weltbevölkerung (DSW)
Hindenburgstr. 25 | 30175 Hannover
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