Roland Berger-Studie: COVID-19 trifft österreichische Krankenhäuser doppelt hart

* 76 Prozent aller befragten Krankenhäuser erwarten rückläufige Umsätze

* Trends zu Ambulantisierung und digitalen Dienstleistungen durch COVID-19 deutlich beschleunigt

* Verfügbarkeit von Medizintechnik muss verbessert werden

Die COVID-19-Krise hat die wirtschaftliche Lage der österreichischen Krankenhäuser massiv verschlechtert. Hauptgrund hierfür ist – ähnlich wie in den Nachbarländern Deutschland und Schweiz – das eingeschränkte Elektiv-Leistungsgeschehen in den Monaten März und April. Dies führte während der ersten Pandemiewelle zu einem Rückgang der Intensivbelegung um bis zu 41 Prozent. Auf den Normalstationen schlug dieser Rückgang mit 46 Prozent sogar noch deutlicher zu Buche. Die Konsequenz sind massive Umsatzrückgänge für das laufende Geschäftsjahr – die über dreiviertel der Befragten sehen. Die vor der aktuellen zweiten COVID-Welle normalisierten Belegungszahlen bedeuten nicht, dass die Umsatzverluste aus dem Frühjahr und Sommer in 2020 kompensiert werden konnten. Dies sind einige der zentralen Ergebnisse der Krankenhaus-Studie, für die Roland Berger die Verantwortlichen der 100 größten Krankenhäuser nach dem ersten Lockdown in Österreich befragt hat.

„Unsere Krankenanstalten mit allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bewältigen seit dem Frühjahr eine andauernde Notlage. Wir haben in vielen Ländern bereits im März und im Zuge der zweiten Welle auch in Österreich schmerzlich erfahren müssen, dass aufgrund der pandemischen Ausnahmesituation zu Recht Kapazitäten für COVID-19 Patienten reserviert werden mussten. Dies bedeutet zwangsläufig, dass das planbare Leistungsgeschehen reduziert werden musste. Die ganz aktuell sichtbare Plateaubildung der Infektionen ist kein Grund zur Entspannung. Zunehmend entstehen Engpässe durch den Ausfall der überlasteten Mitarbeiter – was die seit Jahren zu beobachtenden personellen Engpässe zusätzlich verschärft. Zusammenfassend gibt es keine ausreichenden Reserven für eine dritte Welle“, sagt Roland Falb, Managing Partner bei Roland Berger in Österreich.

Krise bestätigt Krankenhäuser in ihrer
Digitalisierungsstrategie

Österreichs Krankenhäuser setzen nicht erst seit Beginn der Krise auf die Digitalisierung, bei der die Daten- und Ausfallsicherheit weiterhin die wichtigsten Ziele sind. Fast alle Krankenhäuser verfolgen bereits Strategien hinsichtlich digitaler Angebote und Patientenplattformen. Dadurch werden Telemonitoring sowie Teleconsulting in der Krankheitsbehandlung an Bedeutung gewinnen. Außerdem können in Zukunft beispielsweise Terminänderungen oder Befundbesprechungen komplett digital abgewickelt werden. „Konsequente Digitalisierung ist einer der wichtigsten Hebel, um die wirtschaftlichen Herausforderungen durch COVID-19 meistern zu können. Aber auch vor dem Hintergrund weiter entwickelter Patientenbedürfnisse und im Sinne der Prozesseffizienz gewinnen digitale Ansätze an Bedeutung“, sagt Oliver Rong – für den Bereich Leistungserbringer verantwortlicher Partner bei Roland Berger. „Unsere Umfrage zeigt, dass viele Verantwortliche diesen Handlungsdruck erkannt haben und ihre Häuser entsprechend modernisieren.“

Auch der Trend zur Ambulantisierung und der Rückgang stationärer Fallzahlen wird nach Einschätzung der Befragten weiter zunehmen. Umso wichtiger ist die Intensivierung der Zusammenarbeit aller Akteure und Anbieter im Gesundheitsbereich in Österreich, vor allem an der Schnittstelle zwischen dem intra- und extramuralen Bereich. „Seit Jahren liegt in Österreich die Vereinheitlichung und damit Vereinfachung des Finanzierungssystems im Gesundheitsbereich auf dem Tisch. Fortschritte sind hier aber nicht erkennbar“, sagt Roland Falb.

Knappheit von Medizintechnik verändert Einkaufsverhalten

Die COVID-19-Krise beschäftigte die Krankenhäuser in diesem Jahr nicht nur hinsichtlich der finanziellen Herausforderungen. Auch die Beschaffung von notwendigen Materialien und Medizintechnik gestaltete sich aufgrund der plötzlich hohen globalen Nachfrage kompliziert. 36 Prozent aller befragten Krankenhausmanagerinnen und -manager gaben an, dass für die Versorgung mit Schutzausrüstung deutliche Kraftanstrengungen notwendig gewesen seien. 64 Prozent meldeten sogar einen kritischen Verlauf, was bedeutet, dass die Versorgung nur unter größter Kraftanstrengung und restriktiver Verbrauchssteuerung aufrechterhalten werden konnte.

Als Konsequenz aus dieser Entwicklung ist die Verfügbarkeit zum wichtigsten Kriterium bei der Auswahl von medizinischem Gerät aufgestiegen; noch vor den bisherigen Nummer-Eins-Kriterien Anschaffungs- und Betriebskosten. „Die Krise wird hier zu neuen Partnerschaften zwischen Medizintechnikindustrie und Krankenanstalten führen“ weist Oliver Rong auf einen wesentlichen Trend hin. Roland Falb ergänzt: „Es gilt jetzt auf Basis der Erfahrungen der vergangenen Monate die richtigen Schlüsse für die Zukunft zu ziehen und Lücken im System zu schließen, sodass wir weiterhin auf eines der weltweit besten Gesundheitssysteme zählen können“.

Roland Berger, 1967 gegründet, ist die einzige der weltweit führenden Unternehmensberatungen mit deutscher Herkunft und europäischen Wurzeln. Mit rund 2.400 Mitarbeitern in 35 Ländern ist das Unternehmen in allen global wichtigen Märkten erfolgreich aktiv. Die 52 Büros von Roland Berger befinden sich an zentralen Wirtschaftsstandorten weltweit. Das Beratungsunternehmen ist eine unabhängige Partnerschaft im ausschließlichen Eigentum von rund 250 Partnern.

Wolfgang Peierl
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