„Mehr Verschlechterung als Verbesserung!“ – ÖH Innsbruck kritisiert UG Novelle scharf

Johann Katzlinger, ÖH Innsbruck-Vorsitzender, ortet in der Novelle des UG mehr Leistungsdruck und Hindernisse für Studierende und einen Demokratieabbau an den Unis

Innsbruck (OTS) – Zur Novelle des Universitätsgesetzes findet die HochschülerInnenschaft der Universität Innsbruck klare Worte. Der ÖH-Vorsitzende Johann Katzlinger ortet in mehreren Bereichen Mängel inhaltlicher und rechtlicher Natur und kritisiert klar: „Auf der Suche nach den ideellen Zielen der Gesetzesnovelle konnte ich nicht etwa solche finden, die eine innovativere oder bessere Hochschulbildung für alle Studierenden verfolgen, doch eher Ziele, die sehr von politischen Prioritäten wie Einblick, Mitspracherecht und auch Kontrolle über Entscheidungen und Positionen geprägt sind.“

Mindeststudienleistung

Besonders an der bereits im Vorfeld der Begutachtungsfrist heiß diskutierten Mindeststudienleistung von 24 ECTS in den ersten 4 Semestern übt die ÖH Innsbruck Kritik. „Dieser neue Vorschlag verfehlt empfindlich die Bedürfnisse von uns Studierenden und sorgt für enorme Nachteile für eine Reihe von Studierendengruppen. Vor allem Studierende mit Mehrfachstudien, arbeitstätige und ehrenamtlich tätige Studierende, aber auch Studierende mit psychischen Problemen, Lernschwächen oder Beeinträchtigungen sind dadurch betroffen, da sie einer erhöhten Belastung unterliegen und neben dem Studium viele andere Sorgen und Aufgaben haben: Statt Wege zu suchen, dem starken Druck, der auf uns lastet, entgegenzuwirken, findet die UG-Novelle hier eine Möglichkeit, uns noch mehr unter Zugzwang zu bringen. Gepaart mit der Exmatrikulation und anschließender 10-jähriger Sperre ist dieser Vorschlag auch schlichtweg im Widerspruch zum freien Hochschulzugang.“

Sollte das Bundesministerium an der Idee festhalten, so Katzlinger, müsse zumindest von der „unglaublich unverhältnismäßigen Sperre von 10 Jahren“ abgesehen werden. Als Alternative zur Exmatrikulation fordert Katzlinger „Einzelgespräche mit den Studierenden, die die 24 ECTS nicht erbringen können, um hier zu helfen, anstatt überzogen zu bestrafen!“

Prüfungsantritte

Der zweite große Kritikpunkt der Stellungnahme der ÖH Innsbruck ist die Reduzierung der Prüfungstermine von 3 auf 2 pro Semester. „In der Novelle werden wir also nicht nur an eine engere Leine genommen, uns wird auch der Gürtel enger geschnallt! Mehr Leistungsdruck und weniger Möglichkeiten, Prüfungen zu schreiben. Das kann so nicht durchgehen!“ Laut Katzlinger wäre hier offensichtlich, dass Einsparungen von Prüfungskosten im Vordergrund stehen und nicht das beste Lehrangebot für Studierende priorisiert wird.

Wiederbestellung des Rektors und Altersgrenze von 70 Jahren

Die Novelle sieht überdies vor, dass Studierende im Senat künftig bei der ersten Wiederbestellung des Rektors nicht mitentscheiden dürfen, da künftig die erste Wiederbestellung nur mehr im Universitätsrat und nicht auch im Senat durchgeführt werden soll, wo die demokratisch gewählten Studierenden, Lehrenden und das Universitätspersonal mitentscheiden können. Laut Katzlinger wäre dies „ein eindeutiger und nicht notwendiger Einschnitt in die Mitbestimmung von Studierenden und ein alarmierendes Signal für die demokratischen Grundwerte.“

„Ganz nebenbei sehen wir den Vorschlag, dass Rektoren mit dem Erreichen des 70. Lebensjahrs aus der Funktion scheiden müssen, als eine Diskriminierung aufgrund des Alters. Innsbruck ist das beste Beispiel, hier funktioniert die Zusammenarbeit mit dem Rektorat bestens.“

Rechtliche Mängel in der Novelle und Diskriminierung an Studierenden mit Beeinträchtigung(en)

„Wie in der Stellungnahme des Senats der Universität Innsbruck ersichtlich, befinden sich in der Novelle auch einige Mängel rechtlicher Natur, die beseitigt werden müssen“, so Katzlinger. Der ÖH-Innsbruck-Referent für Studierende mit Beeinträchtigung(en), Georg Ebster, kritisiert in seiner eigenen Stellungnahme zudem die verschiedene Aspekte der Barrierfreiheit an der Universität, die sich durch die Novelle ändern würden. Darunter auch unterschiedliche rechtliche Definitionen von Beeinträchtigung. „Diese geänderten Formulierungen und rechtlichen Rahmenbedingungen können zu schwerwiegenden Folgen führen, sogar eine Exmatrikulation durch die falsch gewählte Definition bzw. Verweis ist möglich. Das muss verbessert werden“, so Ebster.

Positive Bemerkungen

„Natürlich gibt es auch positive Punkte in der Novelle. So ist etwa der Ansatz, dass die ECTS-Punkte besser an den Arbeitsaufwand angepasst werden sollen, begrüßenswert. Auch ein klares Bekenntnis zur Digitalisierung ist hervorzuheben.“ Zusätzlich würde den Studierenden die Beweislastumkehr bei der Anrechnung von Studienleistungen entgegenkommen und durch die Bekanntgabe von Inhalten, Form, Methoden, Terminen, Beurteilungskriterien und den Beurteilungsmaßstäben der Prüfungen sei laut Katzlinger die Planbarkeit des Studiums erhöht worden.

Fazit: Novelle, die „mehr Schaden anrichtet als Innovation und Fortschritt“

„Ich hoffe wirklich, dass unsere und viele andere Stellungnahmen in der Endfassung Rücksichtnahme finden. Denn in dieser Art und Weise ist die Novelle eine deutliche Verschlechterung für uns Studierende!“, so Katzlinger.

Unterstützer der Stellungnahme und Aussendung der ÖH Innsbruck

Die Stellungnahme der ÖH Innsbruck wurde unter Miteinbeziehen aller Studienvertretungen der Universität Innsbruck erstellt. Folgend aufgelistet sind jene Studienvertretungen, die die Aussendung unterstützen:

* Hochschülerschaft an der Universität Innsbruck, Johann
Katzlinger, Julia Staudegger, Baris Demiral

* Hochschülerschaft an der Medizinische Universität Innsbruck, Julian Fischnaller

* Patrick Kugler, FStV Theologie

* Natalie Höpperger, FStV NatWi-Technik

* Dominika Sterna, Stv Geographie

* Anja Jesch, StV Sportwissenschaft

* Jamie Hochrainer, StV Informatik

* Lara Becker, FStV Sowi

* Daniel Kommer, FStV SoWi

* Vanessa Milic, FstV SoWi

* Thomas Wolf, StV Technische Wissenschaften

* Michael Scherb, FStV Jus

* Kilian Streun, Stv Geographie

* Florian Racher, Stv Pharmazie

* Christopher Kelter, FStV NatWi-Technik

* Benjamin G. Ebner, StV Physik

* StV Lehramt Englisch: Markus Saurwein , Urike Schweiger , Theresa Pichler

* Yasin Kaya, FStV Jus

* Stefanie Siedelmann & Johannes Sporer, StV Gender, Kultur und Sozialer Wandel

* StV MIP Lehramt: Lukas Schnöller, Jonas Pfurtscheller, Christina Steiner

* StV Bachelor Sowi Tabea Tandler

* StV IWW Paul Krecke

* FStV Phil.-Kult. Patricia Konrath

* Catharina Gruber, Konstantin Huter und Victoria Greussing; StV Chemie/MatNano

* StV Translationswissenschaft, Patricia Konrath

* StV Biologie Sandra Schallhart

* Lena Platzgummer, Marvin Sandbichler, Christina Eckl, StV Lehramt Chemie

* StV Psychologie: Nicholas Kaupert, Maximilian Patrzek, Carolin Simon, Saskia Jacob, Nadya Sperner

* StV Pharmazie: Laura Diegel, Christina Pletschacher

* FStV Lehramt: Maria Wurzer, Gabi Sacher, Jonas Pfurtscheller,
Lisa Pichler, Theresa Pichler, Thomas Jehle, Andreas Wieser, Kilian Schöch, Julian Steinberg, Suheyla Akba, Martina Pomaro

* Martin Pomberger, FStV Technik / StV Architektur

* StV GW Lehramt: Lisa Pichler, Paul Siegert

* FStV Natwi Innrain: Florian Neururer, Johannes Bachler

* StV Lehramt Latein/Griechisch: Laura Brunner, Andreas Wieser,
Chiara Gramshammer

* StV Erziehungswissenschaft: Benedikt Schüller-Galambos, Nora Umshaus, Marcel Guse

* FStV Bildungswissenschaften: Georg Ebster, Natascha Obexer, Ines Rathgeber

Johann Katzlinger (Aktionsgemeinschaft)

Vorsitzender der HochschülerInnenschaft an der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck

m: vorsitz1-oeh@uibk.ac.at
m: johann.katzlinger@oeh.cc
t: +43 512 507-35500
w: oehweb.at/deine-oeh/vorsitzteam/

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