Equal Pay Day: Männer in Österreich verdienen zwischen 6 und 15 Prozent mehr als Frauen
Wien (ots) – Die bereinigte Lücke im Grundgehalt zwischen Frauen und Männern in Österreich ist zwischen 2019 und 2020 leicht von 6,6 auf 6,0 Prozent gesunken. Die bereinigte Lücke berücksichtigt Faktoren wie beispielsweise das Hierarchielevel und Vollzeit-/Teilzeit-Verhältnisse der Arbeitnehmenden im Sinne von „gleicher Lohn für gleiche Arbeit“. Die unbereinigte Lücke, welche den Unterschied zwischen Frauen und Männern unabhängig von Rang und Position darstellt, ist im gleichen Zeitraum von 17,0 auf 15,0 Prozent zurückgegangen. Dies ist das Ergebnis einer aktuellen Datenauswertung des Beratungsunternehmens Mercer anlässlich des anstehenden Equal Pay Days am 21.02.2021 in Österreich. Die Analyse basiert auf Gehaltsdaten von über 227 Unternehmen mit Sitz oder Hauptsitz in Österreich, die 2020 am Mercer Total Remuneration Survey (TRS) teilgenommen haben und mehr als 29.000 Arbeitnehmende aus verschiedenen Industrien repräsentieren.
Die Differenzierung zwischen bereinigter und unbereinigter Gehaltslücke ist wichtig, um zwei unterschiedliche Probleme zu diskutieren. Die bereinigte Analyse befasst sich mit dem Thema Entgeltgleichheit („Equal Pay“) und bestehenden Unterschieden, die nicht mit Seniorität oder Position erklärbar sind. Die unbereinigte Analyse hingegen hebt die Gehaltsunterschiede hervor, die unter anderem auf die mangelnde Repräsentation von Frauen in Führungspositionen zurückzuführen sind. Da tendenziell mehr Männer als Frauen in höher bezahlten Positionen tätig sind, sieht man hier auch größere Lücken. Die Mercer-Daten bestätigen, dass der Anteil der Frauen auf höheren Hierarchiestufen kleiner ausfällt als bei niedrigeren Positionen. So sind 2020 auf der oberen Führungsebene nur 13,9 Prozent der Mitarbeitenden weiblich.
„Dass die Gehaltslücke kleiner wird, ist eine positive Entwicklung, die allerdings sehr langsam vorangeht. Offensichtlich gibt es in weiten Teilen der Wirtschaft immer noch strukturelle Ungleichheiten, durch die Frauen benachteiligt werden. Um wirklich etwas zu verändern, müssen Unternehmen und Gesellschaft ernsthaft daran arbeiten, Frauen Zugang zu höher bezahlten Positionen zu ermöglichen. Themen wie Abwesenheiten oder Teilzeit zum Beispiel aufgrund von Familienzuwachs dürfen nicht länger als automatische Karrierekiller gelten, sondern müssen als Teil eines gängigen Erwerbslebens – sowohl von Männern als auch Frauen – anerkannt und entsprechend behandelt werden“, kommentiert Tina Buchmeier, Vergütungsexpertin bei Mercer.
Neben dem Grundgehalt beleuchtet die diesjährige Analyse, inwiefern ein Unterschied zwischen Frauen und Männern beim Gehalt inklusive des kurzfristig variablen Vergütungsanteils besteht. Beim variablen Anteil wird ein Zielwert festgelegt, die effektive Auszahlung wird je nach Leistung am Ende des Geschäftsjahres angepasst. Betrachtet man das Grundgehalt plus Zielbonus (Zielgehalt), liegen Frauen 5,6 Prozent unter dem Zielgehalt für Männer bei gleicher Arbeit. Betrachtet man die tatsächlich ausbezahlten Gehälter und Boni, sinkt dieser Unterschied auf 4,8 Prozent.
Gemäß der unbereinigten Analyse fallen die Zielgehältervon Frauen um 13,4 Prozent niedriger als bei Männern aus. Die ausbezahlten Gehälter inklusive des variablen Anteils sind jedoch 15,5 Prozent niedriger. Diese Zahlen zeigen, dass – zumindest bei der bereinigten Gehaltslücke – eine Betrachtung der Gesamtvergütung inklusive Bonus zu einer Annäherung der Löhne von Männern und Frauen führt und dieser Unterschied bei der tatsächlichen Auszahlung noch einmal etwas geringer wird. Dennoch ist ein bereinigter Gehaltsunterschied von knapp 5 Prozent nach wie vor relativ hoch im Vergleich zu anderen Ländern wie Frankreich (1,47 Prozent) oder Schweden (3,02 Prozent).
Regelmäßige Analysen und eine fundierte Job-Architektur als Erfolgsbausteine
Während in vielen europäischen Ländern, wie zum Beispiel der Schweiz, eine detaillierte Gehaltsanalyse vom Gesetz vorgeschrieben wird, sieht dasBundesgesetz über die Gleichbehandlung in Österreich nur vor, dass Unternehmen, welche mehr als 150 Arbeitnehmende dauerhaft beschäftigen, alle zwei Jahre einen anonymisierten Bericht zur Entgeltanalyse erstellen müssen. Dieser zeigt die Anzahl der Männer und Frauen pro Verwendungsgruppen und Verwendungsgruppenjahren sowie deren durchschnittliche Gehälter. Folgen Firmen nur diesen gesetzlichen Vorgaben, ist es unwahrscheinlich, dass sie eine Differenzierung zwischen bereinigter und unbereinigter Gehaltslücke vornehmen und entsprechend gezielte Maßnahmen ergreifen.
„Neben einer regelmäßigen Bestandsaufnahme und Analyse fehlt es oftmals auch an den nötigen Grundlagen für Lohngerechtigkeit. Wir beobachten in unseren Analysen und der täglichen Kundenarbeit einen klaren Trend: Je professioneller die HR-Abteilung im Unternehmen aufgestellt ist, desto kleiner sind in der Regel die beobachteten Gehaltsunterschiede. Das liegt unter anderem daran, dass professionelle HR-Teams eine fundierte Job-Architektur etabliert haben und klare, nachvollziehbare und datenbasierte Prozesse im Talent Management verfolgen“, so Thomas Gruhle, Vergütungsexperte bei Mercer.
Konkrete Maßnahmen, um Entgeltgleichheit zwischen Frauen und Männern zu fördern
* Eine fundierte Job-Architektur als Grundlage für eine faire und transparente Vergütungsphilosophie
* Klare Job- und Grading-Strukturen, um Positionen im Unternehmen anhand ihrer Wertigkeit und ihres Beitrages zum Unternehmenserfolg
einzuordnen
* Gehaltsbänder pro Jobprofil, um die Gehaltsunterschiede für gleichwertige Arbeit zu kontrollieren
* Regelmäßig durchgeführte Vergütungsbenchmarks, um die Vergütungsstrategie im Unternehmen an den Marktgegebenheiten auszurichten
* Ableitung konkreter Maßnahmen und ein entsprechendes Monitoring zur Erkennung und Schließung von Lücken bzw. Sicherstellung der internen Konsistenz
Über die Mercer Total Remuneration Surveys (TRS)
Die Mercer Total Remuneration Surveys (TRS) bieten umfassende Marktdaten zu Vergütung und Benefits aus der ganzen Welt und stellen die größte und umfassendste Umfrage ihrer Art dar. Die Resultate der jährlichen Erhebung repräsentieren Daten von 15 Mio. Arbeitnehmenden und 300.000 untersuchten Jobs in mehr als 35.000 Unternehmen aus über 140 Ländern. Unternehmen nutzen die Mercer-Vergütungsdaten, um ihre Vergütungsstrategien zu optimieren und die Gehälter an der Marktpraxis zu orientieren.
Für Firmen, die sich im Bereich Geschlechtergleichheit engagieren möchten, empfiehlt sich zudem eine offizielle Zertifizierung, die das Thema ganzheitlich betrachtet und nicht nur Löhne analysiert. Seit mehreren Jahren arbeitet Mercer als strategischer Partner von EDGE und unterstützt Unternehmen bei der Förderung von Karrieregleichheit für Frauen und Männer am Arbeitsplatz. Die EDGE-Zertifizierung bietet einen ganzheitlichen Stufenplan zur Förderung der Gleichstellung von Mann und Frau am Arbeitsplatz und die EDGE-Bewertungsmethodik misst die Repräsentation von Frauen, Entgeltgerechtigkeit, die Wirksamkeit der bestehenden Richtlinien und Praktiken sowie die Inklusivität der Unternehmenskultur.
Über Mercer
Mercer setzt sich dafür ein, die Zukunft mutig und intelligent zu gestalten – durch die Transformation der Arbeitswelt, einer Verbesserung von Vorsorge- und Investmentlösungen sowie durch den Einsatz für Gesundheit und Wohlergehen. Mit mehr als 25.000 Mitarbeitenden in 44 Ländern ist Mercer in über 130 Ländern tätig. Mercer ist ein Tochterunternehmen von Marsh & McLennan (NYSE: MMC), dem führenden globalen Anbieter von professionellen Dienstleistungen zu den Themen Risiko, Strategie und HR – mit einem Jahresumsatz von über 17 Mrd. USD und 76.000 Mitarbeitenden. Als Marktführer hilft Marsh & McLennan seinen Kund:innen, in einem immer dynamischeren und komplexeren Umfeld erfolgreich zu agieren. Zur Unternehmensgruppe gehören auch Marsh, Guy Carpenter und Oliver Wyman. Für weitere Informationen besuchen Sie uns auf www.mercer.at oder folgen Sie uns auf Twitter.
Mercer Austria ( www.mercer.at )
Mit mehr als 15 Expertinnen und Experten am Standort Wien zählt Mercer in Österreich zu den führenden Anbietern von Personalvorsorgeberatung, Investment Consulting und Lösungen sowie Beratung im Bereich Vergütungsmanagement.
Vera Reuland
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