GVTB-Betonpreis 2020

Transportbeton punktet im Klimaschutz

Wien (OTS) – Zum achten Mal wurde der Betonpreis des Güteverbandes Transportbeton, GVTB, entschieden. Das Coronavirus und die damit verbundenen Maßnahmen verhinderten leider vorerst die feierliche Verleihung – diese wird im September nachgeholt.

Im Zentrum der Auszeichnung des Güteverbandes Transportbeton stehen Projekte, die überwiegend mit Transportbeton errichtet wurden. Das eingereichte Bauprojekt muss fertiggestellt und darf nicht älter als drei Jahre sein. Zur Einreichung eingeladen sind jeweils Bauunternehmen, ArchitektInnen, Bauherren, Auftraggeberinnen und selbstverständlich Transportbetonunternehmen des GVTB. Der eingesetzte Beton muss von einem Mitglied des GVTB stammen. Für den GVTB-Betonpreis 2020 gab es acht Einreichungen, die in ihren Qualitäten und Formsprachen wieder höchst unterschiedlich waren. „Die Vielfalt der Projekte, auch wenn es diesmal Corona-bedingt weniger als 2019 waren, hat mich überrascht – mit welchen Bauvorhaben unsere Unternehmen ihr Können unter Beweis stellen, ist beeindruckend. Es gibt Entwürfe, da ist der Transportbeton einfach Mittel zum Zweck, wie bei einer Brücke und andere wiederum betonen, wie stolz sie auf unseren Baustoff sind. Immer mit dabei ist eine beachtlich hohe Ausführungsqualität wie auch der Mut, etwas Neues auszuprobieren. Besonders beachtenswert finde ich jedoch, dass alle Einreichungen in puncto Klimaschutz ausgezeichnet sind und zeigen, welchen wertvollen Beitrag Beton für unsere gebaute Umwelt und unsere Klimaschutzbemühungen leistet“, erläutert Markus Stumvoll, Präsident des GVTB. In allen Kategorien – Funktion, Innovation, Ausführungsleistung, Nachhaltigkeit und Design – überzeugten im Bereich Infrastruktur der ÖBB Bahnhof Kapfenberg/Steiermark wie auch im Bereich Hochbau das neue Bürogebäude von KTM, das „House of Brands“ in Munderfing/Oberösterreich. Eine Anerkennung in der Kategorie Nachhaltigkeit erhielt Kasematten und die Neue Galerie in Wiener Neustadt/Niederösterreich. Der Bürozubau des Unternehmen Berneggers in Molln/Oberösterreich, erhielt eine Anerkennung in der Kategorie Ausführung.

Die Jury – Architektur-Journalist Wojciech Czaja, Vorsitzender der Jury, Renate Hammer, Institute of Building Research & Innovation ZT GmbH, Johann Kollegger, Institut für Tragkonstruktionen-Betonbau/TU Wien, Elmar Hagmann, Bauunternehmen Sedlak, und Jörg Fessler, UniqueFessler Werbeagentur wogen in der virtuellen Jurysitzung alle Projekte mit zahlreichen Pros und Contras sorgfältig ab. „Aufgrund der Einreichungen haben wir die Preise in Infrastruktur und Hochbau unterteilt – so konnten wir gerecht zwei Sieger ermitteln. Es war nicht einfach, denn auch die Kasematten in Wiener Neustadt sind ein sehr spannendes, sensibles Projekt, das beweist, wie viel Gespür die Architekten an den Tag gelegt haben, um Altes und Neues mithilfe von Beton zu verbinden“, so Juryvorsitzender Wojciech Czaja.

ÖBB Bahnhof Kapfenberg, Steiermark: Siegerprojekt
Infrastruktur

„Ein Zweckbau, der schön aussieht und Beton als massiven und widerstandsfähigen Baustoff in den Vordergrund stellt“, so das Fazit von Elmar Hagmann. Für Renate Hammer ist der Bahnhof Kapfenberg, geplant von Ostertag Architekten, ein neuer, sehr spezieller Ansatz, mit Bahnhöfen umzugehen, und zugleich ein wichtiges Signal in Richtung Nachhaltigkeit: „Ein öffentlicher Auftraggeber in Kooperation mit der Schaberreiter GmbH, einem lokalen steirischen Betonunternehmen – regional, nachhaltig.“ Johann Kollegger zeigte sich vom Umgang mit SCC-Beton, mit selbstverdichtendem Beton, beeindruckt: „Das ist eine besondere Leistung, nicht einfach zu verarbeiten, es muss ein Betontechnologe vor Ort sein – und er ist um einiges aufwendiger als herkömmlicher Beton. Aber die Investition rechnet sich, wie das Ergebnis zeigt.“ Hagmann gefällt auch der Schwung, der im Gebäudeeingang zum Ausgleich mit dem Niveauunterschied dem ausführenden Bauunternehmen Gebr. Haider & Co Hoch- und Tiefbau GmbH gelungen ist.

Der Umbau des Bahnhofes Kapfenberg ist Teil der neuen Südstrecke, auf der die ÖBB Infrastruktur-AG derzeit mehr als hundert Neubau- und Modernisierungsprojekte umsetzt. Ein neuer, barrierefreier Personentunnel mit einem ikonischen Eingangsportal über der P&R-Anlage sorgt seit dem Umbau für eine optische Verbindung der beiden Stadtteile nördlich und südlich der Gleise. Blickfang ist das ellipsenförmige Fenster in Sichtbetonausführung, das den Blick auf die Gleis- und Bahnsteiganlagen freigibt. Diese komplexen Bauteile mit unterschiedlichen Radien in einer Höhe von drei bis 5,50 Meter entstanden je in einem Guss. Bei der Ausführung wurde die Rezeptur nach Musterversuchen angepasst, um den Beton in das geschlossene Schalungssystem einzubringen und die Anforderungen der Sichtbetonklasse SB3 gemäß ÖBV-Richtlinie zu erfüllen.

Bürogebäude KTM „House of Brands“ in Munderfing, Oberösterreich: Siegerprojekt Hochbau

Grenzenlose Gestaltungsvielfalt stellt das Siegerprojekt im Hochbau unter Beweis. Das Bürogebäude „House of Brands“ in Munderfing, mit einer Nutzfläche von knapp 9.000 Quadratmetern, wurde für das Unternehmen KTM von Hofbauer Liebmann Architekten geplant. Die hohen Anforderungen an das Bauwerk – beispielsweise die Komplexität des Grundrisses, der Umgang mit dem schwankenden Grundwasserspiegel sowie die generelle Qualität des Sichtbetons – waren nur einige der vielen Herausforderungen, die das Bauunternehmen Waizenauer gemeinsam mit dem Transportbetonlieferanten Salzburger Sand- & Kieswerke zu bewältigen hatte. „Ausgezeichnet in allen Kategorien, weil uns nicht nur die Formensprache des Gebäudes beeindruckt, sondern ebenso die hohe Qualität des Entwurfs. Auch in puncto Nachhaltigkeit erfüllt das neue KTM-Gebäude unsere Ansprüche – mit Bauteilaktivierung wird eine der besten Eigenschaften von Beton genützt: Seine Speicherfähigkeit“, erklärt Jörg Fessler.

Dazu ergänzt Kolleger: „Eine beachtliche Leistung, denn die Herstellung von monolithischen Bodenplatten ist sehr aufwändig, da hier viele Gewerke ineinander übergreifen.“

Im Erdgeschoß erstrahlt die geschliffene Weißbeton-Fläche, dazu wurde ein spezielles Gesteinskorn vom Dolomitsandwerk aus Berndorf mitverarbeitet. Neben der speziellen Terrazzo-Schleiftechnik und dem Weißbeton, der in dieser Zusammensetzung noch nie verwendet wurde, kamen noch einige andere Betonsorten zum Einsatz.

Für die optischen Akzente wie die Treppenanlage, die zentral im Gebäudekomplex situiert ist und das Bürogebäude in zwei Bereiche teilt, wie auch bei den Treppen im Fluchtstiegenhaus, die im Kontrast mit dem herkömmlichen Sichtbeton stehen, wurde der Weißbeton eingesetzt.

Kasematten und Neue Galerie Wiener Neustadt, Niederösterreich:
Anerkennung

Kasematten und Neue Galerie Wiener Neustadt ist eine Revitalisierung in Kombination mit der Errichtung zweier Zubauten an den historischen, denkmalgeschützten Bestand. „Hier wurde Beton zur Lösung von einer komplexen Bauaufgabe gewählt, alle Vorzüge des Baustoffs wurden ausgenutzt. Auch die Ausführung der Sichtbetonflächen stellte bei diesem Projekt hohe Anforderungen an die Ausführenden. Das Gesamtergebnis kann sich sehen lassen und fügt sich harmonisch in den Altbestand ein. Ein nachhaltiger Umgang mit alt und neu “, so Elmar Hagmann. 2019 fand in den Kasematten als erste Nutzung die Niederösterreichische Landesausstellung statt, seither werden die Räumlichkeiten als Veranstaltungs- und Ausstellungsstätte genutzt. Die zeitgenössischen baulichen Interventionen, geplant vom slowenischen Büro bevk perovic arhitekti d.o.o., im denkmalgeschützten Bestand sind stets klar erkennbar und ablesbar. Der Bauteil der halb versenkten Neuen Galerie ist ebenfalls aus Stahlbeton errichtet. Die Neue Galerie ist ein multifunktionaler Raum für diverse Veranstaltungen, der die historische Anlage als zeitgenössisches Element ergänzt. Der große Veranstaltungsraum kann durch mobile Raumteiler gegliedert werden. Im Untergeschoß befinden sich die Sanitäranlagen, Technikflächen, Lagerräume, ein Catering-Zubereitungsbereich und ein Proberaum.

Der Boden wurde als rohe Betonfläche ausgeführt. Die Bauteile sind thermisch aktiviert. Heizung und Kühlung werden zu 100 Prozent über die thermische Nutzung des Grundwassers technisch aufbereitet und durch Wärmepumpe und Kältemaschine abgedeckt. Die Baufirma Granit sorgte für die sorgfältige Ausführung, Wopfinger Transportbeton lieferte den Beton.

Bürozubau Bernegger, Molln, Oberösterreich: Anerkennung

Das Unternehmen Bernegger präsentiert sich visuell, haptisch und atmosphärisch: Gestockte Sichtbetondecke, Bauteilaktvierung, charakterstarke Gesteine – alles Ton in Ton. Das Architekturbüro ARKD plante das neue Gebäude. Im weichen Grün des Mollner Talgrundes zu Füßen eines schroffen Kalksteinbruchs gelegen, zeichnet sich der Neubau durch Klarheit, Geradlinigkeit und mit einem ausbalancierten Verhältnis von Extro- und Introvertiertheit sowie von Hell und Dunkel aus. Schon auf dem Parkplatz signalisieren charakterstarke Steine, dass mit Rohstoffen aus Berg und Boden gearbeitet wird. Die tragenden Elemente des Empfangsbereiches sind jeweils über 40 Tonnen schwere Felsteile, die per Sondersprengung aus den Wänden des Bernegger-Steinbruchs in Spital am Pyhrn gelöst wurden.

Beton wird in verschiedensten Formen eingesetzt: Als Fertigteilbeton an der Fassade, als roher Schüttbeton in Gestalt einer Wand im Foyer sowie als gestockte Untersichtbetondecke, in der das Licht aus Kernbohrungen indirekt und tief aus dem Material herauskommt. Betonelemente wie Pfähle, Schlitzwände, Bohrpfahlwände und Bodenplatten werden dazu verwendet, geothermische Energie aus dem Erdreich bzw. aus dem Grundwasser zu ziehen.

Alle weiterten eingereichten Projekte im Überblick:

The Riverwave, Ebensee: Europas größte Flusswelle – mithilfe eines beeindruckenden Betonbauwerks mit hochwertigen Betongüten. Riversurfen ist eine Trendsportart, bei der man auf einer Flusswelle surft – wie am Meer. Dabei machte sich der Bauherr die Energie des Flusses und den Höhenunterschied im Flussbett zunutze. Die Welle wird mit dem WaveShaper, hydraulisch beweglichen Stahlklappen, gesteuert.

Seminarhotel Campus Lengbachhof, Steinhäusl im Wienerwald. Der sogenannte „Campus Lengbachhof“ ist eine Eventlocation der Extraklasse. Bevorzugter Baustoff war Beton – und der fügt sich gekonnt zu Natursteinplatten und Kieswegen in das weitläufige Areal ein. Aber nicht nur optisch, sondern auch als tragendes Bauteil sowie funktionales Möbel wurde Beton hier perfekt in Szene gesetzt.

Triiiple, Wien. Vom Start weg überzeugten die drei Türme aus der Feder der Architekten Henke Schreieck. Turm 1 und Turm 2 verfügen über jeweils rund 245 Wohneinheiten, im Turm 3, der ebenfalls rund 100 Meter Höhe erreicht, entstehen rund 670 Micro-Apartments. Ein eigens gebautes Wasserkraftwerk nutzt das thermische Potential von Wasser zur Heizung und Kühlung. Dazu wird aus dem Donaukanal Wasser entnommen.

Erlaufbrücke Nord, Wieselburg. Im Zuge eines Value-Engineerings wurden für die Errichtung der Großbrücke semi-integrale, schlaff bewehrte, vierstegige Plattenbalken, mit einer Konstruktionshöhe bis zu vier Metern verwendet. Durch die Errichtung der Widerlager mit Doppelwänden und schlanken Stützen können die Bauwerksbewegungen schadlos aufgenommen werden. Johann Kollegger betont die Besonderheit: „Ab 25 Meter wird normalerweise vorgespannt – hier wurde eine gute, günstige Lösung gewählt, bei der man sich ohne Lager zudem Verschleißteile erspart.“

Güteverband Transportbeton, GVTB
Christoph Ressler, Geschäftsführung
Tel.: +43(0)5 90 900-4882
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