KZ-Überlebende, Historiker und Künstler fordern Entfernung der braunen Venus

Auch viele bekannte Welser haben Offenen Brief unterzeichnet

Wels (OTS) – In einem Offenen Brief (siehe Anhang) wenden sich 91 Persönlichkeiten an den Welser Gemeinderat. Sie verlangen von dessen Mitgliedern, für die rasche Entfernung der im Stadtzentrum aufgestellten Venus zu sorgen. Dabei handelt es sich um die Nachbildung einer antiken Statue, die die Nationalsozialisten zum Kultobjekt erhoben haben. Mit damaligen kleinen Nachbildungen sind Hermann Göring und andere „verdiente Männer“ der NSDAP geehrt worden.

Trotzdem behaupten der Welser Bürgermeister Andreas Rabl und seine Stellvertreterin Christa Raggl-Mühlberger (beide FPÖ), die aktuelle Version des Kultobjekts, die sie anfertigen und aufstellen haben lassen, sei nicht NS-belastet.

Das sehen die Unterzeichner des Offenen Briefes anders: etwa die KZ-Überlebenden Käthe Sasso, Dušan Stefančič und Shaul Spielmann, die Historiker Margit Reiter, Michael John und Thomas Hellmuth, die Politikwissenschafter Anton Pelinka und Andreas Maislinger, die Rechtsextremismus-Experten Hans-Henning Scharsach und Andreas Peham, die Künstler Valie Export und Peter Weibel, die Schauspieler Katharina Stemberger, Cornelius Obonya, Gregor Seberg und Franz Froschauer sowie die Schriftsteller Anna Mitgutsch, Michael Köhlmeier, Doron Rabinovici, Franzobel, Kurt Palm, Ludwig Laher, Thomas Baum und Günter Wels.

Weiters der frühere Bundeskanzler Franz Vranitzky, die Journalistin Elfriede Hammerl, der Sprecher der IG Autorinnen und Autoren, Gerhard Ruiss, der Präsident der Österreichisch-Israelischen Gesellschaft, Peter Florianschütz, der Bundesvorsitzende des KZ-Verbandes, Harald Grünn, und die Bundessprecherinnen der „Omas gegen rechts“, Susanne Scholl und Monika Salzer.

Angeschlossen haben sich dem Appell auch viele bekannte Namen aus Wels, darunter Rechtsanwälte, Ärzte, Kirchenvertreter sowie Engagierte aus Kultur und Zivilgesellschaft. Zum Beispiel die Schriftstellerin Dominika Meindl, der frühere Leiter des Stadtarchivs, Günter Kalliauer, der Leiter des Bildungshauses Schloss Puchberg, Helmut Außerwöger, die Pfarrleiterin Irmgard Lehner, der evangelische Pfarrer Roland Werneck, der Journalist Klaus Buttinger, der Filmregisseur Andreas Gruber sowie dessen Bruder Josef Gruber, der viele Jahre Bezirkshauptmann von Wels-Land war.

Viele Unterzeichner sind Träger hoher Auszeichnungen, etwa des Kulturpreises und des Menschenrechtspreises des Landes Oberösterreich.

Formuliert haben den Offenen Brief das Mauthausen Komitee Österreich, das OÖ. Netzwerk gegen Rassismus und Rechtsextremismus sowie die Welser Initiative gegen Faschismus.

„KZ-Überlebende und Opferverbände sind empört, Historiker und Politikwissenschafter kommen zu einem klaren Urteil“, sagt der Vorsitzende des Mauthausen Komitees Österreich, Willi Mernyi. „Die Aufstellung der braunen Venus war eine krasse Fehlentscheidung. Warum gehen von FPÖ-Politikern immer und immer wieder solche ewiggestrigen Aktionen aus?“

„Gänzlich überflüssig und ein Schaden für Wels“ – so nennt Werner Retzl, der Vorsitzende der Welser Initiative gegen Faschismus, das wiedererstandene NS-Kultobjekt. „Die breite Kritik inner- und außerhalb der Stadt spricht Bände. Jetzt müssen die Mitglieder des Gemeinderates ihre Verantwortung wahrnehmen und die Notbremse ziehen!“

Bis zur Entfernung der Statue wird der Widerstand fortgesetzt, betonen Mernyi und Retzl: „Das sind wir den Opfern des NS-Terrors schuldig!“

[Der Offene Brief steht hier zum Download zur Verfügung.]
(https://www.ots.at/redirect/mkoe8)

Willi Mernyi, Vorsitzender des Mauthausen Komitee Österreich: 0664/1036465
Werner Retzl, Vorsitzende der Welser Initiative gegen Faschismus: 0676/3317100

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