Pflegereform: Experten fordern stärkere Einbindung der 24-Stunden-Betreuung

Die 24-Stunden-Betreuung ist für mehr als 30.000 Familien ein wichtiges Betreuungsangebot. Experten bemängeln die fehlende Berücksichtigung in der aktuellen Debatte zur Pflegereform.

Wien (OTS) – 04.05.2021 – Mit der 24-Stunden Pflege wird den betreuten Menschen die Möglichkeit geboten, in ihrem eigenen Zuhause verbleiben zu können. Von den Personenbetreuerinnen und Personenbetreuern wird dieses Erfolgsmodell als Beruf hochgeschätzt. Das zeigen tausende Betreuungskräfte, die seit vielen Jahren gerne in diesem Beruf arbeiten und bis zur Pensionierung bleiben möchten.

„Leider findet in der aktuellen Debatte zur Pflegereform das System der 24-Stunden-Betreuung nur sehr wenig Beachtung. Stattdessen gibt es immer wieder ungerechtfertigte und durch keinerlei Fakten belegbare Angriffe gegen das System der 24-Stunden-Betreuung. Es ist daher dringend an der Zeit, dass die vom Sozialministerium initiierte Taskforce für eine Pflegereform das wichtige Anliegen der Menschen, vor allem im Alter eine Wahlmöglichkeit bei der Betreuungsform zu haben, entsprechend würdigt“, betont Harald Janisch, Obmann der Fachgruppe Personenberatung und Personenbetreuung in der Wirtschaftskammer Wien (WKW). Er verlangt daher, dass bei der Pflegereform neben den Fachleuten aus z.B. dem stationären Bereich, verstärkt Experten der 24-Stunden-Betreuung eingebunden bzw. angehört werden.

Janisch verweist dazu auf Stimmen der Experten:

* Bibiana Kudziova, Vertreterin der PersonenbetreuerInnen in der Fachgruppe Personenberatung & Personenbetreuung in der Wirtschaftskammer Wien: „Gerade in der Corona-Krise hat sich in den Wohnungen, Heimen, Spitälern gezeigt, wie wichtig die PersonenbetreuerInnen für das Funktionieren des Gemeinwohls sind. Erhöhte Förderungen würden endlich faire und nach Jahren wieder angepasste Honorare für Personenbetreuerinnen ermöglichen! Wir machen unsere Arbeiten als selbständige Betreuer gerne. Denn dadurch haben wir die Möglichkeit, wochenweise in Österreich zu arbeiten und trotzdem unser Zuhause in unseren Heimatländern behalten zu können.

* Mario Tasotti, allg. beeideter und gerichtlich zertifizierter Sachverständiger für die Betriebsorganisation in der Organisation von Personenbetreuung („Agenturen“): „In einer Zeit, in welcher wir alle händeringend nach Lösungen für den immer höher werdenden Betreuungs-und Pflegebedarf suchen, erwarten wir von verantwortungsvollen Entscheidungsträgern einen verstärkten Fokus auf das Potenzial der 24h Betreuung zu legen. Mit Hilfe gezielter Fördermaßnahmen muss diese geschätzte und nachweislich krisenfeste Betreuungsform für einen größeren Teil unserer älteren Menschen leistbar gemacht werden.“

* Karin Hamminger, Präsidentin der Bundesinteressensgemeinschaft
der Agenturen für Personenbetreuung (ÖBAP):
„Qualitätssicherungs-Besuche sind derzeit einmal im Quartal im Rahmen des ÖQZ-24 vorgeschrieben. Es braucht aber – abhängig von der jeweiligen Pflegestufe und den gesundheitlichen Umständen des Betreuungsbedürftigen – mindestens einen Qualitätsbesuch pro Monat durch eine diplomierte Fachpflegekraft. Diese Kosten müssen derzeit die Familien und ihre Angehörigen tragen. Wenn Fachpflegepersonal diese Besuche jedoch gesondert abrechnen können, wäre dies eine finanzielle Entlastung für betroffene Familien und ihre Angehörigen.“

* Marcella Strahodinsky, Berufsgruppensprecherin der Organisationen von Personenbetreuung („Agenturen“) in der WKW: „Es gibt noch immer viele Familien mit betreuungsbedürftigen Angehörigen, die gerne eine 24h-Betreuung als Betreuungsform wählen würden, es sich jedoch nicht leisten können und deshalb ihre Angehörigen selbst pflegen. Dafür geben sie häufig ihre Berufstätigkeit auf und haben somit einen wirtschaftlichen Nachteil. Eine wesentliche Erhöhung der staatlichen Förderungen würde es diesen Familien ermöglichen, die 24-Stunden-Betreuung in Anspruch zu nehmen.“

* Zuzana Tanzer, Vorsitzende der Schlichtungsstelle für Personenbetreuung der WKW: „In der Personenbetreuung treffen viele verschiedene Menschen aufeinander. Dass es dabei immer wieder zu Konflikten kommen kann, ist nichts Ungewöhnliches. Vieles lässt sich durch respektvolles Miteinander lösen. Unsere eigens für die Personenbetreuung errichtete Schlichtungsstelle hilft bei Konflikten geeignete Lösungen zu finden.“

Wirtschaftskammer Wien
Tara Bichler
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