Neue „Menschen & Mächte“-Doku „Gegen den Strom – Was blieb vom Widerstand gegen das NS-Regime?“

Am 14. Juli um 22.30 Uhr in ORF 2; danach: ORF-Premiere des Historiendramas „The King’s Choice – Angriff auf Norwegen“

Wien (OTS) – Ihre Eltern setzten buchstäblich ihr Leben aufs Spiel, kämpften – auf unterschiedliche Art – gegen ein mörderisches System – und wurden für diesen Kampf nach Ende des Zweiten Weltkriegs oft spät, oft nur zum Teil wertgeschätzt: Widerstandskämpfer und Widerstandskämpferinnen in Österreich. Aber was bleibt vom mutigen Handeln der Widerstandskämpfer mehr als 80 Jahre nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs? Wie wurden die Werte und Ideale dieser Menschen an die nächste Generation, an die Töchter und Söhne, weitergegeben? Und welche Prägungen haben bis heute Bestand?

Die Kinder und Enkelkinder derer, die damals gegen den Strom schwammen, können diese Fragen am besten beantworten. Wie hat die Haltung der Eltern das Leben der Nachkommen beeinflusst? In welchem Klima sind die Kinder herangewachsen – in einem familiären Umfeld des Schweigens oder einem des Erinnerns und Erzählens? Und letztlich die Frage: Warum lohnt es sich heutzutage – in einer von Terror und Gestapo-Folter freien Gesellschaft – noch immer, Widerstand zu leisten, Zivilcourage zu zeigen? Wichtige Themen, denen Gregor Stuhlpfarrer in seiner „Menschen und Mächte“-Dokumentation „Gegen den Strom – Was blieb vom Widerstand gegen das NS-Regime?“ am Mittwoch, dem 14. Juli 2021, um 22.30 Uhr in ORF 2 nachgeht.

Vor der Kamera sprechen Kinder von Widerstandskämpfern und Widerstandskämpferinnen über ihre Prägungen im Elternhaus. Vertreter aus dem kommunistischen, christlich-sozialen oder sozialdemokratischen Lager wie Peter Michael Lingens, dessen Mutter jüdischen Freunden half und dafür ins KZ Auschwitz deportiert wurde. Oder Kinder von Widerstandskämpfern in Südkärnten, die zu den Partisanen gingen und ihren Kampf von den Wäldern ausgehend organisierten. Einer von ihnen ist Zdravko Haderlap. Er erzählt von seiner Großmutter, die ins KZ Ravensbrück deportiert wurde, und seinem Vater, der sich als junger Bursch den Partisanen anschließen musste.

Andere Widerstandskämpfer/innen druckten heimlich Flugblätter, hatten stetig Angst vor der Einschleusung von Gestapospitzeln. Sie trafen sich daher oft im Verborgenen, agierten auch unter Gleichgesinnten mit Decknamen. Sie betrieben Sabotage in Rüstungsbetrieben, hörten „Feindsender“, wagten das sogar an der Front. „Rund 10.000 Widerstandskämpfer und Widerstandskämpferinnen sind insgesamt hingerichtet, in Lagern ums Leben gekommen, von der Gestapo ermordet worden“, sagt die Historikerin Brigitte Bailer, ehemalige wissenschaftliche Leiterin des Dokumentationsarchivs des Österreichischen Widerstandes (DÖW). Sie hat sich intensiv mit der Geschichte und dem Schicksal jener Menschen auseinandergesetzt, die sich bis 1945 gegen ein mörderisches Regime stellten und nach 1945 oft und lange nicht ausreichend dafür entschädigt wurden. Eine große Enttäuschung für viele von ihnen – oft traumatisiert von Repression, Gestapo- und KZ-Haft. „Ich war immer wieder mit Menschen konfrontiert, die Überlebende waren und mit denen ich Behandlungen durchgeführt habe“, erzählt die Wiener Psychoanalytikerin Elisabeth Brainin. „Das Trauma ist nicht weg, die Flashbacks werden auch nicht vergehen, aber man kann die Dinge irgendwie zurechtrücken.“

Die Realität ist, dass die Widerstandskämpfer oft als „Verräter“ verunglimpft werden. Und das obwohl ihr Tun für die Souveränität der Zweiten Republik eine wichtige Voraussetzung darstellte, da die Moskauer Deklaration von 1943 einen Eigenanteil der Österreicherinnen und Österreicher an der Befreiung vom NS-Terror forderte. Daher ist auch der Jahrzehnte beinahe kriminalisierte Widerstand der Partisanen in Kärnten und der Steiermark als „eigener Beitrag“ an dieser Befreiung vom Nationalsozialismus letztlich ein wichtiger Indikator für den Staatsvertrag 1955. „Gegen den Strom“ ist eine Spurensuche in der Vergangenheit, die dokumentiert, wie der Widerstand der Alten das Leben der Jungen geprägt hat.

Um 23.25 Uhr folgt die ORF-Premiere von Erik Poppes Historiendrama „The King’s Choice – Angriff auf Norwegen“: Jesper Christensen („Bond – Ein Quantum Trost“) wird als König von Norwegen durch den Überraschungsangriff der deutschen Wehrmacht vor eine schwierige Entscheidung gestellt. Karl Markovics übermittelt als deutscher Gesandter das Ultimatum: Kapitulation oder bitterer Krieg.

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