TIROLER TAGESZEITUNG, Leitartikel: „Unerträgliches Hin und Her“, von Mario Zenhäusern, Ausgabe vom Sonntag, 1. August 2021

Es gibt Argumente für und gegen die Impfpflicht für bestimmte Berufsgruppen – aber keines für das Zögern der Regierung. Es gibt Argumente für und gegen die Impfpflicht für bestimmte Berufs­grup­pen – aber keines für das Zögern der Regierung.

Innsbruck (OTS) – Die Regierung stiehlt sich bei der Frage nach einer verpflichtenden Impfung für bestimmte Berufsgruppen aus der Verantwortung.

Seit Tagen wird in Österreich über eine bundesweite Impfpflicht für bestimmte Berufsgruppen diskutiert. In erster Linie geht es um das Gesundheitspersonal, aber auch der Bildungsbereich wird immer wieder genannt.
Es gibt viele gute Gründe für eine derartige Sonderregelung – und zumindest ebenso viele dagegen. Mittlerweile sprechen sich zahlreiche Länder- und Interessenvertreter für eine derartige Impfpflicht aus und verlangen eine Entscheidung der Bundesregierung. Doch die stiehlt sich aus der Verantwortung und spielt die heiße Kartoffel den Ländern zu. Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein und Vizekanzler Werner Kogler erachten eine verpflichtende Covid-Impfung für das Gesundheitspersonal zwar als durchaus sinnvoll, entscheiden sollen das aber die einzelnen Bundesländer.
Dieses Hin und Her ist unerträglich – vor allem für die Betroffenen in den Krankenhäusern, Alten- und Pflegeheimen, mobilen Hilfsdiensten oder Bildungseinrichtungen. Sie alle haben in den vergangenen eineinhalb Jahren mitunter Übermenschliches geleistet, sind oft an ihre physischen und psychischen Grenzen gegangen und haben sich allein schon aus diesem Grund eine intensive Auseinandersetzung mit dem Thema und dann eine generell gültige Entscheidung verdient. Es gibt keinen nachvollziehbaren Grund für das Zuwarten der Verantwortlichen in der Bundesregierung – außer dem, dass sie sich an einem derart emotionsbeladenen Thema nicht die Finger verbrennen wollen.
Die Entscheidung der Bundesregierung in dieser Frage ist möglicherweise unpopulär. Nichtsdestotrotz ist sie notwendig.

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