Publikumsrat Beiglböck pocht weiter auf Unabhängigkeit des ORF

Grazer Caritasdirektor und Kirchenvertreter im ORF-Publikumsrat dankt Wrabetz für gute Zusammenarbeit und hofft auf Fortsetzung mit neuem Generaldirektor Weißmann – Kritik an Bestellungsvorgang mit Eindruck politischer Einflussnahme durch „Freundeskreise“

Wien (KAP) – Der Vertreter der Katholischen Kirche im ORF-Publikumsrat, Herbert Beiglböck, hat dem neuen ORF-Generaldirektor Roland Weißmann zu seiner Wahl durch den Stiftungsrat am Dienstag gratuliert und ihm alles Gute für seine neue Aufgabe gewünscht. Zugleich dankte der Caritasdirektor der Diözese Graz-Seckau dem bisherigen ORF-Chef Alexander Wrabetz für die gute Zusammenarbeit, die sich erst jüngst bei einer Vereinbarung über Gottesdiesdienstübertragungen gezeigt habe: Demnach soll im ORF-Fernsehen das diesbezügliche Angebot auf alle Sonn- und Feiertage ausgeweitet werden. Beiglböck pochte im Gespräch mit Kathpress nach erfolgter Wahl im Stiftungsrat außerdem auf die gesetzlich festgelegte Unabhängigkeit des ORF.

Roland Weißmann wurde am Dienstagnachmittag mit 24 von 35 Stimmen zum nächsten ORF-General bestellt. 6 Stimmen entfielen auf den amtierenden ORF-Chef Alexander Wrabetz, 5 Stimmen auf ORF-1-Managerin Lisa Totzauer.

Es gehe nun darum, das größte Medienunternehmen des Landes bestmöglich für die Zukunft zu rüsten. Beiglböck, der 2018 von der Bischofskonferenz in den ORF-Publikumsrat entsendet wurde, nannte als Rahmenbedingungen zum einen gesetzliche Weichenstellungen, die eine konkurrenzfähige Digitalisierung des ORF ermöglichen. Hier sei die Politik säumig, das Thema werde in der parlamentarischen Arbeit offenbar nachgereiht. Zum anderen hält Beiglböck auch eine neue Gremialstruktur des ORF für notwendig: Der jetzige Bestellungsvorgang mit einer Kandidatenliste fast ohne externe Bewerbungen lasse politische Einflussnahme vermuten. Man habe den Eindruck gewinnen können, dass es nicht um die besten Köpfe gehe, sondern, dass die Interessen der parteinahen „Freundeskreise“ Vorrang haben, sagte Beiglböck.

Gut aufgestellt werde der ORF dann sein, wenn dessen digitale Zukunft abgesichert werden kann. Der kirchliche Medienexperte sieht hier weniger Konkurrenz durch Privatmedien in Österreich, als durch internationale Social-Media-Konzerne, der es zu begegnen gelte. Dafür sei auch eine stabile Finanzierung des ORF erforderlich, ebenso Unabhängigkeit in der Berichterstattung, um die Marktposition zu festigen.

Bereits bei seiner Mandatsübernahme im Publikumsrat hatte Beiglböck betont, er wolle wie seine Vorgänger Alfred Trendl und davor Franz Küberl unabhängig agieren und „damit die nötige Unabhängigkeit des ORF stärken“.

TV-Gottesdienst an jedem Sonn- und Feiertag

Über die von Beiglböck erwähnten Gottesdienstübertragungen wurde am Dienstag bekannt, dass von ORF-Verantwortlichen wie Generaldirektor Wrabetz und Religionsabteilungschefin Barbara Krenn sowie von Kirchenvertreter Beiglböck folgende Vereinbarung getroffen wurde, über die auch Kardinal Christoph Schönborn in seiner Eigenschaft als Medienbischof informiert wurde: Als Reaktion auf das große Publikumsinteresse gerade während der Conona-Pandemie soll es in den nächsten drei Jahren deutlich mehr Gottesdienstübertragungen im ORF-TV geben. Zusätzlich zu den jährlich rund 60 Messübertragungen in den ORF-Regionalradios wird es auch im ORF-Fernsehen an jedem Sonn-und Feiertag einen christlichen Gottesdienst geben. Die zusätzlichen TV-Gottesdienste werden auf ORF Ill gesendet, redaktionell betreut von der ORF-Hauptabteilung „Religion und Ethik multimedial“.

((forts. mgl.)) RME/GPU
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