Moosbrugger: Landwirtschaftliche Einkommen stabil, aber stagnierend
Corona-Hilfen, neue Wertschöpfungschancen, GAP und Risikomanagement wichtig
Wien (OTS) – Von „Stabilisierung, aber Stagnation“ spricht Landwirtschaftskammer (LK) Österreich-Präsident Josef Moosbrugger angesichts der land- und forstwirtschaftlichen Einkommens-Analyse für das Jahr 2020 im Rahmen des „Grünen Berichts“. Diese ergibt nach einem deutlichen Minus von 10% im Dürrejahr 2018 und keiner Veränderung im Vorjahr nun ein leichtes Plus von 1,4% für 2020, was pro Betrieb 28.368 Euro im Durchschnitt aller Betriebszweige beträgt (2019: 27.966 Euro).
Klare Absage an Neiddebatten und Kürzungsfantasien
„Positiv ist, dass es uns trotz Corona-Krise und Marktverwerfungen gelungen ist, mit geeigneten Unterstützungsmaßnahmen zum zweiten Mal in Folge für eine Stabilisierung der bäuerlichen Einkommen zu sorgen. Ein großes Dankeschön an die Regierung und insbesondere Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger für die konstruktive Zusammenarbeit. Negativ ist jedoch, dass die Einkünfte im langfristigen Trend – im Gegensatz zu anderen Berufsgruppen – auf der Stelle treten und die Situation somit mehr als angespannt bleibt. Für Neiddebatten und Kürzungsfantasien besteht keinerlei Anlass. Ganz im Gegenteil, es müssen Rabattschlachten und wettbewerbsverzerrende Importe mit niedrigen Produktionsstandards endlich der Vergangenheit angehören“, betont Moosbrugger, der darauf hinweist, dass es sich bei dieser Einkommensschätzung um eine Durchschnittsbetrachtung handelt und auch die Bauernfamilien mit steigenden Lebenshaltungskosten zu kämpfen haben. In einigen Sparten hat es auch 2020 deutliche Einbußen gegeben.
GAP zukunftsweisend umsetzen – Wertschöpfungschancen schaffen
„Dass wir in einem so herausfordernden Jahr, in dem wir Tag und Nacht um Verbesserungen für unsere Bäuerinnen und Bauern gerungen haben, ein leichtes Plus erzielen konnten, ist anzuerkennen. Gleichzeitig sehe ich diese Einkommensanalyse aber auch als klaren Arbeitsauftrag für die Zukunft an. Jetzt, wo es um die nationale Umsetzung der künftigen Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) geht, ist es unsere Aufgabe, die Ergebnisse über mehrere Jahre und detailliert auszuwerten, um geeignete Maßnahmen für die Zukunft setzen zu können“, unterstreicht der LK Österreich-Präsident. „Unsere Bäuerinnen und Bauern erbringen – neben der Ernährungssicherung -enorme Mehrleistungen für die Gesamtgesellschaft. Dieser Mehraufwand für höchste Qualität, Umwelt- und Klimaschutz, Tierwohl, Landschaftspflege und mehr muss ihnen auch künftig abgegolten werden, damit sie ihn dauerhaft erfüllen können. Außerdem wollen wir auf Basis einer zukunftsweisenden Agrarpolitik für neue Wertschöpfungschancen sorgen. Nachhaltiges, bäuerliches Unternehmertum mit Erfolg auf den Märkten wird immer wichtiger“, hebt Moosbrugger hervor.
Umfassendes Risikomanagement weiter forcieren
„Ein gewisses Auf und Ab bei den landwirtschaftlichen Einkommen liegt in der Natur der Sache, denn wir sind von klimatischen Verhältnissen und Marktentwicklungen abhängig, die wir nicht beeinflussen können. Angesichts der Klimaverschlechterung, die von Jahr zu Jahr dramatischere Auswirkungen auf unsere Land- und Forstwirtschaft zeigt, gewinnt ein abfederndes Risikomanagement mittels Hagel- und Mehrgefahrenversicherung immer stärker an Bedeutung. Primär müssen wir aber im internationalen Gleichschritt nach dem Motto ‚raus aus den Fossilen und rein in die Erneuerbaren‘ etwas gegen die steigenden CO2-Emissionen unternehmen und zusätzlich die Energieeffizienz forcieren. Es geht um nichts Geringeres als die Lebensgrundlagen der kommenden Generationen“, warnt Moosbrugger.
Große Unterschiede zwischen einzelnen Bereichen
Die Analyse des „Grünen Berichts“ zeigt auf, dass im Jahr 2020 bei den meisten Betriebsformen ein Einkommensplus erzielt werden konnte. Ausnahme sind die Futterbaubetriebe, die fast die Hälfte der Höfe ausmachen und einen Einkommensrückgang von 8% verzeichnen mussten. Dafür sind primär höhere Aufwendungen für die Instandhaltung und Abschreibungen verantwortlich. Das größte Plus von 34% erreichten Dauerkulturbetriebe, die trotz frostbedingter Ernteeinbußen von der Corona-verursachten Nachfragesteigerung nach gesundem Obst aus Österreich und folglich besseren Preisen profitiert haben. Marktfruchtbetriebe erzielten wegen Flächenausweitungen bei Ölfrüchten und besserer Getreideerträge trotz problematischer Klimabedingungen ein 10%-iges Plus. Nach 10% Minus im Jahr 2019 konnten Forstbetriebe im Vorjahr um 6% höhere Einkommen einfahren, der Schadholzanteil bleibt jedoch erheblich. Leichte Einkommenssteigerungen von 2% gibt es bei Veredelungs- und Gemischtbetrieben. (Schluss)
Mag. Claudia Jung-Leithner
Präsidialreferentin
Landwirtschaftskammer Österreich
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