„kulturMontag“ am 20. September: Ära Merkel im künstlerischen Licht, Amedeo Modigliani in der Albertina, Denkmalpflege in Diskussion

Danach: Dokumentation „Skandal! Ist die Freiheit der Kunst in Gefahr?“

Wien (OTS) – Der von Peter Schneeberger moderierte „kulturMontag“ am 20. September 2021 um 22.30 Uhr in ORF 2 widmet sich anlässlich des bevorstehenden politischen Abschieds der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel ihrem Wirken aus fotografischer Sicht. Zum Thema ist Theatermacher Claus Peymann live zu Gast im Studio. Weiters befasst sich die Sendung u. a. mit dem Werk von Amedeo Modigliani, das erstmals in Österreich, in einer umfassenden Schau der Wiener Albertina, gezeigt wird. Außerdem geht es um die Diskussion über Österreichs Denkmalpflege und ihre (gesetzlichen) Lücken. Anschließend steht die neue Dokumentation „Skandal! Ist die Freiheit der Kunst in Gefahr?“ (23.15 Uhr) auf dem Programm.

Chroniken einer Kanzlerin – Die Ära Merkel aus fotografischer Perspektive

Nach 16 Jahren als Kanzlerin der Deutschen Bundesrepublik zieht sich Angela Merkel nach der Bundestagswahl am 26. September nun aus der Politik zurück (ORF 2 überträgt am Wahltag ab 14.05 Uhr live). Doch nicht nur auf dem politischen Parkett hat die 67-Jährige ihre Spuren hinterlassen, auch in der Kulturwelt gibt es einige Menschen, die „Mutti“ Merkel persönlich kennen und mögen. Etwa Schauspieler Ulrich Matthes, der sie auch als Theater- und Opernkritikerin schätzt. Oder die „Ästhetikerin der Macht“, die französische Fotografin Laurence Chaperon, die schon seit 1999 Fotos der Weltpolitikerin im Männerzirkus macht. Auch der Salzburger Fotograf Peter Rigaud, der Angela Merkel schon mehrfach in Szene setzte: Die Bundeskanzlerin im vertrauten Gespräch mit den Großen der Welt und am Rande offizieller Auftritte, im Kreis der Partei, bei kulturellen Veranstaltungen und ganz privat. Über die Inszenierung von Macht und über ihre politische Amtszeit spricht der ehemalige Burgtheater-Direktor und Berliner-Ensemble-Chef Claus Peymann, der derzeit in Wien Eugène Ionescos „Der König stirbt“ in den Kammerspielen probt, live im Studio mit Peter Schneeberger.

Liebling der Fälscher, Amedeo Modigliani – Albertina-Retrospektive zum 100. Geburtstag

Amedeo Modigliani zählt zu den teuersten Künstlern des 20. Jahrhunderts, für dessen Werke Sammler schon mal gerne dreistellige Millionensummen zahlen. Er hat Frauen gemalt, wie kein anderer, und gilt aufgrund seines hohen Wiedererkennungswerts als einer der meistgefälschten Künstler. Es gibt kaum einen Vertreter der Moderne, dessen Name so oft mit Fälschungen in Verbindungen gebracht wird, wie den mit 35 Jahren jung gestorbenen italienischen Maler und Bildhauer. Zu seinem 100. Todestag widmet ihm die Wiener Albertina eine spektakuläre, rund 130 Objekte aus drei Kontinenten umfassende Retrospektive. Die ursprünglich für das Jubiläumsjahr 2020 geplante Schau „Revolution des Primitivismus“ wurde pandemiebedingt verschoben – ab 17. September werden Modiglianis Werke erstmals in Österreich gezeigt.

Baulicher Wildwuchs – Die Diskussion um Österreichs Denkmalpflege

In Österreichs Denkmalpflege gibt es gravierende Defizite. Nach wie vor gibt es Lücken zwischen staatlichem Denkmalschutz und kommunalem Schutzzonenmodell, die von manch einem Investor gründlich ausgenutzt werden. Klar ist, Österreich braucht Wohnraum, aber muss das immer auf Kosten historischer Baukultur gehen? Wie können ökonomische Zwänge überwunden und gleichzeitig das so wichtige Bewusstsein für den Wert geschichtsträchtiger Gebäude geschaffen werden? Braucht es landesweit einheitliche Regeln für den Erhalt der Baukultur oder attraktivere Fördermodelle für das Bauen im Bestand? Der „kulturMontag“ hat Bürgermeister, Städteplaner, Architekturhistoriker und Denkmalschützer mit diesen Fragen konfrontiert und berichtet aus der Tiroler Gemeinde Tarrenz, aus dem niederösterreichischen Zwettl sowie von der Wiener Mariahilfer Straße.

Dokumentation „Skandal! Ist die Freiheit der Kunst in Gefahr“ (23.15 Uhr)

Gemälde werden abgehängt, Schauspielerinnen aus Filmen geschnitten, Museen von Empörungswellen in den sozialen Medien eingeschüchtert. Die Kunstwelt wird immer öfter angeprangert, sexistisch oder rassistisch zu sein. Hass-Mails und Drohungen, bis hin zum medialen Lynchmord sind für viele Kunstschaffende und Museumsbetreiber keine Ausnahme mehr. Doch gibt das Gefühl der Beleidigung, das Gefühl, Opfer zu sein, den Betroffenen das moralische Recht, nach Zensur zu rufen und die Kunstfreiheit einzuschränken? Was geht da vor in der heutigen Kunstwelt? Wird moralische und politische Korrektheit gerade zum bestimmenden Kriterium? Regisseurin Katrin Sandmann geht in ihrer Dokumentation der Frage nach, ob sich jene Stimmen, die in Kunst und Gesellschaft zu lange ignoriert wurden, zu Recht Gehör verschaffen oder ob gerade eine Art Zensur von unten entsteht?

Das Leopold Museum in Wien zum Beispiel bekommt Ärger wegen Nacktbildern. Vier Akte von Egon Schiele sollten das Publikum zum Diskurs über die Wiener Moderne anregen. Die Stadt wollte international für diese Ausstellung werben. Doch einige europäische Metropolen lehnten die Werke des Expressionisten als Werbemotive ab. Schieles explizite und polarisierende Darstellung von Nacktheit sorgte auch 100 Jahre später für Aufregung und Provokation. Aufgrund geltender Werbevorschriften mussten in Hamburg, Köln und Londons U-Bahn die primären Geschlechtsmerkmale der Aktdarstellungen mit einem weißen Textfeld bedeckt werden. Die Frage „100 Jahre alt. Und noch immer zu gewagt?“ wurde vom Publikum in den sozialen Medien unter dem Hashtag #DerKunstihreFreiheit (#ToArtItsFreedom) ausgiebig diskutiert.

In Haifa wurden vor einem Museum Brandbomben gezündet, empörte Christen lieferten sich Straßenschlachten mit der Polizei. Grund:
Jesus am Kreuz im McDonald’s-Kostüm.

Ein weiteres Empörungsobjekt hat Glubschaugen, überdimensionierte Lippen, reißende Zähne und hängt seit fast 30 Jahren an den Wänden der französischen Nationalversammlung: Ein Ausschnitt, der zu einem Bilderzyklus des Künstlers Hervé di Rosa gehört und die Höhepunkte der französischen Gesetzgebung darstellt. Hier in Form der Abschaffung der Sklaverei 1794. Die Darstellung sei rassistisch und unerhört, so die Entrüstung: „Die Bilder könnten auch aus Tim und Struppi im Kongo stammen.“

Diese und weitere Auseinandersetzungen sind Grundlage der Dokumentation „Skandal! – Ist die Freiheit der Kunst in Gefahr?“. Regisseurin Katrin Sandmann gibt spannende Einblicke in die verschiedensten Perspektiven dieser Debatte.

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