„kulturMontag“ am 4. Oktober: Tizian im KHM, NS-Vergangenheit in neuer Literatur, ägyptischer Hiphop im Trend
Danach: Doku-Premiere „Kochen als Weltanschauung“
Wien (OTS) – Der von Clarissa Stadler präsentierte „kulturMontag“ am 4. Oktober 2021 um 22.30 Uhr in ORF 2 begibt sich zunächst ins Kunsthistorische Museum Wien, das seinen 130. Geburtstag mit einer opulenten Tizian-Ausstellung feiert. Thema sind auch die neuen Romane von Eva Menasse, Didi Drobna und Alois Hotschnig, die sich mit österreichischer Zeitgeschichte befassen, oder der trendige Sound des Arabischen Frühlings: Ägyptens Hiphop, Mahraganat oder Electro-Shaabi genannt. Auch ORF-Korrespondent Karim El-Gawhary ließ sich davon anstecken.
Anschließend steht die neue Dokumentation „Kochen als Weltanschauung“ (23.15 Uhr) auf dem Programm.
Heilige oder Hure – Tizians Frauenbild in großer KHM-Jubiläumsschau
Mit einer Ausstellung der Superlative feiert das Kunsthistorische Museum Wien (KHM), das am 17. Oktober 1891 von Kaiser Franz Joseph eröffnet wurde, gebührend seinen 130. Geburtstag. „Tizians Frauenbild. Schönheit – Liebe – Poesie“ heißt die große Herbstschau, die sich anhand von rund 60 Gemälden aus internationalen Sammlungen auf die Darstellung der Frau in Tizians Oeuvre und seiner Zeitgenossen der venezianischen Renaissance, wie Jacopo Tintoretto, Paolo Veronese oder Lorenzo Lotto, konzentriert. Aber wer waren diese Frauen in der Malerei Venedigs im 16. Jahrhundert? Erzählen sie in den für diese Zeit zum Teil sehr freizügigen Darstellungen von der Sehnsucht nach Berührung oder von Macht und deren Missbrauch? Clarissa Stadler trifft die Direktorin des KHM, Sabine Haag, in der opulenten Ausstellung zum Gespräch.
Von Nazi-Nestern und anderen dunklen Geheimnissen – Eine (literarische) Spurensuche
Was verbindet Eva Menasse, Didi Drobna und Alois Hotschnig? Sie alle sezieren in ihren aktuellen Werken Österreichs jüngere Geschichte und steigen dabei tief in menschliche Abgründe hinab. Menasse untersucht in ihrem Anti-Heimatroman „Dunkelblum“ das vertuschte Massaker in der burgenländischen Gemeinde Rechnitz kurz vor Kriegsende 1945 und thematisiert damit das Vertuschen und Verdrängen durch Täter und Zeitzeugen. Ihre slowakische Kollegin Drobna rollt in der ebenfalls auf historischen Fakten beruhenden Familiengeschichte „Was bei uns bleibt“ die letzten Kriegsmonate im niederösterreichischen Hirtenberg, auf, wo noch bis 2019 Munition produziert wurde. Auch Hotschnigs Buch „Der Silberfuchs meiner Mutter“ hat eine reale Entsprechung und erzählt anhand des Schicksals eines Buben, dessen Mutter sich mit einem Wehrmachtssoldaten eingelassen hatte, eine Geschichte rund um Herkunft, Identität und Liebe.
Der Sound des Arabischen Frühlings – Millionenseller Mahraganat
Mahraganat oder Electro-Shaabi ist die Musik der marginalisierten Jugend aus Kairos Außenbezirken. Sie ist das Sprachrohr einer enttäuschten Generation und gleichzeitig der Soundtrack ihrer Partys. „Shaabi“ bezeichnet auch die ausgelassene Art, dazu zu tanzen und zu feiern – auf den ägyptischen Straßen, zwischen den Häusern, mit der ganzen Nachbarschaft. Der Hiphop Ägyptens, gefürchtet von den Konservativen und den Machthabern, thematisiert – unterlegt mit elektronischen Beats, vulgärer Sprache und einer ungesunden Dosis Autotune – nicht nur Frauen, Alkohol und Drogen, sondern auch die Perspektivlosigkeit, die Armut und den Alltag am Rande einer Gesellschaft, deren Mehrheit diese Menschen eigentlich repräsentieren. Ein seismografischer Sound, von dem sich auch ORF-Korrespondent Karim El-Gawhary anstecken ließ.
Dokumentation „Kochen als Weltanschauung“ (23.15 Uhr)
Essen ist mehr als nur Nahrung. Kochen ist längst ideologisch aufgeladen. Aber: Kann die regionale Küche die Welt verbessern und was erzählen unsere Vorlieben, unsere Essens-Ideologien über uns? Sollten ökologische Fragen nicht unsere Ernährung bestimmen? Und was kann die bayerisch-österreichische „Kochkunst“ dazu beitragen? Der Film „Kochen als Weltanschauung“ von Antje Harries begibt sich u. a. mit den Spitzenköchen Eckart Witzigmann, Heinz Reitbauer und Paul Ivić auf eine kulinarisch-sinnliche Reise, die humorvoll auf die Geschichte des Kochens blickt.
Nachhaltigkeit ist das Gebot der gehobenen Küche. „Brutal regional“ ist der neue Luxus in Gourmettempeln und globale Einflüsse beherrschen längst die Töpfe und Pfannen auf dem heimischen Herd. Bewusstes Essen ist eine kulinarische Weltanschauung geworden.
Eckart Witzigmann, von Gault-Millau zum „Koch des Jahrhunderts“ gekürt, stammt aus Bad Gastein und avancierte später zum ersten 3-Sterne-Koch in Deutschland. Heute begleitet er junge Köche als Patron. Regisseurin Antje Harries besucht mit Witzigmann u. a. das Steirereck am Pogusch. Der rustikale Gasthof mit angegliedertem Bauernhof, artgerecht gehaltenen Schweinen und freilaufenden Hühnern gehört dem Sternekoch Heinz Reitbauer, Sohn eines einstigen Weggefährten von Witzigmann. Gemeinsam sprechen sie über lokale Produkte und die Kunst, beste Nahrungsmittel zu beschaffen.
Als Kontrast begleitet die Dokumentation eine passionierte Hobbyköchin. Sie reflektiert Last und Lust täglichen Kochens. Die international bekannte Food-Expertin Hanni Rützler fasst aktuelle Trends zusammen, die unsere Essensgewohnheiten heute bestimmen.
Der Sternekoch Paul Ivić zeigt in seinem Wiener Restaurant, wie das vegetarische Essen den Einzug in die Haute Cuisine gefunden hat, und unternimmt eine Führung zu seinen Gemüsebauern aufs Feld.
Über die Herkunft der Kartoffel reflektiert Kulturhistoriker Peter Peter und Kochbuchautorin und Food-Bloggerin Susanna Bingemer zeigt auf einem Münchner Friedhof, dass auch Superfood regional sein kann.
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