Pressegespräch Migräne: Möglichkeiten der Vorbeugung (I)
CGRP-Antikörper und bewährte Standard-Medikamente
Wien (OTS) – Rund eine Mio. Österreicherinnen und Österreicher leiden unter Migräne. Die meisten von ihnen sind im Haupterwerbsalter. Das bedeutet: hoher individueller Leidensdruck und bis zu 6,5 Milliarden Euro an volkswirtschaftlichen Verlusten, wie die Präsidentin der Österreichischen Kopfschmerzgesellschaft (ÖKSG), Karin Zebenholzer von der Meduni Wien, im Rahmen des heutigen Pressegesprächs des Verlagshauses der Ärzte (VdÄ) erklärte.
„Migräne führt nicht nur zu Krankenständen, sondern beeinträchtigt auch die Leistungsfähigkeit derer, die trotz Migräne arbeiten“, betont Zebenholzer. Rund 100 Milliarden Euro an volkswirtschaftlichen Verlusten jährlich habe das WifOR-Institut für Deutschland errechnet und dabei sowohl bezahlte als auch unbezahlte Erwerbstätigkeit wie etwa Kinderbetreuung oder die Pflege von Angehörigen berücksichtigt. „Umgelegt auf Österreich wären das jährliche Verluste von bis zu 6,5 Milliarden Euro.“
Akute Attacken wirksam behandeln
Umso wichtiger sei es, dass Betroffene wüssten, wie sie Migräneattacken wirksam behandeln können und dass es bei Bedarf auch vorbeugende Therapien gebe, so Karin Zebenholzer. Immer noch würden viele erst Stunden nach Einsetzen der Kopfschmerzen zu akut wirkenden Schmerzmitteln oder speziell gegen Migräne entwickelten Triptanen greifen: „Zu spät, um den Schmerz ausreichend zu lindern oder gar zu beenden. Man sollte diese Medikamente einnehmen, sobald die Attacke einsetzt. Dann kann man realistischerweise meist binnen zwei Stunden mit einer Linderung der Schmerzen und Begleitsymptome rechnen“, sagte die ÖKSG-Präsidentin.
Weniger Attacken mit CGRP-Antikörpern
Bei häufiger und sogar bei chronischer Migräne ist Vorbeugung möglich – seit einigen Jahren auch mit monoklonalen CGRP-Antikörpern. „Sie kommen infrage, wenn Standard-Medikamente nicht wirken oder aus medizinischen Gründen nicht einsetzbar sind“, so Zebenholzer. Für Claudio Lind, Facharzt für Neurologie und Psychiatrie, liegt der Vorteil dieser Therapie darin, „dass bisherige Erfahrungen kaum relevante Nebenwirkungen gezeigt haben. Manche sprechen so gut darauf an, dass die Attacken bereits nach zehn Tagen spürbar zurückgehen“, im Schnitt dauere es einige Wochen.
Dass die Präparate gespritzt werden müssen, sei kein Problem, erklärte Kassandra Steiner von der Selbsthilfegruppe Kopfweh Wien:
„Fast alle gibt es als einfachen Pen, wie er auch von Diabetikern verwendet wird.“ Es gebe allerdings auch Betroffene, bei denen die Therapie zwar anfangs gut wirke, später aber nachlasse. „Dann sollte man nicht aufgeben, sondern mit seinem Arzt einen Umstieg auf ein anderes Präparat besprechen“, empfiehlt Steiner.
Vorbeugung mit Standard-Medikamenten
Eine andere Möglichkeit, Migräne vorzubeugen, seien nach wie vor „bewährte Medikamente zum Einnehmen“, betonte Claudio Lind. „In erster Linie, wenn zusätzlich Erkankungen vorliegen, gegen die die Präparate ursprünglich entwickelt wurden: So lassen sich etwa bei bestimmten Herzerkrankungen oder Bluthochdruck mit Betablockern zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen.“ Infrage kämen weiters Kalziumkanalblocker, Mittel gegen Epilepsie und – mit Einschränkungen – trizyklische Antidepressiva. Allerdings, so der Neurologe, „können diese Medikamente zu teils erheblichen Nebenwirkungen führen. Eine kritische individuelle Nutzen-Schaden-Abwägung ist immer nötig“. (ar) (Forts.)
Links:
Österreichische Kopfschmerzgesellschaft: [https://www.oeksg.at/] (https://www.oeksg.at/)
Selbsthilfegruppe Kopfweh: [https://www.shgkopfweh.at/] (https://www.shgkopfweh.at/)
WiFOR: [https://www.wifor.com/de/] (https://www.wifor.com/de/)
Mag. Andrea Riedel
Verlagshaus der Ärzte
E-Mail: a.riedel@aerzteverlagshaus.at
Telefon: +43 1 5124486-12
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