
TIROLER TAGESZEITUNG „Leitartikel“ vom 29. Dezember 2021 von Alois Vahrner „Hausverstand teils in der Corona-Pause“
Innsbruck (OTS) – Im Tourismus gehen die Wogen wegen verschiedener Corona-Vorschriften, allen voran der frühen Sperrstunde um
22 Uhr, hoch. Auch die berechtigt große Sorge wegen Omikron ist keine Begründung für bürokratische Unsinnigkeiten.
Die vorletzte Wintersaison wurde nach Ausbruch der Corona-Pandemie Mitte März 2020 abrupt abgebrochen. Völlig zu Recht, drohten doch damals bei längerem Zuwarten Zustände wie in Bergamo. Und auch so schon musste vor allem Tirol wegen der „Causa Ischgl“ international durch ein mediales Kritik-Gewitter.
Nach langsamer Erholung im Sommer kam im Herbst der nächste Paukenschlag: Der Tourismus musste neben anderen Branchen wieder in den Lockdown, der diesmal länger als ein halbes Jahr andauerte. Der Totalausfall einer kompletten Wintersaison – dass ein solcher Albtraum je Realität werden könnte, war vorher nicht nur in der für Tirol wichtigen Leitbranche unvorstellbar.
Mit Hinweis auf überall ausgearbeitete Sicherheitskonzepte (deren Umsetzung aber etwa bei den Kontrollen zumindest in einem Teil der Gastronomie zu wünschen übrig ließ), auf den Impffortschritt, die 2-G-Regel und auch auf die Schweiz, die auch im letzten Winter ohne höhere Corona-Zahlen als Österreich Wintertourismus unter Auflagen zuließ, waren die heimischen Touristiker für diesen Winter wieder optimistisch. Nach den Hiobsbotschaften der letzten Tage und Wochen allerdings herrscht vielfach eine Mischung aus Verärgerung und fast schon Resignation. Die neue, offenbar noch deutlich ansteckendere Omikron-Variante, gegen die anscheinend auch die Impfung zumindest etwas weniger wirksam ist, sorgt überall in Europa für neue Einschränkungen. In der EU droht wieder eine Welle an Reisewarnungen und -beschränkungen.
Da sind wir als Tourismusland nur Passagier, nicht aber, wenn es darum geht, was in Österreich für Vorgaben erlassen werden. Und da bleibt die türkis-grüne Regierung ihrem oft unverständlichen Schlingerkurs (man denke nur an den vorher ausgeschlossenen Lockdown auch für Geimpfte) treu. Wenige Tage nachdem für Silvester noch das Aus für eine Sperrstunde angekündigt wurde, kam (wohlgemerkt ohne irgendwelche neue Fakten) der Salto rückwärts: Sperrstunde schon um 22 Uhr, und das auch zu Silvester. Hotelgäste, die tagsüber miteinander gefrühstückt haben, in der Sauna waren und beim Abendessen zusammensaßen, müssen in ihre Zimmer. Was um 21.55 Uhr möglich war, ist ab 22 Uhr gefährlich.
Die Vorgaben aus dem Gesundheitsministerium sind auch nach dem Wechsel von Rudolf Anschober zu Wolfgang Mückstein teils völlig bar jeden Hausverstands. Und die ÖVP, deren Wirtschaftsflügel sich erneut auf den grünen Gesundheitsminister einschießt, hat alles mitbeschlossen. Die dürftigen Vertrauenswerte in die Regierung(en) sind wahrlich hausgemacht.
Tiroler Tageszeitung
0512 5354 5101
chefredaktion@tt.com
OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS. www.ots.at
© Copyright APA-OTS Originaltext-Service GmbH und der jeweilige Aussender