mumok: Sprache des Lichts – Nachruf auf Brigitte Kowanz
Wien (OTS) – Unter den Künstler*innen, die sich mit dem Medium Licht befassen, nimmt das Werk von Brigitte Kowanz eine herausragende Position ein. Wenn sie als Lichtkünstlerin bezeichnet wird, so trifft dies zwar einen zentralen Aspekt ihrer Arbeit, aber ebenso charakteristisch ist für sie die Auseinandersetzung mit der Sprache.
Bereits in den gemeinsam mit Franz Graf in den frühen 1980er-Jahren produzierten Bildern, in denen Kowanz aus dem zeitgenössischen malerischen Mainstream ausscherte, spielten transparente Bildträger und selbstleuchtende Farben eine bestimmende Rolle. Von der Verwendung farbgefüllter oder leerer Flaschen als Lichtquellen, über beleuchtete Luster oder Strahler, bis hin zu sandgestrahlten Glaskörpern mit vorgeblendeten Lichtquellen, die in reale Räume imaginäre Licht-Schattenräume einschreiben, schuf Kowanz bereits in den 1980er- und -90er Jahren ein breites Spektrum lichtbestimmter Werke.
Visualisierte die Künstlerin anfangs in wortloser Form das Licht, so ging sie in weiterer Folge dazu über, auch Sprache und Zahlen in luminaren Szenarien einzusetzen. Lichtbesprechung und Sprachbeleuchtung verleihen dabei in ihrem Wechselbezug dem Immateriellen Form und Sichtbarkeit. Vorbilder dafür finden sich in der konkreten oder visuellen Poesie, in der Textform und Textbedeutung zur Deckung gebracht werden – wo also die Sprache visuell auch „tut“, was sie sinngemäß meint. Ein signifikantes Beispiel dafür ist ihre Arbeit „Licht ist was man sieht“.
Die wechselseitige Erhellung von Sprache und Licht findet schließlich im Medium des Spiegels eine Möglichkeit der Potenzierung, da aus der Zweierbeziehung ein Dreiecksverhältnis mit neuen Perspektiven entsteht. Die Spiegel entzünden ein wahres Feuerwerk von Wechselspielen, um nicht zuletzt der Rolle der Betrachter*innen und der Wahrnehmung selbst ein Spiegelbild zu verschaffen. In ihrer großen Retrospektive im mumok 2010 sowie bei ihrem Beitrag im Österreichischen Pavillon der Biennale in Venedig 2017 konnte man sich davon selbst überzeugen.
Als jemand, die die neuesten (Licht)Technologien genau beobachtete und in ihre Arbeit einbezog, war Brigitte Kowanz nicht nur eine äußerst versierte Ausstellungskünstlerin, sondern sie brillierte auch mit zahlreichen repräsentativen Installationen im öffentlichen Raum, wie z. B. auf der Libelle des Leopold Museums. Öffentlichkeitswirksam war die Staatspreisträgerin für bildende Kunst (2009) aber auch als Professorin an der Universität für angewandte Kunst in Wien, wo sie für Generationen junger Künstler*innen ein großes künstlerisches und menschliches Vorbild war.
Mit großer Konsequenz und einem ungeahnten Variantenreichtum hat sie ein Werk geschaffen, in dem Präzision und Entgrenzung, punktgenaue Definition und reflexive Offenheit einander bedingen. Das mumok betrauert ihren allzu frühen Tod, der eine schmerzliche Lücke hinterlässt. Die Strahlkraft ihres Werkes aber bleibt ungebrochen.
Karola Kraus, Rainer Fuchs und das Team des mumok
mumok – Museum moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien
Katharina Murschetz, Isabella Pedevilla
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