„,Matura ja oder nein‘ soll langfristig für Lehrlinge kein Thema mehr sein“

Eine Studie zur Lehre im Auftrag von z.l.ö. und der IV verdeutlicht die aktuelle schwierige Situation von Jugendlichen beim Einstieg in die Lehre.

Wien/Linz (OTS) – Zu Beginn der Semesterferien präsentierten die überparteiliche Lehrlingsinitiative zukunft.lehre.österreich (z.l.ö.) und die Industriellenvereinigung (IV) gemeinsam mit Sprecher:innen von VERBUND, A1 und Miba eine aktuelle Studie des Marktforschungsinstituts market zur aktuellen Lehrlingssituation.

Allen voran steht der Wunsch bei Schüler:innen, Eltern und Lehrer:innen nach besserer Durchlässigkeit des Systems. Konkret gemeint ist der Wunsch, dass jeder Bildungsweg (AHS, BHS und Lehre) zu attraktiven Aus – und Weiterbildungsmöglichkeiten wie z.B. den Besuch einer Hochschule führen kann. „Die scheinbare Sackgasse nach dem Lehrabschluss hindert noch manche, sich in einem Lehrberuf entfalten zu können. Das langfristige Ziel der Bildungspolitik in unserem Land soll sein, dass mit den drei Wegen AHS, BHS und Lehre gleichermaßen gute Karriere- und Weiterbildungsmöglichkeiten verbunden werden – mit und ohne Matura“ bekräftigt z.l.ö.-Präsident und ehemaliger Lehrling Werner Steinecker die Ergebnisse der Studie. Die hohe Zustimmung zur „Lehre mit Matura“ in der Studie zeigt die ungebrochen hohe Anziehungskraft der Matura.

“Die Studie zeigt: Industrieberufe sind bei den Jugendlichen unter den Top-Lehrberufen und die außergewöhnlichen Verdienstmöglichkeiten haben sich zumindest bei einem Teil der Jugendlichen schon herumgesprochen,“ betont Georg Knill, Präsident der Industriellenvereinigung. Und auch Ansätze, dies in höhere Lehrlingszahlen umzumünzen, entnimmt Knill der Studie und fordert:
„Eine umfassende Berufsorientierung an Schulen, die auch die Industrieberufe umfassend vorstellt; eine neue, hochwertige Einstiegsphase in die Lehre; und ganz aktuell: in diesem Schuljahr wieder die vor Corona übliche Aufstiegsklausel an Schulen, um praktisch veranlagte Schülerinnen und Schüler nicht von einem Umstieg in eine Lehre abzuhalten.“

Praktisches Erleben der Lehrberufe unschlagbar

Bei vielen Unternehmen beginnt jetzt wieder die Bewerbungshochphase für die Lehrplätze im Herbst. Vor allem Jugendliche leiden unter den Auswirkungen der Pandemie, eine richtungsweisende Entscheidung in unsicheren Zeiten zu treffen, fällt laut Studie der Hälfte aller befragten Schüler:innen schwer und der Verbleib in der Schule dank Corona-Aufstiegsklausel liegt nah. „Die beste Entscheidungshilfe für Jugendliche ist ein ordentlicher Bildungs- und Berufsorientierungsunterricht in den Schulen, dazu gehört vor allem auch das Schnuppern in den Betrieben“ weiß Michael Strugl, Vorstandsvorsitzender von VERBUND, wo jährlich zwischen 40 und 50 Jugendliche eine Lehre beginnen, oft nach einem Besuch im Kraftwerk oder beim Schnuppern in der Lehrwerkstatt. Nur jede:r 10. Befragte der 13- bis 14-Jährigen bewertet die aktuelle Bildungs- und Berufsorientierung (BBO) gut, alle Befragten, Schüler:innen, Eltern sowie Lehrer:innen, wünschen sich bessere BBO in der Schule, denkbar wäre auch ein eigenes Schulfach für alle 14-Jährigen auch in den Gymnasien.

Die Lehre entwickelt sich weiter

Die Unternehmen finden den Weg zu den Schülerinnen nicht zuletzt wegen der Coronapandemie und vielen abgesagten Info-Veranstaltungen nun auch öfter auf dem digitalen Weg. Die Studienteilnehmer:innen sprachen sich für noch bessere digitale Bildungs- und Berufsorientierung aus. Vorreiterin in diesem Gebiet ist Britta Schindler, Head of People & Change bei A1: „Wir sind dort, wo die Jugendlichen zu finden sind. Unser Lehrlings-Recruiting findet genauso auf Instagram und TikTok statt. Außerdem haben wir die gesamte Lehrlingsausbildung und deren Inhalte auf die Anforderungen der Digitalisierung angepasst. Unsere Lehrlinge erleben am A1 Lehrlingscampus einen Methodenmix aus digitalem Arbeiten und Lernen, Gamification-Elementen und wenn möglich auch Praxiseinsätzen.“

Die Herausforderung in der Transformation für die Ausbildungsbetriebe schildert auch Bernhard Reisner, Vice President Human Capital beim Technologie-Unternehmen Miba: „In diesem Bereich sind die Ausbildner:innen extrem gefordert, die neuen Aspekte Digitalisierung und Klimawandel, die vor allem Industriebetriebe betreffen, im Sinne der Weiterbildung aufzugreifen und zu vermitteln – und das im „Reskilling“ der Mitarbeiter:innen über die Lehrlingsausbildung hinaus. Darüber hinaus leisteten sie in den letzten zwei Jahren außerordentliche Betreuung für die zu oft vergessenen Lehrlinge, welche ebenso wie die gleichaltrigen Schüler:innen die Herausforderung der Pandemie zu meistern haben.“

In diesem Fall lässt die Studie vorsichtigen Optimismus durchscheinen. Alle Befragten schätzten die Ausgangslage für Schüler:innen schwieriger als sonst ein, doch gerade die befragten 13- bis 14-Jährigen haben zu 70 Prozent eine positive Einstellung zur persönlichen Zukunft, trotz Corona.

„Lehrling“ neu denken

Ein interessanter Aspekt der Studie zeigt, jetzt ist der Moment, den Begriff „Lehrling“ neu zu überdenken und eine dynamische, moderne Bezeichnung zu finden. „Keiner der bisher getesteten Begriffe konnte sich durchsetzen, jedoch ist der Wunsch nach einem neuen Namen bei allen Befragten groß“ gibt David Pfarrhofer Einblicke in die Studie. Hier setzt auch Werner Steinecker, z.l.ö.-Präsident fort „Ein modernerer Begriff könnte der erste Schritt der Regierung sein, das Ansehen der Lehre zu steigern. Darüber hinaus laden wir alle ein, an der inhaltlichen Neugestaltung der Lehre mitzuwirken. Alle Befragten haben sich bei der Imageaufwertung für mehr politisches Engagement der Regierung ausgesprochen, was wir hier auch noch bekräftigen möchten.“

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Schütze Public Results
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