Mutwillig die Medikamentenversorgung aufs Spiel gesetzt
Gestern im Parlament beschlossene Preisregelung ignoriert die Qualität der Versorgung der Bevölkerung mit wichtigen Arzneimitteln und fokussiert allein auf Arzneimittelausgaben.
Wien (OTS) – Die Pharmawirtschaft, vertreten durch den Fachverband der Chemischen Industrie FCIO, den Österreichischen Generikaverband OeGV sowie den Verband der pharmazeutischen Industrie PHARMIG, hatte mit dem Dachverband der österreichischen Sozialversicherungsträger Vorschläge für Anpassungen in Preis- und Erstattungsfragen bei rezeptpflichtigen Arzneimitteln erarbeitet. Damit sollte Planbarkeit für beide Seiten zumindest für die nächsten beiden Jahre sichergestellt werden.
„Die Vorschläge, die gestern im Nationalrat beschlossen wurden, spiegeln aber in keiner Weise den Konsens wider, auf den sich die Verhandlungspartner in vielen, sehr fordernden Gesprächen geeinigt hatten. Diese Einigung stellte einen sehr verantwortungsvollen Pfad dar, um Ökonomie und Gesundheitsversorgung in einer für alle vertretbaren Balance zu halten. Diese Einigung wurde vom Gesundheitsministerium mutwillig torpediert. Eine der beschlossenen Regelungen stellt ausnahmslos die Arzneimittelausgaben in den Mittelpunkt, ohne auf ein für uns alle angemessenes, hohes Niveau in der Gesundheitsversorgung zu achten“, zeigt sich Alexander Herzog, Generalsekretär der PHARMIG, vom Vorgehen von Vertretern des Gesundheitsministeriums enttäuscht und schockiert.
Beabsichtigt war ursprünglich, das mit 2017 eingeführte Preisband zu adaptieren. Dieses legt fest, dass sich die Preise von wirkstoffgleichen Arzneimitteln innerhalb eines bestimmten Preisgefüges befinden müssen, andernfalls sie aus der Erstattung gestrichen werden. Die bisher gültige Regelung schrieb vor, dass dieser Preis maximal 30 Prozent über dem des jeweils günstigsten Anbieters eines Wirkstoffs liegen durfte. Dies ist nun auf 20 Prozent gesenkt worden. Eine Ausnahme soll für Produkte bestehen, deren Preis unter der Kostenerstattungsgrenze liegt.
„Das war Ergebnis der gemeinsamen konstruktiven Gespräche zwischen Pharmawirtschaft und Sozialversicherung“, so Sylvia Hofinger, Geschäftsführerin des Fachverbands der Chemischen Industrie Österreichs FCIO. Zusätzlich ist jedoch, ohne Rücksprache mit den Verhandlungspartnern, eine Regelung getroffen worden, die im Bereich der chefarztpflichtigen innovativen Produkte einen Preisabschlag von 6,5 Prozent auf den EU-Durchschnittspreis festlegt. Dazu Hofinger:
„Das konterkariert jegliches Engagement um eine Stärkung des Produktions- und Forschungsstandortes Österreich. Von den Ankündigungen am Höhepunkt der Coronakrise, die heimische Produktion zu stärken, ist nicht viel geblieben – im Gegenteil, Österreich ist auf dem Weg zum Billigstpreisland.“
Österreich zählt zu den fünf reichsten Volkswirtschaften in der EU. „Da könnte man meinen, dass es in Österreich selbstverständlich sein sollte, dass Patientinnen und Patienten Zugang zu den neuesten medizinischen Innovationen gewährt wird. Doch mitnichten. Denn die vom Gesundheitsministerium forcierte Regelung erlaubt nicht einmal, den EU-Durchschnittspreis für Arzneimittelinnovationen zu verlangen. Vielmehr müssen die Unternehmen auch in diesem Bereich ihre Produkte weit unter EU-Niveau anbieten. Damit verliert Österreich an Attraktivität für mögliche Investitionen seitens der Unternehmen in ihre hiesigen Standorte. Vor allem aber verliert unser Gesundheitssystem an Qualität. Das ist für mich kein verantwortungsvoller Umgang mit den Patientinnen und Patienten und unserem Gesundheitssystem“, so Herzog.
Dazu auch Wolfgang Andiel, Präsident des Österreichischen Generikaverbandes OeGV: „Seit Jahren werden bei den Arzneimittelausgaben konsequent nur Einsparungen gefordert, ohne die Versorgungssicherheit und Versorgungsvielfalt zu berücksichtigen. Endlich schien ein Dialog auch darüber möglich zu werden, der nun leider gleich wieder einen starken Dämpfer erhalten hat.“
Die Verbände fordern folglich einen verantwortungsvollen Umgang mit dem österreichischen Gesundheitswesen und eine Fairness gegenüber jenen, die dieses System, wie im Falle der pharmazeutischen Industrie, mit wertvollen, hoch qualitativen Produkten versorgen.
Über den FCIO: Der Fachverband der Chemischen Industrie Österreichs (FCIO) ist die gesetzliche Interessenvertretung der chemischen Industrie in Österreich. Derzeit vertritt der Verband mehr als 230 Unternehmen aus der chemischen Industrie, welche neben der Kunststoff- und Pharmaindustrie auch die Produktion von organischen und anorganischen Chemikalien, industriell hergestellte Fasern und Lacken umfassen. Der FCIO setzt sich für einen ökonomisch, ökologisch und sozial nachhaltigen und attraktiven Chemiestandort Österreich mit einem forschungs- und technologiefreundlichen Umfeld ein, in dem die chemische Industrie mit ihrer Innovationskraft Lösungen für die zentralen gesellschaftlichen Herausforderungen entwickeln und liefern kann.
Über den OeGV: Der Österreichische Generikaverband ist ein Zusammenschluss von 11 Generika-Produzenten, die sich zur optimalen Versorgung der österreichischen Patientinnen und Patienten mit hochwertigen, preiswerten Arzneimitteln bekennen. Das Ziel unseres Verbands ist einerseits, die Öffentlichkeit über die Vorteile von Generika zu informieren und andererseits aktuelle gesundheitspolitische Debatten mitzugestalten.
Über die PHARMIG: Die PHARMIG ist die freiwillige Interessenvertretung der österreichischen Pharmaindustrie. Derzeit hat der Verband ca. 120 Mitglieder (Stand Februar 2022), die den Medikamenten-Markt zu gut 95 Prozent abdecken. Die PHARMIG und ihre Mitgliedsfirmen stehen für eine bestmögliche Versorgungssicherheit mit Arzneimitteln im Gesundheitswesen und sichern durch Qualität und Innovation den gesellschaftlichen und medizinischen Fortschritt.
FCIO Fachverband der Chemischen Industrie Österreichs
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Für den Österreichischen Generikaverband
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PHARMIG – Verband der pharmazeutischen Industrie Österreichs
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