GAP-Strategieplan von Köstinger: Kein Wort zu Tierwohl

Tierschutz Austria fordert mehr Aufmerksamkeit für Klima, Biodiversitätsflächen und Tierschutz

Wien/Vösendorf (OTS) – Der bei der Europäischen Kommission eingereichte österreichische Strategieplan für die Umsetzung der gemeinsamen EU-Agrarpolitik (GAP) kam nach genauer Begutachtung mit einem 32-seitigen „Observation Letter“ und 251 Anmerkung zurück. Das Tierwohl hat das österreichische Landwirtschaftsministerium dabei nicht einmal definiert. „Bei der nationalen Ausgestaltung der GAP muss Österreich deutlich nachbessern. Wir fordern somit alle Parteien auf, im nächsten Agrarministerrat den österreichischen GAP Strategieplan gemäß dem Observation Letter und seinen 251 Anmerkung der EU-Kommission ins Visier zu nehmen,“ appelliert MMag. Dr. Madeleine Petrovic Präsidentin des Wiener Tierschutzvereins (Tierschutz Austria).

Tierwohl

Um verbesserte Haltungssysteme in Richtung Tierwohlstandard umzusetzen, müssen die Landwirte beim Umbau der Stallanlagen finanziell stärker unterstützt werden. Qualvolle Haltungsbestimmungen im Bereich der Nutztiere müssen durch Tierschutzgesetze entfallen und Tierbestandszahlen aus ökologischen Gründen und Klimaschutzgründen, von allen westlichen Industriestaaten verkleinert werden. Zudem muss Österreich endlich eine verpflichtende, einheitliche Tierwohlkennzeichnung nach Haltungssystemen einführen. „KonsumentInnen müssen die Möglichkeit haben sich ohne Irreführungen beim Einkauf klar für Tierwohl entscheiden zu können,“ sagt Petrovic. Zudem müssen Lebendtiertransporte nur bis zum nächstgelegenen Schlachthof gebracht und Kühltransporte subventioniert werden. Ab Hof Schlachtungen und das System des fahrenden Schlachthofes sind rechtlich und hygienetechnisch zu ermöglichen und nicht zu verhindern.

Agrar,- und Ernährungswende

Die Ausrichtung der Landwirtschaft auf immer mehr Produktion zu international wettbewerbsfähigen Preisen verursacht hohe Treibhausgasemissionen, gefährdet durch Antibiotikaeinsatz die Gesundheit, beschleunigt das Höfesterben und zerstört Märkte für Bauern im globalen Süden. Dazu braucht es eine Agrar,- und Ernährungswende. Für eine tierwohlgerechte Haltung braucht es eine Reduktion der Tierbestände, die Bindung der Tierzahlen an die lokale Futterfläche und eine Steuer auf tierische Lebensmittel.

„Es ist relevant das EU-Lebensmittelsystem nachhaltig zu gestalten, die Nachhaltigkeit in alle Maßnahmen im Bereich der Lebensmittelpolitik zu integrieren und das Tierwohl mehr in den Vordergrund zu rücken. Vorrausetzung dafür ist eine Förderung der pflanzlichen Ernährung und ausschließlich biologische Landwirtschaft, die auf artgerechte Tierhaltung und Biodiversitätsmaßnahmen beruht,“ konstatiert Petrovic.

Der Erhalt der Biodiversitätsflächen ist ein Muss

Pestizide schädigen die Umwelt und belasten die menschliche Gesundheit, wie inzwischen vielfältig wissenschaftlich dokumentiert. Auch der Rückgang von Tieren wie der Biene, Schmetterlinge, Vögel und vielen mehr, ist auf den hohen gebrauch an Pestizide zurückzuführen. Jährlich sterben etwa 50.000 Arten aus. Die Reduzierung und gänzliche Vermeidung des Pestizideinsatzes ist somit dringend erforderlich.

Österreich erlaubt nun volle Bewirtschaftung der Biodiversitätsflächen für Futtermittelanbau

Anlässlich des Ukraine Krieges und dem damit verbundenen Verlust von Futtermittelimporten, hat Landwirtschaftsministerin Köstinger ein Maßnahmenpaket zur Freigabe von Biodiversitätsflächen für die agrarische Futtermittel Produktion gefordert. Im Gegensatz zu Deutschland ermöglicht Österreich nun tatsächlich eine volle Nutzung von Brachflächen (= Biodiversitätsflächen). „Biodiversitätsflächen sind für den Kilmaschutz und dem Entgegenwirken des Insektensterbens enorm wichtig. Zur Ankurbelung der EU eigenen Weizen Produktion werden nun also Flächen genutzt, die eigentlich zur Förderung der Artenvielfalt dienen sollen,“ sagt MMag. Dr. Madeleine Petrovic. Statt dem Anbau von Pflanzennahrung für den Menschen, werden nun Futterpflanzen wie Soja und Mais, die in der Tiermast eingesetzt werden, angebaut. „Statt das Menschen zu pflanzlichen Produkten greifen, wird noch mehr in die Nahrungsmittelproduktion für Nutztiere investiert. Wir appellieren daher an alle Landwirte von der Regelung nicht Gebrauch zu machen und Brachflächen weiterhin zu erhalten,“ so Petrovic.

Tierschutz Austria
Sophie Reiter
Pressereferentin
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