Demokratiepreis und Wissenschaftspreis der Margaretha Lupac-Stiftung verliehen
Sobotka: Demokratiebewusstsein heute so wichtig wie nie
Wien (PK) – Der Demokratiepreis 2020 und der Wissenschaftspreis 2021 der Margaretha Lupac-Stiftung wurden heute im Parlament verliehen. Der Demokratiepreis 2020 ging an die Historikerin Gertraud Diendorfer, die Initiativ-Gruppe Bürger:innen-Räte Vorarlberg sowie an den Verein ZARA (Zivilcourage und Anti-Rassismus-Arbeit). Mit dem Wissenschaftspreis 2021 wurden die Politologen Ulrich Brand und Johannes Pollak sowie der Jurist Thomas Olechowski ausgezeichnet. Die Preisverleihungen wurden nach coronabedingten Verschiebungen nachgeholt.
Margaretha Lupac war der Republik Österreich besonders verbunden und hat ihr ganzes Vermögen dem Parlament vermacht. 2001 wurde im Gedenken an sie eine Stiftung gegründet, die seit 2004 alternierend alle zwei Jahre einen Demokratiepreis und einen Wissenschaftspreis vergibt. Die Preise sind jeweils mit insgesamt 21.000 € dotiert.
Demokratiebewusstsein, die Haltung gegenüber demokratischen Einrichtungen und die Forschung über diese Themenstellungen seien in der heutigen Zeit so bedeutsam wie nie, betonte Nationalratspräsident und Vorsitzender des Stiftungskuratoriums Wolfgang Sobotka bei der Preisverleihung. Es gebe antidemokratische Tendenzen in Europa und der westlichen Welt, die man noch vor wenigen Jahren nicht für möglich gehalten habe. Gerade vor diesem Hintergrund seien der Demokratiepreis und der Wissenschaftspreis der Margaretha Lupac-Stiftung eine wichtige Möglichkeit, jene Menschen vor den Vorhang zu holen, die für die Demokratie kämpfen, so Sobotka. Denn dem Parlament sei Demokratiebildung und die Betonung eines demokratischen Grundkonsenses ein großes Anliegen.
Preise für zivilgesellschaftliche Initiativen und Wissenschafter
Mit den Preisen werden Arbeiten ausgezeichnet, die Verständnis für die Grundlagen, die Funktionsweise und die Grundwerte der demokratischen Republik vermitteln, legte ORF-Journalistin Lisa Totzauer in ihrer Laudatio dar, die sie stellvertretend für den Jury-Vorsitzenden Manfred Welan hielt.
Der Verein ZARA (Zivilcourage und Anti-Rassismus-Arbeit) habe sich der Bekämpfung von Rassismus sowie Hass im Netz verschrieben und berate Betroffene und Zeug:innen solcher Vorfälle. Er sei damit eine wichtige zivilgesellschaftliche Initiative engagierter Bürger:innen, so Totzauer. Die Vorarlberger Bürger:innen-Räte bezeichnete sie als eine der innovativsten Möglichkeiten direkter Demokratie, die mittlerweile auch in der Vorarlberger Landesverfassung ihren Niederschlag gefunden habe. Seit 2006 regelmäßig durchgeführt, handelt es sich um ein inklusives und repräsentatives Verfahren, in dem umfassende Vorschläge entwickelt werden. Die Historikerin Gertraud Diendorfer sei ein „Leuchtturm der politischen Bildung“ und als nachhaltige Demokratiebildnerin ein Vorbild für alle. Diendorfer hat das Demokratiezentrum Wien mitbegründet und weiterentwickelt.
Der Wissenschaftspreis 2021 geht zu gleichen Teilen jeweils für ihr wissenschaftliches Gesamtwerk an zwei Politologen und einen Juristen. Ulrich Brand, Professor am Institut für Politikwissenschaft an der Universität Wien, sei Weltpolitologe, wie Totzauer betonte. Im Fokus seiner in mehr als ein Dutzend Sprachen übersetzten Arbeiten stünden vielfältige globale Probleme. Johannes Pollak beschäftige sich seit nunmehr drei Jahrzehnten mit Demokratie und europäischer Integrationsforschung. Er ist Rektor der Webster Vienna Private University und Vorsitzender des Vorstands für Europäische Politik in Berlin. Der Professor für Rechtsgeschichte an der Universität Wien, Thomas Olechowski, konnte 2020 das mehr als zehnjährige Projekt einer historisch akkuraten und quellenkritischen Biographie Hans Kelsens fertigstellen und veröffentlichen. „Was für Brand die Welt ist, ist für Pollak Europa. Für Thomas Olechowski war Hans Kelsen die Welt“, fasste Totzauer zusammen und betonte das nachhaltige Wirken der Wissenschafter.
Preisträger:innen im Austausch über demokratische Teilhabe
Lisa Praeg von der Initiativ-Gruppe Bürger:innen-Räte Vorarlberg, der Jurist Thomas Olechowski und die Politikwissenschafterin Alina Brad, die Ulrich Brand vertrat, diskutierten in einem Podiumsgespräch über zeitgemäße Formen der Beteiligung in der Demokratie. Als Kelsen vor über 100 Jahren an der österreichischen Verfassung arbeitete, habe er die Möglichkeit von Bürger:innen-Räten nicht vorgesehen, legte Olechowski dar, der diese aber als gute Ergänzung bezeichnete. Eine Republik brauche immer Reformen, betonte er. Für Brad bieten solche Initiativen die Möglichkeit, die Demokratie selbst zu demokratisieren. Die Frage sei nur, wie die dort erarbeiteten Vorschläge in den Institutionen weitergetragen würden. Genau hier übte Praeg Kritik. Ihrer Erfahrung nach würden die Empfehlungen der Bürger:innen von den Politiker:innen oft nicht aufgenommen. Sie plädierte für einen Systemwandel, um die gesamte Schwarmintelligenz nutzen zu können.
In einer zweiten Podiumsdiskussion sprachen die Historikerin Gertraud Diendorfer, der Politikwissenschafter Johannes Pollak und Fiorentina Azizi-Hacker von ZARA über Demokratiebildung und Diversität. Die Teilhabe von allen Personen, die in Österreich leben, sei essenziell für die Demokratie der Zukunft, zeigte sich Azizi-Hacker überzeugt, die in ihrer Arbeit mit vielfältigen Fällen von Ausgrenzung konfrontiert ist. Nur, wenn alle sich zugehörig fühlen, würden sie auch mitgestalten wollen, sagte sie. Für Johannes Pollak ist hier die Praxis die beste Schule. Er berichtete von seinen Erfahrungen als Rektor einer internationalen Universität mit Studierenden aus über 70 Ländern. Gertraud Diendorfer plädierte dafür, gerade jungen Menschen klarzumachen, dass die Demokratie das inklusive Konzept schlechthin sei. Denn in der Demokratie werde niemand ausgeschlossen, jede und jeder könne sich beteiligen.
Moderiert wurde die Preisverleihung vom Sprecher der Parlamentsdirektion Karl-Heinz Grundböck. (Schluss) kar
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