Jedes Blatt zählt!

GRÜNSTATTGRAU – Bauwerksbegrünungen wirken großflächig versiegelten Flächen entgegen und halten Wasser in der Stadt zurück.

Wien (OTS) – Über 200 Wissenschaftler:innen berechneten den Anstieg von CO₂-Emissionen und Temperaturen. Der Bericht konzentriert sich auf den Klimaschutz, zeigt aber auch jedem Sektor umsetzbare und wirtschaftlich seriöse Optionen auf, die es ermöglichen, das 1.5 Grad-Ziel am Leben zu halten.

Große Städte unter Wasser. Noch nie dagewesene Hitzewellen. Schreckliche Stürme. Weitverbreitete Wasserknappheit. Das Aussterben einer Million Pflanzen- und Tierarten, kommentierte UN-Generalsekretär António Guterres den Bericht des Weltklimarats (IPCC). Wir stehen in der Schuld junger Menschen, der Zivilgesellschaft und indigener Gemeinschaften, die Alarm geschlagen und die Politiker zur Verantwortung gezogen haben.

So wie die Energiewende mit dreifacher Geschwindigkeit vorangetrieben wird, Investitionen in erneuerbare Energien getätigt werden, muss auch in den Schutz der Ökosysteme investiert werden, weil sie das Klima wirksam schützen! Umsetzungen von naturbasierten Lösungen (NBS) können Methan- und CO₂-Emissionen schnell senken. Jedes Blatt zählt, so Susanne Formanek, Geschäftsführerin des, vom BMK geförderten, Innovationslabors GRÜNSTATTGRAU. Bauwerksbegrünungen, wie Dach- und Fassadenbegrünungen zählen zu naturbasierten Lösungen, die großflächig versiegelten Flächen entgegenwirken und Wasser in der Stadt zurückhalten können.

Was passiert, wenn weiterhin versiegelt, verbaut, fossile Rohstoffe verwendet, Ressourcen verschwendet und keine Klimawandelanpassungsmaßnahmen umgesetzt werden? Susanne Formanek erklärt: Dann steuern wir auf eine Erwärmung von 3,2 Grad Celsius zu. Es werden sich Extremwettersituationen wie Dürre, Überschwemmungen oder hitzebedingte Krankheits- und Todesfälle massiv erhöhen. Die Größe der Schäden ist bereits seit der Veröffentlichung der COINSTUDIE (COIN – Cost of Inaction) des ‘Wegener Centers’ zu den Kosten des Nicht-Handelns im Bereich des Klimaschutzes im Jahr 2020 bekannt.

Bis Mitte des Jahrhunderts werden Schäden zum Beispiel durch Dürre, Borkenkäfer, Hochwasser und Hitzewellen, Verlust an Artenvielfalt im Ausmaß von bis zu 12 Milliarden Euro erwartet. Bislang war man von Schäden von bis zu 8,8 Milliarden Euro pro Jahr ausgegangen. Bis 2030 müssen die CO₂-Emissionen um 45 Prozent, die Methanemissionen um 34 Prozent sinken. Netto-Null CO₂ muss 2050 erreicht werden, so der Bericht, wenn wir die Schäden im Zaun halten wollen.

GRÜNSTATTGRAU plädiert für mehr Begrünung

GRÜNSTATTGRAU plädiert für die Begrünung der Gebäude und ihrer unmittelbaren Umgebung. Unsere Gebäudehüllen – Fassaden und Dächer -sind die größten Flächen einer Stadt! Jeder Liter Niederschlagswasser, der durch begrünte Gebäude gehalten wird, entlastet nicht nur die Kanalisation, sondern kühlt auch das Mikroklima. Dafür muss keine zusätzliche Energie aufgewendet werden – im Gegenteil erklärt Susanne Formanek: Wir verbrauchen mit unseren Bepflanzungen die Sonnenenergie, die unsere Städte andernfalls zusätzlich aufheizt. Und auch die Kombination mit erneuerbaren Energien, wie das Solargründach oder der PV Dachgarten, ist mittlerweile eine viel akzeptierte und eingesetzte Technologie.

Wir wissen welche Maßnahmen wirksam sind und welche Technologien eingesetzt werden können. Wir müssen sie nur anwenden! unterstreicht Formanek die mögliche Umsetzung. Über 120 Projekte hat das Innovationslabor in den letzten fünf Jahren begleitet, die von Grauwassernutzung für die Fassadenbegrünungsbewässerung bis zur Ertragssteigerung von bis zu 16 Prozent bei der Kombination von PV und Begrünung führen. Neben der Reduktion des CO₂-Ausstoßes, kann auch die CO₂-Entnahme aus der Atmosphäre (Carbon Dioxide Removal, CDR) unterstützen, um die Treibhausgas-Emissionen zu kompensieren und netto-null und Klimaneutralität zu erreichen. Pflanzen, Aufforstung und Bodenmanagement sind hierzu bewährte Methoden.

An jedem Rädchen drehen, jeder und jede muss aktiv werden!

Wohlüberlegte städtebauliche Struktur, Ausnutzen der Winde, Beschattungen sowie urbane grüne und blaue Infrastruktur, wie Grünpflanzen, Bäume und Wasser zur Abkühlung, spielen in der Zukunft einen entscheidenden Beitrag zur Reduktion von urbanen Hitzeinseln. Städten kommt dabei eine wichtige Rolle zu.

Bauwerke bedecken den Boden undurchlässig, führen zur Bodenversiegelung und speichern Wärme. Der Boden kann keinen Niederschlag mehr aufnehmen und viele der normalerweise ablaufenden Prozesse werden gestoppt. Der Lebensraum für Bodenlebewesen und Pflanzen geht verloren. Laut WWF verschwindet in Österreich täglich der Lebensraum von über 11 Millionen Regenwürmern. Das Fehlen von Versickerungsfläche erhöht auch die Hochwassergefahr. Dabei steigt die Grundwasserbelastung und das Stoffkonzentration, da bei punktueller rascher Versickerung des Niederschlages weniger Schadstoffe im Boden gefiltert werden und der natürliche Wasserkreislauf gestört wird. Begrünte Gebäude sind Trittsteinbiotope und bieten Pflanzen- und Tierarten Habitate, wo sonst keine Natur mehr möglich wäre.

Begrünungen müssen ein selbstverständliches Instrument in der Stadt- und Immobilienentwicklung werden, um klimaneutrale Städte zu schaffen, in denen wir auch in Zukunft gerne leben! Jede Sanierung bietet eine Chance Bauwerksbegrünung einzubinden, denn es ist ein wesentlicher Baustein zur Klimawandelanpassung sowie zum Klimaschutz und schafft ein attraktives urbanes Umfeld. In der Planung muss auch die Versorgung der Pflanzen mit Wasser gut durchdacht sein, denn von deren Funktion hängt nicht nur das Überleben der Pflanzen, sondern auch deren Wirkungsleistung im Kontext der Klimaregulation und Gebäudekühlung ab. Grauwasser und Regenwassernutzung am Gebäude bieten gute Alternativen zur Trinkwasserversorgung. Die Fassaden eignen sich für unterschiedliche Begrünungsmöglichkeiten. Der notwendige Wurzelraum kann unabhängig von Einbauten und Infrastrukturen im Untergrund zur Verfügung gestellt werden, zum Beispiel auch mittels Pflanztrögen, wie das BeRTA- oder PETER-Modul.

Bauwerksbegrünung – Varianten & Einsatzmöglichkeiten

Grüne und Blaue Infrastruktur, sowie naturbasierte Lösungen sind in den ansteigenden Sanierungssituation urbaner, dicht verbauter Gebiete aufgrund der strukturellen Gegebenheiten technologisch oft dem Kreis der Bauwerksbegrünung zuzurechnen. Darunter fallen Dach-und Fassadenbegrünungen, Tiefgaragenbegrünungen, die Begrünung sonstiger Bauwerke, Sekundär-Begrünungen von Verkehrsinfrastrukturen, versickerungsoffene Wegebefestigungen, Pocket Gardens, Regengärten, Urban Productions, Mining, Farming- und Gardening-Aktivitäten sowie andere technische Anwendungsfälle im Kontext des gezielten Einsatzes von Substraten und Pflanzen, oder zum Beispiel auch das Schwammstadt-Prinzip für Bäume.

Viele europäische Städte setzen bereits auf Dach- und Fassadenbegrünungen. Die Stadt London, deklariert Dachflächen als integralen Bestandteil der Förderung von Biodiversität und Artenvielfalt. Mit ihrem „Cloudburst Management Plan“ adressiert die Stadt Kopenhagen bereits seit 2015 Dachbegrünungsmaßnahmen im Neubau-und Sanierungsbereich. Auch in Österreich gibt es schon etliche Vorreiterstädte. Die Städte Wien und Baden schütten Förderungen für Dachbegrünungen aus, die auf die Substrathöhe abgestimmt sind. Jeder Zentimeter Substrat ermöglicht eine bessere Biodiversitätsentfaltung.

Zahlreiche österreichische Unternehmen, Netzwerke und Großstädte sind Partner von GRÜNSTATTGRAU und suchen beim Innovationslabor Unterstützung für nachhaltige Lösungen und Strategien. Der österreichische GREEN MARKET REPORT demonstriert die Möglichkeiten und Nutzungen von Bauwerksbegrünungen und naturbasierten Lösungen. Die Anzahl der Städte, die Begrünungsförderungen einsetzen steigt und kann auf der GRÜNSTATTGRAU Webseite unter Förderungen nachgelesen werden.

Wirkungen von Bauwerkbegrünungen:

* Reduktion von Hitze

* Vor-Ort-Regenwasserrückhalt (Retentionsleistung = Verdunstungskapazität = Kühlkapazität)* Reduktion der Niederschlagabflussspitzen (Schutz vor Überflutung bei Starkregenereignissen, Entlastung des Kanalnetzes)* Aufrechterhaltung des Wasserhaushalts

* Energieeinsparung durch Kühleffekt und Verschattung im
Sommer

* Dämmwirkung im Winter

* Verdunstungsleistung, unter anderem auch zur Steigerung der
Erträge von Solaranlagen

* Verbesserung des Mikroklimas und subjektiven Wohlbefindens (Erhöhung der Luftfeuchtigkeit, Temperatursenkung bei Hitze)

* Gesundheitsvorsorge und die Erhöhung der psychischen und physischen Gesundheit (Regenerationsvermögen, reduzierte Krankenstände)

* Lärmminderung

* Verbesserung der Luftqualität durch Bindung von Staub und Luftschadstoffen

* CO2-Bindung

* Verlängerung der Lebensdauer der Dachabdichtung (zum
Beispiel durch Schutz vor UV Strahlung, Temperaturdifferenzen, Hagelschlag) durch geringere Oberflächentemperaturen

* Schaffung von attraktivem Lebensraum für Flora und Fauna (Artenvielfalt und Biodiversität) und damit Erhalt der Artenvielfalt und Förderung der Biodiversität

* Grüneres Stadtbild

* Steigerung der Lebensqualität

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