Neue „Menschen & Mächte“-Doku über Amon Göths Werdegang vom Schulabbrecher zum „Schlächter von Plaszow“
„Amon Göth: Vater, Großvater, Massenmörder“ am 13. Juli um 22.30 Uhr in ORF 2; danach: Gerichtsdrama „Murer – Anatomie eines Prozesses“
Wien (OTS) – Steven Spielbergs Film „Schindlers Liste“ machte Amon Göth zur Verkörperung des NS-Massenmörders schlechthin. Lange war nur wenig über die reale Vorlage des Wiener SS-Mannes bekannt. Robert Gokls neue „Menschen & Mächte“-Dokumentation „Amon Göth: Vater, Großvater, Massenmörder“ erzählt am Mittwoch, dem 13. Juli 2022, um 22.30 Uhr in ORF 2 seinen Werdegang vom Schulabbrecher bis zum „Schlächter von Plaszow“.
Um 23.25 Uhr zeigt ORF 2 das ORF-kofinanzierte Gerichtsdrama „Murer – Anatomie eines Prozesses“ von Christian Frosch mit u. a. Alexander E. Fennon, Karl Fischer, Karl Markovics, Gerhard Liebmann, Roland Jaeger und Melita Jurišić über einen der größten Justizskandale der Zweiten Republik. Auf Flimmit (flimmit.at) kann „Murer – Anatomie eines Prozesses“ schon jetzt gestreamt werden.
Amon Göth war 1943 verantwortlich für die Liquidierung des Krakauer Ghettos und ebenfalls ab 1943 Kommandant des NS-Konzentrationslagers Plaszow nahe Krakau. Dort erschoss er selbst, teils vom Balkon seiner am Lagergelände befindlichen Villa, etwa 500 Häftlinge. 1946 wurde er in Krakau zum Tode verurteilt und hingerichtet. Gokl beschreibt nicht nur die immer tiefere Verstrickung des „Pflichterfüllers Göth“ in den mörderischen Zivilisationsbruch, sondern lässt auch dessen Nachkommen wie etwa seine Enkelin Jennifer Teege, aber auch seine Tochter Monika zu Wort kommen.
Der „liebende Vater“, so hieß es in der Familie nach Kriegsende, sei „an der Front umgekommen“. Die Doku beleuchtet auch die familiären Hintergründe dieser „Verschwörung der Stille“ über die wahre Identität des Vaters, Großvaters und Massenmörders. Sie betrifft vor allem drei Frauen: Ruth Irene Kalder, Göths Geliebte und Mutter von Monika Kalder. Aber auch Monika Kalder und ihre Tochter Jennifer Teege, die Enkelin von Amon Göth.
Ein wenig lichten sich die biografischen Nebel am 28. Jänner 1983, als Tochter Monika im Nebenzimmer Ohrenzeugin eines BBC-Interviews wird, worin ihre Mutter über die wahre Identität ihres ehemaligen Geliebten und dessen Verbrechen berichtet. Am Tag darauf, am 29. Jänner 1983, begeht Ruth Irene Kalder mit Schlaftabletten Selbstmord. Letzte traurige Gewissheit über die Morde ihres Vaters erhält Monika Kalder 1996 bei einem Kinobesuch. Sie sieht „Schindlers Liste“. Danach folgen Nervenzusammenbrüche und Depressionen.
Ihre Tochter Jennifer wiederum – 1970 geboren, der Vater Nigerianer, nach der Geburt zur Adoption freigegeben – erfährt im Jahr 2008 ebenfalls durch Zufall, wer ihr Großvater war. Ob Großmutter, Mutter oder Enkelin, das Bild des Großvaters war und ist schattengleicher Bestandteil der Identität der drei Frauen. Robert Gokls Dokumentation folgt den Spuren eines Massenmörders und seiner Nachkommen – von Wien über die ehemaligen Nazi-Konzentrationslager Majdanek und Plaszow ins Nachkriegsösterreich bis ins Europa von heute. Der Erhellung der Familiengeschichte folgte die intensive Auseinandersetzung mit dem Holocaust, aber auch ein mentaler Akt der Befreiung von einem generationenübergreifenden Trauma.
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