Salzburg: „Theologischer Preis“ an David Steindl-Rast verliehen

Renommierte Auszeichnung der „Salzburger Hochschulwochen“ würdigt „spirituellen Impulsgeber und interreligiösen Brückenbauer“ – 95-Jähriger konnte wegen COVID-19-Erkrankung den Preis nicht persönlich in Empfang nehmen

Salzburg (KAP) – Der Autor, Ordensmann und spirituelle Lehrer Br. David Steindl-Rast ist mit dem „Theologischen Preis“ der Salzburger Hochschulwochen ausgezeichnet worden. Der Preis, der das theologische Lebenswerk des 95-Jährigen würdigt, wurde am Mittwochabend in Salzburg verliehen – allerdings in Abwesenheit Steindl-Rasts, der an COVID erkrankt ist. Steindl-Rast übermittelte seine Dankesworte in Form eines Video-Interviews, das bei der Verleihung gezeigt wurde. Die Laudatio fand in Form eines Dialogs zwischen drei Begleitern bzw. Wissenschaftlern statt.

Der Preisträger sei ein „spiritueller Impulsgeber und interreligiöser Brückenbauer“ von Weltrang, hieß es in der Jurybegründung. „Sein Wirken ist darin für theologisches Nachdenken wegweisend, das sich im Horizont religiöser Pluralität orientieren will, aber nicht bloß religiöse Positionen theoretisch vergleichen, sondern wirklich ins Gespräch kommen möchte.“ Als „Meister der interreligiösen Verständigung“ sei er für viele Menschen bis heute „inspirierend“.

An der Verleihung nahmen u.a. der St. Pöltner Bischof Alois Schwarz, der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick, der Salzburger Weihbischof Hansjörg Hofer sowie der Erzabt von St. Peter, Korbinian Birnbacher, teil. Der mit 5.000 Euro dotierte Preis wurde heuer von Abt Nikolaus Poch und der Abtei der Schotten gestiftet. Entgegengenommen wurde er von P. Johannes Pausch, einem Mitbruder und früheren Prior des Europaklosters Gut Aich. Auf Wunsch von Steindl-Rast soll das Preisgeld einer Ärzte-Organisation zukommen, die in Afrika Augen-Operationen für erblindete Kinder organisiert.

Offene Spiritualität aus christlichen Wurzeln

In einer dialogisch gestalteten, von Hochschulwochen-Obmann Martin Dürnberger moderierten Laudatio würdigten P. Pausch, die Nachwuchs-Theologin Sarah Pieslinger und der Salzburger Religionswissenschaftler Prof. Martin Rötting das Werk Steindl-Rasts. Dieses zeichne sich durch die besondere Gabe des Benediktiner-Mönchs aus, aus der eigenen christlichen Tradition zu schöpfen und zugleich diese Tradition in eine Sprache zu übersetzen, die selbst religiös unmusikalischen Menschen etwas sage, zeigten sich die Laudatoren einig.

Pausch unterstrich sichtlich bewegt, er habe „erst durch Br. David glauben gelernt“. Die Theologin Pieslinger, die über Br. David Steindl-Rast ihre Dissertation schreibt, ordnete den Geehrten in eine Reihe internationaler „spiritueller Influencer“ ein. Dabei zeichne sich Steindl-Rast dadurch aus, dass er es verstehe, „Menschen eine Lebensspiritualität zu vermitteln“, die zwar aus dem Christlichen schöpfe, aber doch eine große Offenheit auch für andere religiöse Traditionen zeige. Rötting zeigte auf, dass die spritiuelle Anschlussfähigkeit Steindl-Rasts nicht auf einer „Allerwelts-Spiritualität“ fuße, sondern „zutiefst benediktinisch“ sei. Ihn habe dabei stets die „Klarheit und Schlichtheit“ beeindruckt, mit der Steindl-Rast „tiefe religiöse Einsichten in eine Sprache bringt, die jeder versteht“.

Steindl-Rast: „Ganzes Leben ist Theologie“

Der Ausgezeichnete bedankte sich für die Ehrung in Form eines voraufgezeichneten Videos, in dem er zugleich im Gespräch mit P. Pausch auf Grundlagen seiner eigenen Theologie einging. „Je mehr ich darüber nachdenke, desto klarer wird mir, dass das ganze Leben letztlich Theologie sein sollte“, führte Steindl-Rast aus – und zwar in dem Sinne, dass das Leben ein „großes Geheimnis“ darstelle, dem sich gläubige wie nicht-gläubige Menschen gleichermaßen nähern könnten. Diese Gemeinsamkeit gelte es in der Theologie, in der Pastoral sowie im interreligiösen Dialog zu pflegen und immer wieder neu zu entdecken.

Biografische Notizen

Br. David Steindl-Rast wurde am 12. Juli 1926 in Wien geboren. Er studierte an der Akademie der Bildenden Künste und an der Universität Wien. Nach seiner Promotion in Psychologie und Anthropologie übersiedelte er in die USA, wo er seit 1953 dem Benediktinerkloster Mount Saviour im Staate New York angehört. Er war Mitbegründer des „Center for Spiritual Studies“ und ist seit 1966 im interreligiösen Dialog engagiert. Weltweit haben sich Menschen seinem Netzwerk www.dankbar-leben.org angeschlossen. Er ist bis heute viel gefragter Referent, Redner und Autor. Er lebt abwechselnd in den USA und im Europakloster Gut Aich bei Salzburg. Zuletzt erschien von David Steindl-Rast 2021 das Buch „Orientierung finden. Schlüsselworte für ein erfülltes Leben“.

Nach zwei Jahren, in denen die „Salzburger Hochschulwochen“ vorwiegend digital abgehalten wurden, findet die renommierte Salzburger Sommeruniversität heuer wieder „analog“ und live vor Ort statt: Noch bis 7. August diskutieren renommierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler unter dem Titel „Wie geht es weiter? Zur Zukunft der Wissensgesellschaft“. (Infos:
www.salzburger-hochschulwochen.at)

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