Borealis-Verkauf: Offener Brief des NÖ Bauernbundes an ÖBAG-Vorständin Edith Hlawati

Obmann LH-St. Stephan Pernkopf und Dir. Paul Nemecek sehen die Versorgungssicherheit als Hauptziel und setzen weitere Schritte gegen den geplanten Verkauf der Düngemittelsparte.

Der Niederösterreichische Bauernbund wendet sich hiermit mit einem offenen Brief an die Vorständin der Österreichischen Beteiligungs AG (ÖBAG), Edith Hlawati:

SEHR GEEHRTE FRAU DR. HLAWATI,

mit größter Sorge um ein österreichisches Paradeunternehmen und einen zentralen Kernversorger der österreichischen Landwirtschaft sehen wir uns als Niederösterreichischer Bauernbund verpflichtet, folgende Zeilen an Sie zu richten.

Seit einigen Monaten wird zu unserem völligen Unverständnis und Erstaunen offen am Verkauf der Düngemittelsparte der Borealis, ohne die dafür strategischen Überlegungen zu kommunizieren, gearbeitet.

Nachdem ersten Verhandlungen mit einem russisch-schweizerischen Konzern offenbar gescheitert sind, will man nun an einen tschechischen Konzern verkaufen, wiederum ohne strategische, für uns nachvollziehbare Gründe.

Zudem nährt die sprunghafte Verdoppelung des Kaufpreises binnen weniger Monate auf über 800 Millionen Euro Zweifel an der Seriosität des Prozesses.

Die Gründe für den Verkauf sind uns und einem Gutteil der österreichischen Bevölkerung völlig schleierhaft. Das Unternehmen ist weder in der Krise, noch braucht es frisches Kapital. Ganz im Gegenteil: Binnen eines Jahres konnte der Gewinn deutlich erhöht werden und das Unternehmen und gerade die Düngemittelsparte florieren. Sie sind für den österreichischen Standort, sowie für die Versorgung der heimischen Landwirtschaft immanent wichtig.

Wieso will man nun solch einen positiven Bereich eines heimischen Vorzeigeunternehmens an ein internationales Konzernnetzwerk veräußern, dessen vermeintliche Standortgarantien man zumindest in Zweifel ziehen muss?

Zumal eben genau dieses Konzernnetzwerk, der tschechische Agrofert-Konzern, vor kurzem erst einen Produktionsstopp im deutschen SKW Stickstoffwerk Piesteritz bei Wittenberg verkündete. Wie wollen Sie also sicherstellen, dass nach Piesteritz nicht auch das österreichische Werk in Linz stillgelegt werden wird?

Wieso unsere eigene Stärke aufgeben, uns in fremde Abhängigkeiten begeben und damit eine Vielzahl an heimischen Arbeitsplätzen gefährden?

Und vor allem: Wie wollen Sie eine Gefährdung unserer Versorgungssicherheit ausschließen?

Wir appellieren in höchstem Maße an Sie, die Gründe für einen Verkauf nochmals zu hinterfragen und den Prozess zu stoppen. Es erscheint auch kritisch, dass der Deal bereits vor drei Monaten offiziell präsentiert wurde, jedoch bis dato noch keine Anmeldung bei der EU-Wettbewerbsbehörde erfolgt ist.

Daher ersuchen wir Sie eindringlich, Ihrer Verpflichtung gegenüber dem österreichischen Standort, der österreichischen Wirtschaft und letztlich vor allem Ihrer Verpflichtung gegenüber der österreichischen Bevölkerung nachzukommen und in dieser Angelegenheit entsprechend tätig zu werden. Im Besonderen sollte dies gegenüber OMV-CEO und Borealis-Aufsichtsratvorsitzendem Alfred Stern eindringlich und nachhaltig zum Ausdruck gebracht werden.

Der Niederösterreichische Bauernbund wird auch weiterhin alle juristischen Möglichkeiten zum Schutz und Erhalt der Versorgungssicherheit unseres Landes und zum Fortbestand des Unternehmens sowie des Standorts prüfen lassen und vorantreiben. Besonders die Verantwortung der Vertreter der ÖBAG in diesem Unternehmen gilt es zunehmend zu hinterfragen.

Hochachtungsvoll

LH-Stv. Dr. Stephan Pernkopf                     Paul Nemecek

Bauernbundobmann                                 Bauernbunddirektor

Mag. Michael Kostiha
Pressesprecher NÖ Bauernbund
Ferstlergasse 4
3100 St. Pölten
Tel. 02742/9020-2330,
Mobil: 0664/230 318 3
Mail: kostiha@noebauernbund.at

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