Holocaust-Gedenken als Mahnung für die Zukunft

Österreichischer Gedenkdienst international gewürdigt

Der Holocaust als das schlimmste je verübte Menschheitsverbrechen darf nie vergessen werden. Das war der Tenor einer Veranstaltung im Parlament, die auf Einladung von Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka „30 Jahre Gedenkdienst“ begangen wurde. Vertreter:innen internationaler Partnerorganisationen des österreichischen Gedenkdienstes bekräftigten in einer Paneldiskussion die ungeminderte Bedeutung der Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus und seinen Verbrechen, auch um weltweit Genoziden vorzubeugen. Tomasz Kuncewicz, Direktor des Auschwitz Jewish Center, brachte es auf den Punkt: Auschwitz sollte gegen Hass, Fremdenhass und Intoleranz immunisieren.

Von Moderatorin Danielle Spera nach dem Beitrag des österreichischen Gedenkdienstes in der Gedenkstätte des KZ Auschwitz gefragt, sprach Kuncewicz von einer fruchtbringenden Zusammenarbeit mit den österreichischen Gedenkdiener:innen, durch die eine Brücke zur Gegenwart geschlagen werde. Mit dem Museum in der Kleinstadt Oświęcim, die beim ehemaligen Konzentrationslager liegt und dessen Bevölkerung bis zum Krieg zu 60% aus Jüdinnen und Juden bestand, versuche man, die Reste des jüdischen Erbes der Region aufrechtzuerhalten. So sei die dortige Synagoge wieder errichtet worden. Die Aufklärung über den Holocaust verbinde das Museum in Oświęcim mit aktuellen Themen, so Kuncewicz weiter. Sein Aufruf war, immer gegen den politischen Missbrauch von diskriminierten Gruppen aufzutreten.

WELTWEITER BILDUNGSAUFTRAG

Für Tali Nates, Gründerin und Direktorin von Südafrikas Johannesburg Holocaust & Genocide Centre, berührt die Gedenkarbeit auch ihre eigene Familiengeschichte. Ihr Vater und ihr Onkel entgingen anders als andere Familienmitglieder der Ermordung im Holocaust nur deswegen, weil sie auf der Liste von Oskar Schindler standen. Bei einer kürzlich durchgeführten Holocaust-Studienreise durch Polen mit über 30 jungen Südafrikaner:innen und Österreicher:innen habe sie lebensverändernde Erfahrungen gemacht, so Nates: die jungen Menschen stellten sich der Vergangenheit, indem sie sich vertieft mit Zeitzeugnissen wie Massengräbern auseinandersetzten. Zurück in ihren Heimatländern würden die Teilnehmer:innen mit neuer Energie die Botschaft des „Nie wieder“ verbreiten, ist Nates überzeugt.

Jayne Josem, Geschäftsführerin des australischen Melbourne Holocaust Museum und ebenfalls Nachkommin von Holocaust-Überlebenden, betonte, die Einbindung der Gedenkdienerinnen und Gedenkdiener in die Museumsarbeit sei äußerst wichtig. Nicht nur würden die jungen Leute etwa bei Übersetzungen von Briefen den Familiengeschichten einzelner Opfer nachspüren. Sie trügen durch ihr Wirken auch dazu bei, dass Österreichs Bemühen, Verantwortung für die NS-Verbrechen zu übernehmen, anerkannt wird.

ÖSTERREICH HAT DAZUGELERNT

Auf ihre Praxiserfahrungen aus geleistetem Gedenkdienst gingen die beiden jungen Österreicher Jacob Anthony Bauer und Felix Loidl näher ein. Bei seinen Tätigkeiten am Tom Lantos Institut in Budapest, Ungarn, und dem Cape Town Holocaust and Genocide Centre in Kapstadt, Südafrika, sei ihm bewusst geworden, so Bauer, dass es ein klares gemeinschaftliches Auftreten gegen Antisemitismus und Rassismus braucht, um Völkermord zu verhindern. Bauers Urgroßtante war in Gugging von den Nationalsozialisten ermordet worden.

Loidl, der am Galicia Jewish Museum in Krakau, Polen, gearbeitet hat, rief gleichaltrige Österreicher:innen auf, ebenfalls einen Gedenkdienst im Ausland zu leisten. Für ihn bedeutete der Gedenkdienst einen persönlichen Beitrag zur Aufarbeitung des Holocaust. (Schluss) rei

HINWEIS: Fotos von dieser Veranstaltung finden Sie auf der Website des Parlaments.

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