Der Medicines Patent Pool (MPP) unterzeichnet Lizenzvereinbarung zur Verbesserung des Zugangs zu Nilotinib für die Behandlung von chronisch-myeloischer Leukämie
_ DIES IST DIE ERSTE AUF DIE ÖFFENTLICHE GESUNDHEIT ABZIELENDE FREIWILLIGE LIZENZVEREINBARUNG FÜR EIN KREBSMEDIKAMENT. _
Am Rande des Weltkrebskongresses, gab der Medicines Patent Pool (MPP) heute die Unterzeichnung einer freiwilligen Lizenzvereinbarung mit der Novartis AG zur Verbesserung des Zugangs zu Nilotinib bekannt. Das zweimal täglich verabreichte Medikament zur Behandlung chronisch-myeloischer Leukämie (CML) steht auf der Musterliste unentbehrlicher Arzneimittel der Weltgesundheitsorganisation (WHO EML) für die Behandlung von Erwachsenen und Kindern (ab 1 Jahr).
Durch diese Vereinbarung werden ausgewählte Generikahersteller vorbehaltlich der Genehmigung durch die jeweiligen lokalen Behörden die Möglichkeit haben, generische Versionen von Nilotinib im lizenzierten Gebiet zu entwickeln, herzustellen und zu liefern. Insbesondere umfasst die Lizenz sieben Länder mit mittlerem Einkommensniveau, nämlich Ägypten, Guatemala, Indonesien, Marokko, Pakistan, die Philippinen und Tunesien, in denen Patente für das Produkt angemeldet wurden oder in Kraft sind.
Dies ist die erste Lizenz, die MPP für eine Krebsbehandlung unterzeichnet hat. Damit lizenziert erstmals ein Unternehmen ein patentiertes Krebsmedikament über einen auf die öffentliche Gesundheit ausgerichteten freiwilligen Lizenzierungsmechanismus.
Während es bei den neuen Technologien zur Behandlung von Krebs enorme Fortschritte gegeben hat, bestehen weiterhin große Herausforderungen in vielen Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen (LMICs). Diese Länder werden im Hinblick auf den Zugang zu Krebsmedikamenten der neuen Generation, die Patienten ein besseres und längeres Leben ermöglichen könnten, mit Ungerechtigkeit konfrontiert. Fortschritte in der Behandlung, wie etwa Nilotinib, haben zu einer deutlich verbesserten Prognose für Patienten mit CML-Diagnoste beigetragen.
Charles Gore, Executive Director bei MPP, sagte: „Der Zugang zu hochwertigen Krebsmedikamenten ist ein entscheidender Bestandteil der globalen Gesundheitsreaktion auf die Krebsbelastung. Daher freue ich mich sehr über die Unterzeichnung unserer ersten Lizenzvereinbarung mit Novartis für eine dringend benötigte Krebsbehandlung in LMICs. Obwohl die verbleibende Patentlaufzeit relativ kurz ist, stellt diese freiwillige Lizenz im Bereich der nicht übertragbaren Krankheiten einen entscheidenden Präzedenzfall dar, dem hoffentlich andere Unternehmen folgen werden.“
Lutz Hegemann, President of Global Health and Sustainability bei Novartis, sagte: „Wir sind stolz darauf, mit diesem neuen Lizenzmodell mit MPP in Zusammenarbeit mit der ATOM Coalition Pionierarbeit zu leisten. Gleichzeitig wissen wir aber auch, dass die Bereitstellung eines Medikaments nur einen Teil der Herausforderung, den Zugang zu Krebsbehandlungen zu verbessern, bewältigen kann. Für generische Versionen dieses Medikaments, um diejenigen, die es brauchen, unabhängig von ihrem Wohnort zu erreichen, werden die richtigen Diagnoseverfahren und eine ausreichende Qualität der medizinischen Versorgung entscheidend sein. Aus diesem Grund haben wir zum Aufbau der neuen Koalition für den Zugang zu onkologischen Medikamenten (Access to Oncology Medicines, ATOM Coalition) beigetragen. Wir bauen auf die Unterstützung unserer Partner aus der Forschung, gemeinnützigen Organisationen und dem Privatsektor verlassen, um zur Erfüllung des Versprechens dieser Initiative beizutragen.“
Zeba Aziz, medizinischer Onkologe am Hameed Latif Hospital in Lahore in Pakistan und Mitglied der Expertenberatergruppe von MPP, sagte: „Nilotinib ist ein Tyrosinkinasehemmer der zweiten Generation. Er stellt eine großartige Alternative für Menschen dar, die gegen die Primärbehandlungsmethode Imatinib resistent oder intolerant sind, was mindestens 20 % der Fälle entspricht. Ich freue mich, dass mehr Menschen in LMICs Zugang zu diesem unentbehrlichen Krebsmedizikament haben werden.“
Benedikt Huttner, Secretary of the WHO Expert Committee on the Selection and Use of Essential Medicines, sagte: „Krebsmedikamente stellen einen großen Teil der von der WHO empfohlenen Medikamente auf den Musterlisten unentbehrlicher Arzneimittel dar. Nilotinib ist ein unentbehrliches Krebsmedikament für Erwachsene und Kinder mit imatinib-resistenter CML. Wir begrüßen diese Lizenzvereinbarung, die erste ihrer Art für Krebsmedikamente. Wir hoffen, dass dies den Beginn eines Paradigmenwechsels darstellt und dass mehr Pharmaunternehmen mit Lizenzvereinbarungen für unentbehrliche patentierte Krebsmedikamente sicherstellen, dass Patienten weltweit davon profitieren können.“
Im Mai 2022 schlossen sich Novartis und MPP[1] der Access to Oncology Medicines (ATOM) Coalition an. Dabei handelt sich um eine neue globale Initiative , die von der Union for International Cancer Control (UICC) und ihren Partnern angeführt wird. Sie zielt darauf ab, den Zugang zu unentbehrlichen Krebsmedikamenten in Ländern mit niedrigem und niedrigem bis mittlerem Einkommen zu verbessern und die Möglichkeiten zur Diagnose von Krebs und zur ordnungsgemäßen Handhabung und Überwachung der Versorgung mit diesen Medikamenten zu erhöhen. Durch MPP ermöglicht die Koalition den erschwinglichen Zugang zu Krebsbehandlungen durch nicht exklusive Lizenzen an Generikahersteller für ausgewählte Produkte und Länder.
Nilotinib wurde 2017 bzw. 2019 als Sekundärtherapie zur Behandlung von chronisch-myeloischer Leukämie, die gegen Imatinib resistent ist, zur WHO-EML bzw. EMLc hinzugefügt.
MPP wurde von Unitaid gegründet, das weiterhin der Hauptgeldgeber von MPP ist. Die Arbeit von MPP bezüglich des Zugangs zu NCDs wird zu gleichen Teilen von Unitaid und der schweizerischen Agentur für Entwicklung und Zusammenarbeit (SDC) finanziert.
Zugriff auf die Lizenzvereinbarung
Die Pressemitteilung ist auch in französischer und spanischer Sprache erhältlich (Übersetzungen von MPP).
MPP lädt zu Interessenbekundungen (EoI) von potenziellen Unterlizenznehmern für Unterlizenzen zur Herstellung und zum Verkauf von Nilotinib in dem lizenzierten Gebiet ein:
* Zugang zum EoI-Portal
* Weitere Informationen über den EoI-Prozess
Antragsfrist: 18. Dezember 2022, 23:59 Uhr MEZ
ÜBER DEN MEDICINES PATENT POOL
Der Medicines Patent Pool (MPP) ist eine von den Vereinten Nationen unterstützte öffentliche Gesundheitsorganisation. Sie zielt darauf ab, den Zugang zu lebensrettenden Medikamenten für Länder mit niedrigem und mittlerem Einkommen zu verbessern und deren Entwicklung zu erleichtern. Durch sein innovatives Geschäftsmodell arbeitet MPP mit der Zivilgesellschaft, Regierungen, internationalen Organisationen, der Industrie, Patientengruppen und anderen Interessengruppen zusammen, um benötigte Medikamente zu priorisieren und zu lizenzieren und geistiges Eigentum zu bündeln, um die Herstellung von Generika und die Entwicklung neuer Rezepturen zu fördern. Bis dato hat MPP Vereinbarungen mit 18 Patentinhabern für 13 antiretrovirale HIV-Medikamente, eine HIV-Technologie-Plattform, drei direkt wirkende antivirale Medikamente gegen Hepatitis-C, eine Tuberkulosebehandlung, eine Krebsbehandlung, vier Langzeit-Technologien, drei orale antivirale Behandlungsmöglichkeiten für COVID-19 und 12 COVID-19-Technologien unterzeichnet. MPP wurde von Unitaid gegründet, das weiterhin der Hauptgeldgeber von MPP ist. Die Arbeit von MPP bezüglich des Zugangs zu unentbehrlichen Medikamenten wird zu gleichen Teilen von Unitaid und der schweizerischen Agentur für Entwicklung und Zusammenarbeit (SDC) finanziert. Die Aktivitäten von MPP im Hinblick auf COVID-19 werden mit finanzieller Unterstützung der japanischen Regierung, des französischen Ministeriums für Europa und auswärtige Angelegenheiten und der SDC durchgeführt. Weitere Informationen finden Sie auf https://medicinespatentpool.org/. Folgen Sie uns auf Twitter, LinkedIn und YouTube.
[1] MPP wirkt als Beobachter an der ATOM Coalition mit
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