Verleihung des Europäischen Bürgerpreises 2022 in Österreich
Der Europaabgeordnete Andreas Schieder zeichnete Tierra Rigby und Theo Haas aus, die Schulsprecher, die den Widerstand gegen die Abschiebung von Tina angeführt haben
Tina, deren Mutter aus Georgien stammt, war in Wien geboren und 12 Jahre alt, als sie 2021 abgeschoben wurde. Auch die 20-jährige Sona wurde abgeschoben. Sie stand kurz vor der Matura. Für die Behörden wären diese Abschiebungen ein Routineakt gewesen, wäre nicht der lautstarke Protest der Mitschüler:innen gewesen, der neues Licht auf Österreichs Asylsystem warf. Deshalb zeichneten die österreichischen Abgeordneten im Europäischen Parlament dieses Jahr Tierra Rigby und Theo Haas, die als Schulsprecher zum Gesicht des Widerstands wurden, mit dem Europäischen Bürgerpreis aus.
„Es handelt sich hier um ein gutes Beispiel, weil es europäische Grundrechte betrifft und Werte von denen wir sprechen, wenn wir in andere Staaten blicken. Aber wir müssen auch schauen, wo in unserem österreichischen System was nicht funktioniert“, sagte Andreas Schieder, Delegationssprecher der SPÖ, die Tierra Rigby und Theo Haas für den diesjährigen Bürgerpreis nominiert hatte.
Die Preisträger bedankten sich stellvertretend für alle, die sich mit ihnen eingesetzt haben und kritisierten die österreichische Regierung scharf dafür, dass sie Menschen in Länder abschiebt, zu denen sie keinen Bezug haben, weil sie in Österreich großgeworden sind und ihr ganzes Leben hier verbracht haben. „Was sind das für Gesetze und warum haben wir sie noch“, fragte Theo Haas.
Durch das Engagement der Schüler:innen wurde eine Kinderrechtskommission eingerichtet. Helmut Sax, der als Experte für Kinderrechte Mitglied davon war, nahm ebenfalls an der Bürgerpreisverleihung teil. Er sprach sich für ein permanentes Kindeswohlmonitoring aus.
„Dieses Beispiel hat uns gezeigt, dass im Asylbereich Kinder vergessen werden und es ist besonders auszeichnenswert, dass sich gerade junge Menschen aus Gemeinschaftsgefühl einsetzen und uns zeigen, was Zivilcourage heißt“, so Andreas Schieder. „Ihr Engagement macht uns Hoffnung für die Zukunft.“
Der erste Vizepräsident des Europäischen Parlaments, Othmar Karas, sagte in seiner Grußbotschaft: „Tierra und Theo haben diese Auszeichnung im Sinne des Gründungsgedankens des Europäischen Parlaments gleich mehrfach verdient. Sie haben sich für die praktische Anwendung der EU-Grundrechtscharta stark gemacht. Ihr Engagement für besseres gegenseitiges Verständnis war zudem außergewöhnlich.“
Der Europäische Bürgerpreis wurde vom Europäischen Parlament 2008 ins Leben gerufen. Weitere Informationen finden Sie hier.
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