Oö. Volksblatt: „Zwischen den Stühlen“ (von Herbert SCHICHO)

Ausgabe vom 1. Dezember 2022

Eigentlich sollten die Grünen gerade bei „Klimaschutz“ und „Rechtsstaat“ sattelfest sein. Doch durch die Reaktionen auf die Klebe-Aktionen zeigt sich eine Doppelmoral, die Kogler, Kaineder & Co. anderswo immer eloquent geißeln. Man tat sich aber bisher mit einer klaren Positionierung zu solchen Radikal-Aktionen schwer. Zwischen den Stühlen kann man halt nicht gut sitzen. Nun wurde zumindest aus der zweiten (oder eher dritten) Reihe eine grüne Antwort gegeben. Eine „untragbare Diffamierung“ und „fragwürdiges Demokratieverständnis“ ortet der Sprecher der Grünen Jugend Linz, Tomislav Pilipovic, bei jenen Stadtpolitikern, die die Klebeaktionen der Klimaaktivisten kritisierten (siehe S. 10). Lieber Herr Pilipovic, so geht das nicht. Man kann sich zwar fragen, ob nicht der Zweck das Mittel heiligt. Aber demokratisch wird ein solches Vorgehen dadurch nicht. Und ob es der Sache — sprich dem Klimaschutz — hilft, ist mehr als fraglich. Es bringt einem halt Schlagzeilen und den Grünen ein Dilemma. Bei „Friday for Futures“ konnte man getrost aufspringen, aber auf diesen Zug? Apropos Zug: Verschärft wurde die Aktion auch dadurch, dass am Montag nicht nur geklebt, sondern auch gestreikt wurde. Und auch in dieser Causa wäre die grüne Ministerin Gewessler zuständig. Vermutlich glaubt sie aber: Reden ist Silber, Schweigen ist grün.

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