„matinee“-Doppel: Oskar-Werner-Porträt am Feiertag, Dokus über „Exil unter Palmen“ und Komponistin Martines am Sonntag

Außerdem: „Die Kulturwoche“ und „Ikonen Österreichs: Die Schneekugel“

Wien (OTS) – Zwei Kultur-„matineen“ präsentiert ORF 2 in dieser Woche: So bringt der Kulturvormittag am Feiertag, am Donnerstag, dem 8. Dezember 2022, um 9.05 Uhr das zum 100. Geburtstag von Siegfried Steinlechner gestaltete ORF-Filmporträt von Schauspielikone „Oskar Werner – Mensch und Mythos“ zum Wiedersehen. Die „matinee“ am Sonntag, dem 11. Dezember, bittet ab 9.05 Uhr Exilantinnen und Exilanten, Vergessene und Ikonen vor den Vorhang: Zum Auftakt steht die Dokumentation „Exil unter Palmen – Verbannt nach Hollywood“ von ORF-Hollywood-Experte Christian Reichhold auf dem Programm, danach das von Barbara Weissenbeck gestaltete Porträt einer weitgehend unbekannten Zeitgenossin Mozarts und Beethovens: „Marianna von Martines – Die vergessene Komponistin“ (9.45 Uhr). Auf „Die Kulturwoche“ (10.30 Uhr) mit aktuellen Berichten und Tipps folgt zum Abschluss des von Peter Schneeberger präsentierten Vormittags eine Ausgabe der Kurzreihe „Ikonen Österreichs“ (10.45 Uhr) über „Die Schneekugel“.

Donnerstag, 8. Dezember 2022: „Oskar Werner – Mensch und Mythos“ (9.05 Uhr)

Oskar Werner, geboren am 13. November 1922 als Oskar Josef Bschließmayer in Wien, wäre heuer 100 Jahre alt geworden. Er zählt unbestritten zu den herausragendsten österreichischen Schauspiellegenden der Film- und Theatergeschichte, unvergesslich und faszinierend für viele bleiben seine darstellerische Präsenz, Mimik, Gestik und vor allem seine unverkennbare Stimme. Der 1984 verstorbene charismatische Ausnahmekünstler ist für sein Genie wie auch für seine Sensibilität und künstlerische Kompromisslosigkeit bekannt, die ihn vorzeitig am Leben scheitern ließen. Ein anlässlich des 100. Geburtstags von ORF-Filmemacher Siegfried Steinlechner gestalteter Film beleuchtet „Oskar Werner – Mensch und Mythos“.

In Anlehnung an Max Reinhardt war das „wahre Theater“ Oskar Werners sein Credo. Das sogenannte Regietheater lehnte er kategorisch ab, war überzeugt von der Kraft der Darsteller/innen. Eine Kompromisslosigkeit, die ihn zunehmend in die Rolle eines „Schwierigen“ im Umgang mit Regisseuren und Theaterdirektoren brachte. Auch seine gefeierte Arbeit in Hollywood war von dieser Rigorosität geprägt. Einen Sieben-Jahres-Vertrag mit 20th Century Fox brach er schließlich ab, da er mit den angebotenen Rollen nicht einverstanden war. Zurück in Europa ließ sich Oskar Werner in Triesen, Liechtenstein nieder. Von hier aus startete er seine europäische Filmkarriere und drehte u. a. mit Georg Wilhelm Pabst, Max Ophüls oder François Truffaut. Doch die wirklich große Film- und Theaterlaufbahn scheiterte an seinen Ansprüchen, die ihn unzählige Rollenangebote ablehnen ließen. Depressionen, Alkoholprobleme, nicht durchgeführte Theaterprojekte und ein Debakel mit seinem Wachau-Festival 1983 kennzeichneten seine letzten Lebensjahre. Während der Vorbereitung für eine Lesetournee durch Deutschland versagte sein Herz am 23. Oktober 1984 in Marburg an der Lahn.

Als Quellen für Regisseur Siegfried Steinlechner dienten vor allem das Filmarchiv Austria, das Burgtheater und das Theatermuseum. Im Film lässt er berufliche Weggefährtinnen und -gefährten wie Achim Benning, Mona Seefried und Michael Heltau zu Wort kommen. Erstmals sprechen auch Oskar Werners letzte Assistentin, Michaela Kappel, und sein Freund der letzten Jahre in Krems, Robert Mayr, über ihn. Sie alle erinnern sich an einen ganz Großen ihres Lebens und finden spannende Antworten auf Fragen zwischen dem Mythos und dem Menschen Oskar Werner.

Sonntag, 11. Dezember 2022:

„Exil unter Palmen – Verbannt nach Hollywood“ (9.05 Uhr)

Viele der rund 1.500 deutschsprachigen Intellektuellen, die in den dreißiger und vierziger Jahren des 20. Jahrhunderts auf der Flucht vor den politischen Entwicklungen in Europa nach Los Angeles emigrierten, waren Schriftstellerinnen und Schriftsteller – einige von ihnen aus Österreich, wie u. a. Franz Werfel, Vicki Baum, Walter Reisch oder Friedrich Torberg. Manchen, wie Billy Wilder, George Froeschel oder George Tabori, gelang es schnell, sich den Lebens- und Arbeitsgewohnheiten ihres Exils anzupassen: Sie arrangierten sich mit dem „American Way of Life“ und fassten schon bald im Filmgeschäft Fuß. Andere hatten größere Anpassungsschwierigkeiten.

Treffpunkt der deutschsprachigen Literaturszene und Erscheinungsort des Liebhaberprojekts „Pazifische Presse“ war die berühmte Villa Aurora der Verleger Ernst Gottlieb und Felix Guggenheim, die heute im Besitz des Deutschen Kulturinstituts ist. Dort, wo jene, deren Bücher einst in Deutschland verbrannt wurden, einige Jahre lang ihre Heimat gefunden hatten, feiert das offizielle Deutschland heute vor jeder Oscar-Verleihung seine Nominierten. Die Dokumentation von Hollywood-Kenner und ORF-Filmemacher Christian Reichhold beleuchtet die herausfordernden Lebensumstände der Exilantinnen und Exilanten und lässt den Glanz der heutigen Filmszene in der Villa Aurora aufleuchten.

„Marianna von Martines – Die vergessene Komponistin“ (9.45 Uhr)

Die Wiener Komponistin Martina von Martines scheint erst seit Kurzem in der neueren Musikforschung auf, obwohl sie zu ihren Lebzeiten berühmt war und als umtriebige Salonière Musiker wie Ludwig van Beethoven förderte und unterstützte. In der von Barbara Weissenbeck gestalteten filmischen Entdeckungsreise wird ihre Geschichte mittels Reenactment zum Leben erweckt, aber auch aus der Sicht der heutigen Wiener Komponistin Johanna Doderer sowie unterschiedlicher Musikhistoriker/innen betrachtet. Der Blick auf das gesellschaftliche und musikgeschichtliche Wien im 18. Jahrhundert eröffnet eine Welt, in der es weiblichen Talenten in Musik und Kunst schwer bis unmöglich war, einen Schritt aus der zweiten Reihe sowie eine Karriere zu machen.

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