Wagner/Laschan (SPÖ): „Kämpfen wir gemeinsam gegen die Mehrklassenmedizin!“
Der Vorsitzende des Ausschusses für Soziales, Gesundheit und Sport, SP-Gemeinderat Kurt Wagner, stellt im Zuge der Debatte zur Aktuellen Stunde über den Gesundheits- und Pflegebereich klar: „Jede Wienerin und jeder Wiener wird selbstverständlich in den Wiener Krankenhäusern bestmöglich versorgt!“. Bei den Redebeiträgen der Opposition vermisst Wagner schmerzlich Objektivität.
Wagner stellt fest: „Niemand bestreitet, dass es vereinzelt Personalengpässe gibt, wie etwa in den Mangelfächern Kinder- und Jugendpsychiatrie, Anästhesie oder Pathologie“. Ein großes Problem ortet Wagner darin, dass viele Ärzt:innen nach ihrer Ausbildung nicht ins öffentliche Gesundheitswesen, sondern in die Privatmedizin gehen. Als Beispiel nennt er die Kinder- und Jugendheilkunde. Derzeit gibt es 76 Kassenärzt:innen in der Kinder- und Jugendheilkunde in Wien und 171 Wahlärzt:innen. „Es gibt in diesem Bereich also keinen Mangel, sehr wohl aber einen Mangel bei den den Kassenärzt:innen im niedergelassenen Bereich, was an Wochenenden zu Versorgungsengpässen führt. Hier springt die Stadt Wien ein und finanziert mit, obwohl sie nicht zuständig ist“.
Wagner zitiert als Beispiel die zwei Kinderambulatorien in Wien, wobei das erste zehn Jahre benötigte, um aufsperren zu können, da die Ärztekammer eine Eröffnung immer wieder verzögert und verschleppt hat. Diese haben im Unterschied zum niedergelassenen Bereich wochentags zehn Stunden geöffnet und am Wochenende halbtags.
Anschließend zieht Wagner Bilanz und fordert: „Insgesamt wurden 2021 660.000 Menschen in den Wiener Krankenhäusern ambulant behandelt. Viele dieser Behandlungen hätten auch im niedergelassenen Bereich vorgenommen werden können. Es ist daher notwendig, dass mehr Geld vom Bund in diesen Beriech fließt!“. Diese Forderung tragen alle Bundesländer mit, die Herausforderungen im Gesundheitsbereich sind überall die gleichen und kein spezielles Wiener Phänomen.
Besonders positiv hervor hebt Wagner die Primärversorgungszentren in Wien, die dazu beitragen, dass das gesamte Gesundheitsniveau in Wien und damit auch in Österreich angehoben wird.
_ZWTL.: CLAUDIA LASCHAN: „MEDIZIN ENTWICKELT SICH SEHR SCHNELL WEITER – DIE RAHMENBEDINGUNGEN MÜSSEN HIER MITHALTEN“_
Das Wiener Gesundheitswesen wird von mehreren Playern bespielt, unter anderem der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK). Die ÖGK ist für den niedergelassenen Bereich zuständig, der allerdings laut SP-Gesundheitssprecherin Claudia Laschan immer schwächer wird. Sie empört sich in ihrem Redebeitrag im Zuge der Aktuellen Stunde: „Mehr und mehr Patient:innen sind gezwungen, ihre medizinische Versorgung selbst zu bezahlen, trotz Krankenversicherung! Das ist untragbar!“ Auch die Besuche der Spitalsambulanzen steigen dadurch, was keine Dauerlösung sein dürfe. Eine gute niedergelassene Versorgung ist unbedingt notwendig! Laschan weiter: „Die Zusammenlegung der Krankenkassen war eines der wichtigsten Vorhaben der türkis-blauen Bundesregierung. Sie argumentierten mit der Einsparung von einer Milliarde – der berühmten Patient:innenmilliarde – aber diese war nur eine Fiktion. Es stellte sich nämlich heraus, dass die zusammengelegte ÖGK nun mehr teurer ist, als es die einzelnen Kassen in Summe waren. Der Rechnungshof hat sogar einen jährlichen Mehraufwand von 214 Millionen errechnet.“
Laschan betont weiter: „Die Medizin entwickelt sich, zum Wohle der Patient:innen sehr schnell weiter, aber die Rahmenbedingungen müssen sich ebenso weiterentwickeln!“. Wenn es nach der SP-Gesundheitssprecherin geht, sollte die Zusammenarbeit über die Grenzen der einzelnen Träger hinaus gestärkt werden.
Vorschläge für eine bessere niedergelassene Versorgung sind:
* Infrastruktur in Spitalambulanzen sollte in der spitalfreien Zeit für Allgemeinmediziner:innen nutzbar sein
* Chefarztpflicht abschaffen
* Unsoziales Ausleseverfahren für Medizinstudent:innen abschaffen
* Etablierung eines Patient:innenleitsystems, das kranke Menschen durch das Gesundheitssystem begleitet
Einig sind sich Laschan und Wagner in ihrem Wunsch nach einem gemeinsamen Schulterschluss aller Protagonist:innen, also Bund, Ländern, Sozialversicherungen, der Ärztekammer, der Gewerkschaft und Personalvertreter:innen: „Nur gemeinsam können wir Probleme lösen! Eine Kampagne der Ärtzekammer gegen die Wr. Gesundheitsversorgung bringt niemanden weiter und ist nicht konstruktiv.“
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